«Meine Idealvorstellung wäre ein guter Mix ohne Atomstrom», sagte Susanne Vincenz-Stauffacher im Interview mit der «NZZ am Sonntag». «Nur glaube ich langsam nicht mehr ganz daran.» Sie verschliesse sich nicht vor neuen AKWs. «Aber es muss eine neue Generation von Kernkraftwerken sein.» Bei Bedarf sollen dann auch in der Schweiz neue Kernkraftwerke gebaut werden können.
Trotzdem glaubt die FDP-Nationalrätin weiterhin an den Ausbau der Wasserkraft. «Primär sollen die bestehenden Staumauern erhöht werden. Da gilt es, mit den Umweltverbänden einen Weg zu finden, damit wir uns nicht gegenseitig ausbremsen», sagte Vincenz-Stauffacher, die im SWV die Nachfolge des in den Bundesrat gewählten Albert Rösti (SVP) antritt. «Es ist auch an uns als Verband, jetzt nicht zu überborden und jeden kleinen, idyllischen Bergbach zu stauen. Das wäre Blödsinn.»
Weniger Gewicht für kleine Umweltverbände
Vincenz-Stauffacher stört sich allerdings daran, dass alle Umweltverbände das gleiche Gewicht haben. «Eine Demokratisierung des Verbandsbeschwerderechts wäre ein guter Ansatz», sagte sie. «Kleinstverbände sollten einfach nicht die gleiche Macht haben wie breit abgestützte Organisationen.» Sonst passiere es, dass an einem runden Tisch mit den grossen Verbänden eine Lösung gefunden werden und sich ein «Miniverband» querstelle und «allen Knüppel zwischen die Beine wirft».
Beim Ausbau der Wasserkraft sollen die durch Gletscherschmelze einstehenden Gletschervorfelder nicht automatisch unter Schutz gestellt werden. Dort gebe es Potential für neue Staumauern, so Vincenz-Stauffacher. «Nicht alle Gebiete sind gleich geeignet. Aber es gibt mehrere Gebiete, in denen neue Werke sinnvoll sind.» Falls für die Versorgungssicherheit nötig, sollen zeitlich begrenzte tiefere Restwassermengen zudem möglich bleiben.