Für einen Dollar mussten zeitweise 9,66 Lira und für einen Euro 11,25 Lira gezahlt werden und damit so viel wie noch nie. Die Notenbank gab mit ihrer Zinssenkung offenbar dem Druck von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan nach.
Seitdem am Donnerstag bekannt wurde, dass die türkische Notenbank den Leitzins trotz einer hohen Inflation um 2,0 Prozentpunkte auf 16,0 Prozent gesenkt hat, verlor die Lira im Handel mit dem Euro etwa 3,5 Prozent an Wert. Seit Beginn des Jahres beläuft sich der Wertverlust im Handel mit der europäischen Gemeinschaftswährung mittlerweile auf etwa 25 Prozent.
"Der Fall der türkischen Lira ist ein Paradebeispiel für verloren gegangenes Vertrauen der Finanzmärkte", kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank die jüngsten geldpolitischen Beschlüsse in Ankara. Anstatt den Abwertungen und der hohen Inflationsrate von knapp 20 Prozent mit Zinserhöhungen zu begegnen, hätten die Notenbanker die geldpolitischen Zügel gelockert. "Vertrauensbildende Massnahmen sehen anders aus", sagte Gitzel.
Am Freitag hat die Notenbank von Russland völlig anders auf den starken Preisdruck im Land reagiert. Auch in Russland ist die Inflationsrate zuletzt gestiegen, wenngleich sie mit 7,4 Prozent bei weitem nicht so hoch ist wie die Teuerung in der Türkei. Die russischen Währungshüter haben am Freitagmittag mit einer unerwartet starken Erhöhung des Leitzinses reagiert und damit dem Kurs des Rubel im Handel mit dem Euro und dem Dollar Auftrieb verliehen.