Die türkische Notenbank hat nach einer Reihe von umstrittenen Zinssenkungen eine Verschnaufpause bei der Lockerung ihrer Geldpolitik eingelegt. Die Währungshüter hielten den Leitzins wie von Fachleuten erwartet am Donnerstag unverändert bei 14 Prozent. Man werde die Auswirkungen der jüngsten Entscheidungen beobachten und gehe davon aus, dass die Inflation abebben werde, was wiederum für Stabilität sorgen dürfte.
Man habe mit einer umfassenden Überprüfung des politischen Rahmens begonnen, um der Währung Vorrang einzuräumen und das Inflationsmandat zu erfüllen. Trotz hoher Inflation und Währungskrise hatte die Zentralbank erst Mitte Dezember den Schlüsselzins erneut gesenkt. Unter dem Druck von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan lockerte die Zentralbank die Geldpolitik seit September insgesamt um fünf Prozentpunkte.
Höchste Inflationsrate seit 20 Jahren
In der Folge kletterte die Inflation zuletzt auf 36 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit 2002. Die türkische Lira hatte 2021 zum Dollar rund 44 Prozent an Wert verloren. Analystin Maya Senussi von Oxford Economics geht vorerst davon aus, dass die Zinsen im laufenden Jahr auf dem aktuellen Niveau bleiben. Aber es gebe keine Garantie, dass die Zinssenkungen vorbei seien.
Ihr Kollege Jason Tuvey vom Analysehaus Capital Economics rechnet damit, dass die Inflation in den nächsten Monaten steigen und für den grossen Teil des Jahres bei 40 bis 45 Prozent bleiben könnte. «Wenn die Zentralbank die Zinsen jetzt nicht erhöht, gibt es jetzt wenig Grund zu der Annahme, dass sie dies in den kommenden Monaten tun wird», sagte Tuvey. Er gehe davon aus, dass der nächste Zinsschritt eher nach unten gehe als nach oben. Denn die Inflation dürfte gegen Ende des Jahres wieder zurückgehen, sofern die Lira nicht erneut zusammenbreche. VP Bank-Chefökonom Thomas Gitzel erklärte, Zinserhöhungen könnten der Währung zu einer Erholung zu verhelfen. «Dies würde die importierte Inflation dämpfen und die Bevölkerung damit finanziell entlasten.»
(reuters/me)