Generell bleibt die Lage aber auch weiterhin angespannt. Über das Wochenende hat der russische Präsident Wladimir Putin seine Atomstreitkräfte in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Der Westen hat mit verschärften Sanktionen gegen Russland reagiert. So hat die EU schwerwiegende Sanktionen gegen die russische Zentralbank in Kraft gesetzt, darunter ein Verbot von Transaktionen mit dem Finanzinstitut. Zudem werden alle Vermögenswerte der Bank in der EU eingefroren. Auch werden russische Finanzinstitute aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift ausgeschlossen.

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"Russland bekommt die Antwort auf den Einmarsch in die Ukraine und damit den Krieg jetzt am eigenen Leib zu spüren, wenn auch zunächst nur im Finanzsektor", kommentiert ein Händler. "Die verschärften Sanktionen scheinen zu wirken, denn die russische Zentralbank greift zu harten Massnahmen." So erhöhte sie den Leitzins auf 20 Prozent und will Ausländern die Veräusserung von Aktien verbieten, um einen kompletten Kollaps des Finanzsystems zu verhindern.

Doch auch für die westlichen Mächte bleibt der Krieg nicht ohne Belastungen. So werden die bereits schwachen globalen Lieferketten durch den Krieg weiter strapaziert. "Zum einen fehlen Vorprodukte, die in der Ukraine gefertigt werden, zum anderen fehlen die ukrainischen LKW-Fahrer, um eben diese Produkte zu transportieren", heisst es in einem Kommentar.

Schweizer Franken gefragt

Der SMI verliert gegen 11.10 Uhr 0,72 Prozent auf 11'901,13 Punkte. Damit steuert der Leitindex auf einen Monatsverlust von gut 2,5 Prozent zu. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,89 Prozent auf 1883,84 und der breite SPI um 0,57 Prozent auf 15'068,28 Zähler. Im SLI reicht die Spanne der Ausschläge von -5,5 Prozent bei Julius Bär bis +2,3 Prozent bei Sonova.

Im Vergleich zu den europäischen Börsen hält sich die Schweizer damit vergleichsweise gut. Sowohl der deutsche Dax als auch der französische Cac 40 sacken beide um mehr als 2 Prozent ab. Der britische FTSE 100 (-1,2%) hält sich nur etwas besser. Dagegen ziehen die Preise für Öl und Gas erneut an. Der europäische Gaspreis etwa schnellte am Morgen um ein Drittel in die Höhe. Der Ölpreis notiert um mehr als 5 Prozent höher.

Und auch an den Devisenmärkten ist eine Flucht in sichere Häfen wie den Schweizer Franken zu beobachten. Mit Kursen von 1,0314 notiert das Euro/Franken-Paar nur einen Hauch über seinem bisherigen Tagestief. Zur Erinnerung: Am vergangenen Donnerstag ist das Paar nach Ausbruch des Ukraine-Krieges kurzzeitig gar unter die Marke von 1,03 gefallen und damit auf ein Jahrestief.

Laut einem Kommentar der Commerzbank dürfte sich die SNB aktuell mit Interventionskäufen denn auch eher zurückhalten. "All das, was bisher in der Welt passiert, wirkt deutlich inflationär", heisst es. Das werde den Preisdruck erhöhen. "Und in diesem Umfeld wird der SNB ein stärkerer (und damit: disinflationär wirkender) Franken vielleicht gar nicht so ungelegen kommen."

Bankenwerte unter Druck

Dass sich der Schweizer Aktienmarkt besser hält, verdankt er in erster Linie den Kursgewinnen der beiden Schwergewichte Roche (+0,5%) und Nestlé (+0,1%). Auch Givaudan (+1,2%) als defensiver Branchenvertreter sind gesucht. Zudem greifen Investoren bei Vertretern der Gesundheits- und Lifescience-Branche zu, wie Kursgewinne von 2,3 Prozent bei Sonova, +2,0 Prozent bei Lonza und +0,7 Prozent bei Straumann zeigen.

Am entgegengesetzten Ende kommt es zu einem erneuten Abverkauf von Bankenaktien. Die Aktien der beiden Grossbanken UBS (-5,3%) und CS (-4,0%) fallen deutlich. Auch Julius Bär (-5,5%) und die Versicherer Swiss Liefe, Zurich und Swiss Re geben überdurchschnittlich stark ab.

Sie bewegen sich damit im Einklang mit den europäischen Finanzwerten, die besonders stark unter dem Ausschluss vieler Banken Russlands aus dem Swift-Zahlungssystem leiden. "Der Ausschluss russischer Banken aus dem Zahlungssystem Swift bleibt nicht ohne wirtschaftliche Folgen für den europäischen Bankensektor", erklärt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank.

Im breiten Markt geht es für Stadler Rail um deutliche 9,8 Prozent abwärts, zeitweise gar auf den tiefsten Stand seit dem Börsengang im Jahr 2019. Der Krieg in der Ukraine führe beim Zugbauer zu bedeutenden operativen Risiken, zumal die Gruppe in Weissrussland seinen zweitgrössten Produktionsstandort habe, begründen die Experten von Kepler Cheuvreux eine Abstufung der Papiere.