Der Krieg werde zwar Folgen für das Wachstum im Währungsraum haben, da die Inflation steige und das Vertrauen von Unternehmen und Verbrauchern Schaden nehme, sagte Christine Lagarde am Montag in Paris.
Selbst im "düstersten Szenario" gehe die EZB aber von einer wachsenden Wirtschaft aus, sagte Lagarde. Ein solches Szenario umschrieb Lagarde mit inflationären Zweitrundeneffekten in Form deutlich steigender Löhne, einem Boykott russischer Energie sowie einem lang andauernden und verschärften Krieg.
Lagarde wollte sich zwar nicht direkt zur Geldpolitik der EZB äussern. Sie stellte jedoch einmal mehr Unterschiede zur geldpolitischen Ausrichtung der US-Notenbank Fed heraus. Die Eurozone und die USA befänden sich in unterschiedlichen wirtschaftlichen Phasen, sagte die Französin. Ausserdem sei Europa stärker von den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs betroffen.
Die Fed hatte vergangene Woche ihren Leitzins erstmals seit dem Jahr 2018 angehoben und weitere Erhöhungen für dieses Jahr in Aussicht gestellt.
Die EZB hatte auf ihrer jüngsten Zinssitzung ein rascheres Abschmelzen ihrer konjunkturstützenden Wertpapierkäufe beschlossen, zugleich jedoch ihre Zinspolitik zeitlich vom Ende der Anleihekäufe entkoppelt und sich damit Flexibilität verschafft. Die Notenbank sieht sich einer Gratwanderung ausgesetzt, da sie einerseits die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf das Wachstum berücksichtigen muss, zugleich aber die hohe und absehbar weiter steigende Inflation in Schach zu halten hat.