Politologe Urs Bieri von gfs.bern sagte im Radio SRF, es handle sich um ein Nein in der Grössenordnung von über 70 Prozent. Die Menschen hätten sich für die Wirtschaft entschieden und Angst vor Schäden an der Wirtschaft und auch am eigenen Wohlstand gehabt. Das Thema Umweltschutz sei nicht vom Tisch und auch nicht gelöst.
Das Nein war zu erwarten gewesen. Denn in den letzten Umfragen im Auftrag der SRG sowie von Tamedia und «20 Minuten» hatten je über 60 Prozent der Antwortenden die von den Jungen Grünen lancierte Initiative abgelehnt. Und wie bei Initiativen üblich, war das Nein-Lager gegenüber vorherigen Umfragen grösser geworden.
Umbau sollte innert zehn Jahren erfolgen
Die Initiative «für eine verantwortungsvolle Wirtschaft innerhalb der planetaren Grenzen (Umweltverantwortungsinitiative)» wollte die Lebensgrundlagen erhalten und schützen. Für wirtschaftliche Tätigkeiten in der Schweiz und den Konsum sollten nur noch so viele Ressourcen genutzt werden dürfen, wie die Natur selbst ersetzen kann. Das hätte eine radikale Umstellung der Wirtschaft erfordert.
Auch der Alltag wäre tangiert gewesen: Bund und Kantone hätten dafür sorgen müssen, dass die Umweltbelastung durch Konsum und wirtschaftliche Tätigkeiten die planetaren Grenzen entsprechend dem weltweiten Bevölkerungsanteil der Schweiz nicht mehr überschreitet. Das hätte innerhalb von zehn Jahren erreicht sein müssen.
Gegner warnten vor Verarmung
Die ablehnenden bürgerlichen Parteien sowie Bundesrat und Parlament setzten sich im Abstimmungskampf durch. Sie hatten das Begehren als utopisch, unsinnig und unverantwortlich kritisiert und von einer «Verarmungs-Initiative» gesprochen. Ein Ja würde Preise explodieren lassen und dem Wohlstand zusetzen, lautete der Tenor.
Um die verlangte Umstellung zu erreichen, hätte es nach Ansicht der Gegnerschaft weitgehende Vorschriften und Verbote gebraucht. Das hätte den Wirtschaftsstandort gefährden können. Stattdessen sollte der bereits beschlossene Weg zu weniger Treibhausgasen und mehr Umweltschutz weiterverfolgt werden.
Initiativkomitee sieht «keine andere Wahl»
Auf der Verliererseite stehen neben den Jungen Grünen die SP und die Grünen. Die Klimakrise sei aktuell, und ein «Weiter so» sei keine Option, argumentierten sie und erinnerten an die wiederholten schweren Unwetter in der Schweiz im vergangenen Jahr. Die Folgen der Übernutzung der natürlichen Ressourcen seien schon heute spürbar.
«Angesichts der eskalierenden Umweltkrisen hatten wir als Jungpartei keine andere Wahl, als diese Initiative ins Leben zu rufen», sagte Magdalena Erni, Co-Präsidentin der Jungen Grünen, beim Start der Abstimmungskampagne.
Die Initiative unterstützt hatten auch Umweltorganisationen wie zum Beispiel Greenpeace, Pro Natura und Bird Life Schweiz sowie die Klimastreik-Bewegung, Uniterre und die Kleinbauern-Vereinigung. Ebenso hatte ein wissenschaftliches Unterstützungskomitee die Initiative mitgetragen.