Bei der Verkehrswende brauche es «immer wieder Prüfpunkte, die sich an den Realitäten orientieren, wie schnell sich die E-Mobilität verbreitet», sagte Blume der «Neuen Osnabrücker Zeitung» am Rande der Automesse in Shanghai.
Der VW-Vorstandschef lobte in diesem Zusammenhang den Vorstoss der EU-Kommission, einen dreijährigen Ausgleichsmechanismus für die CO2-Flottenziele von 2025 bis 2027 einzuführen. Dadurch gehe «kein Gramm an CO2-Einsparung zum Schutz des Klimas verloren», versicherte Blume. Die Hersteller erhielten aber Flexibilität, ihre CO2-Ziele zu erreichen. «Es ist ein richtiger Realitätscheck», sagte Blume der «NOZ». «Das Gleiche brauchen wir bei künftigen Meilensteinen wie 2030 und 2035.»
«Rahmenbedingungen müssen stimmen»
Zugleich forderte der VW-Chef Blume mehr Unterstützung durch die Politik. «Der Hochlauf der E-Mobilität gelingt nicht allein mit den richtigen Autos», sagte er in dem Interview. «Auch die Rahmenbedingungen müssen stimmen.» Dazu gehörten die Ladeinfrastruktur, die Energiepreise sowie «eine verbindliche Förderung der E-Mobilität».
Die EU-Kommission hatte sich Anfang April dafür ausgesprochen, den Autoherstellern statt wie vorgesehen bis Ende 2025 nun drei Jahre Zeit zu geben, um strengere Vorgaben für den CO2-Ausstoss ihrer Fahrzeuge einzuhalten. Elektroautos gelten dabei als emissionsfrei - sie können im Rahmen der Flottengrenzwerte mit anderen, klimaschädlicheren Fahrzeugen desselben Herstellers verrechnet werden.
Konzerne wie Volkswagen und Renault haben Probleme, die verschärften Abgasvorgaben zu erreichen. Sie hatten in Brüssel mehr Flexibilität gefordert, denn bei einem Verfehlen von EU-Zielvorgaben drohen Bussgelder. Über die Lockerungsvorschläge der Kommission müssen nun das Europaparlament und die 27 EU-Staaten verhandeln. Die Verhandlungsführenden könnten theoretisch weitere Änderungen an den Grenzwerten und sogar am Verbrenner-Aus für 2035 einbringen.