Die Finanzmarktaufsicht Finma hat ihre ursprünglich für den (heutigen) Dienstag angesetzte Jahresmedienkonferenz aufgrund der jüngsten Ereignisse kurzfristig abgeblasen. Vielen Fragen rund um die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS bleiben damit unbeantwortet. Den Jahresbericht 2022 veröffentlichte sie nun dennoch.
Und auch da stehen die beiden Grossbanken im Fokus. Unter anderem beschäftigten die Skandale rund um Archegos und Greensill die Behörde, wobei nicht nur die CS, sondern auch die UBS getadelt wird.
Insgesamt nahm die Finma im so genannten Enforcement 2022 über 850 Abklärungen vor - nach 763 solcher im Vorjahr. Sie schloss ausserdem 39 Verfahren ab nach 34 im Jahr 2021 - sowohl gegen Gesellschaften als auch gegen Personen. Damit nahm die Zahl der durchgeführten Abklärungen und abgeschlossenen Verfahren im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 10 Prozent zu.
«In schwerer Weise gegen Pflichten verstossen»
So erhielt etwa die Credit Suisse, wie bereits seit Ende Februar bekannt, eine schwere Rüge durch die Finma im Zusammenhang mit dem Kollaps ihrer Greensill-Fonds. Die Grossbank habe im Kontext der Geschäftsbeziehungen mit dem Financier Lex Greensill «in schwerer Weise gegen die aufsichtsrechtlichen Pflichten verstossen», hiess es nach Abschluss der Untersuchung von der Finma.
Risiken seien nicht angemessen erfasst und überwacht worden, zudem sei die CS ihren Pflichten als Asset Managerin nicht nachgekommen. Die Aufsichtsbehörde ordnete eine Reihe weiterer Massnahmen an. Ein «Aufpasser» wird die Einhaltung überprüfen.
UBS bediente «Kunden mit zweifelhaftem Ruf»
2022 war auch die Aufarbeitung der hohen Verluste, die sich 2021 aus der Kundenbeziehung mit dem US-basierten Family Office Archegos Capital Management ergeben hatten, ein Schwerpunkt. Bei der Credit Suisse sei dieses Enforcementverfahren noch nicht abgeschlossen, heisst es im am Dienstag veröffentlichten Jahresbericht der Finma.
Bei der UBS wiederum habe eine unabhängige Untersuchung durch einen Prüfbeauftragten die eigenen Erkenntnisse der Finma bestätigt. So hätten sich bei der UBS grosse Schwächen im Bereich Risikomanagement und Risikokontrolle gezeigt, heisst es im Bericht. «Die UBS ging bewusst eine Geschäftsbeziehung mit einem intransparenten Kunden mit zweifelhaftem Ruf und potenziell erhöhter Risikobereitschaft ein.» Die Rede ist von «fehlerhafter Risikoeinschätzung» über Kunden und deren Portfolios sowie «erhebliche Mängel» bei Risikomodellen.
Die UBS habe darauf zahlreiche Schwächen beheben müssen. Unter anderem mussten Kundenbeziehungen wegen mangelnder Transparenz oder unerwünschter Risikoeigenschaften aufgegeben werden. Die Wirksamkeit eingeleiteter Massnahmen werde weiterhin ein Schwerpunkt der Aufsicht bleiben.
Die UBS wird die Credit Suisse, welche nach den Skandalen in grosse Schwierigkeiten gerutscht war, übernehmen. Das war vor knapp anderthalb Wochen übers Wochenende gemeinsam mit dem Bund, der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sowie ebenso mit der Finma beschlossen worden.
(awp/gku)