In einem für die gesamte Technologiebranche richtungsweisenden Kartellverfahren muss sich Google vor Gericht verantworten. In ihrem Eröffnungsplädoyer warfen die Anwälte des US-Justizministeriums der Alphabet-Tochter Google am Dienstag vor, mit milliardenschweren Zahlungen ihre Dominanz im Markt für Internet-Suchen zu zementieren.
Den Klägern zufolge zahlt der Internet-Konzern jährlich Milliarden an Geräte-Hersteller wie Apple oder an Mobilfunker wie AT&T, damit diese ihren Kunden Google als Standard-Suchmaschine anbieten. Dies erschwere es Konkurrenten, im Markt Fuß zu fassen und sich einen Teil der weltweit mehrere Hundert Milliarden Dollar schweren Werbe-Einnahmen im Zusammenhang mit Internet-Suchen zu sichern. Sie schlagen unter anderem eine Zerschlagung des Konzerns vor.
Google wirft den Vorwurf zurück
Das Unternehmen weist den Vorwurf der Missachtung des Kartellrechts zurück. Die kritisierten Vereinbarungen mit Smartphone- oder Browser-Entwicklern seien «legitimer Wettbewerb» und kein «unerlaubter Ausschluss» von Konkurrenten. Denn die Geschäftspartner dürften auch andere Suchmaschinen fördern. Außerdem sei eine Umstellung der Standard-Suchmaschine einfach. Den hohen Marktanteil habe Google nicht durch illegale Praktiken erreicht, sondern durch die Überlegenheit des angebotenen Produkts.
Experten sehen in dem Verfahren den «Prozess des Jahrzehnts». Sein Ausgang könnte Auswirkungen auf andere Technologiekonzerne wie Microsoft, Apple oder Amazon haben, die in unterschiedlichen Bereichen jeweils eine marktbeherrschende Stellung haben. Microsoft erlitt 1998 einem ähnlichen Fall eine juristische Schlappe und entging nur dank eines anschließenden Vergleichs einer Zerschlagung. Dieses Schicksal erlitt AT&T, nachdem 1974 eine Kartellklage gegen den Telekom-Anbieter eingereicht worden war.
(reuters/mdl)