Ein voraussichtlich sechstägiger Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) legt weite Teile des Bahnverkehrs in Deutschland lahm. Der Streik hat am Dienstagabend im Güterverkehr und am frühen Mittwochmorgen im Fern- und Regionalverkehr der Deutschen Bahn begonnen.

Der Notfahrplan für den Personenverkehr sei in der Nacht auf Mittwoch stabil angelaufen, sagte eine Bahnsprecherin am Morgen am Berliner Hauptbahnhof. Wie schon bei den vorigen Streiks fallen laut Bahn ungefähr 80 Prozent der Fernzüge aus. Auch im Regionalverkehr gebe es erhebliche Einschränkungen, sagte die Sprecherin.

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Auch im Güterverkehr kommt es zu erheblichen Einschränkungen. «Auch der europäische Güterverkehr über die Alpen, Polen oder nach Skandinavien sowie die Seehäfen in Holland oder Belgien sind betroffen», teilte die Bahn mit. Bereits vor dem Streik sei ein deutlicher Mengenrückgang registriert worden, weil viele Kunden Transporte abbestellt hätten.

Unternehmen drohten harte Einschränkungen bis hin zu einzelnen Produktionsausfällen, Drosselungen und Stillständen in der Industrie, sagte Tanja Gönner, die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Deutschen Industrie, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Bei einem sechstägigen Streik ist eine Schadenshöhe von insgesamt bis zu einer Milliarde Euro nicht unrealistisch.»

Der Ausstand auf der Schiene soll bis Montagabend um 18.00 Uhr andauern. Der vierte Arbeitskampf der GDL im laufenden Tarifstreit mit dem bundeseigenen Konzern sei «der längste in der Geschichte der Deutschen Bahn», sagte die Sprecherin. 136 Stunden soll er im Personenverkehr andauern, 144 Stunden im Güterverkehr. Der Streik umfasst erstmals im aktuellen Konflikt auch ein komplettes Wochenende.

Die GDL hat für die nächsten Tage zu mehreren Streikkundgebungen aufgerufen, zu denen auch der Gewerkschaftsvorstand erwartet wird. Demonstriert werden soll am Donnerstag etwa in Stuttgart, wo GDL-Chef Claus Weselsky erwartet wird, sowie in Nürnberg, Hamburg, Erfurt und Halle/Saale. Für Freitag sind Aktionen unter anderem in Berlin und Dortmund geplant.

In einem Brief an die Bahn vom Mittwoch hat die GDL ihre Tarifforderungen erneuert und manche konkretisiert. So wird etwa ein konkreter Zeitplan für die geforderte Reduzierung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden ohne finanzielle Einbussen bis 2028 vorgeschlagen. Es ist die Kernforderung der Gewerkschaft und der Knackpunkt im Tarifkonflikt.