Sanfte Landung der Wirtschaft hin oder her, die Priorität der Zentralbanken müsse darin bestehen, die Inflation nicht zu stark greifen zu lassen, teilte die BIZ am Sonntag in ihrem Jahresbericht mit. Das Risiko einer sogenannten Stagflation schwebe über der Weltwirtschaft. Von einer Stagflation sprechen Ökonomen, wenn wirtschaftliche Stagnation und Preissteigerungen miteinander einhergehen.

In ihrem Jahresbericht vertritt die in Basel ansässige Institution die Ansicht, dass die Zentralbanken "entschlossen" und "unverzüglich" handeln müssen, um eine Rückkehr zu einer niedrigen und stabilen Inflation zu gewährleisten und gleichzeitig die Auswirkungen auf das wirtschaftliche Wachstum zu begrenzen.

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"Sicherlich wäre es besser, eine weiche Landung zu haben", sagte BIZ-Generaldirektor Agustin Carstens an einer Pressekonferenz anlässlich der Veröffentlichung des Jahresberichts. "Aber wenn das nicht der Fall ist, muss die Priorität darin bestehen, die Inflation zu bekämpfen." Es gelte zu verhindern, dass die Weltwirtschaft "in einem Regime hoher Inflation" verharre, sagte der Direktor der Institution, die als Zentralbank der Zentralbanken gilt.

Steigende Energie- und Lebensmittelpreise

Nach dem Schock der Pandemie hatten die Zentralbanken der Länder die Rückkehr der Inflation zunächst als vorübergehend betrachtet, als die Wirtschaft wieder angesprungen war. Seit der russischen Invasion in der Ukraine beschleunigte sich der Preisanstieg jedoch deutlich, was die Zentralbanken dazu veranlasste, ihre Leitzinsen abrupt zu erhöhen.

Steigende Energie- und Lebensmittelpreise treiben derzeit in vielen Ländern die Kosten für die Lebenshaltung nach oben. Leitzinserhöhungen machen Kredite teurer, was die Nachfrage und damit den Preisauftrieb bremsen kann.

Während die Europäische Zentralbank ihre Leitzinsen im Juli und September anheben will, hat die US-Notenbank letzte Woche die höchste Zinserhöhung seit 1994 vorgenommen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hob entgegen aller Erwartungen den Leitzins gleich um 0,5 Prozentpunkte auf -0,25 Prozent an.

Unterschiede zu 1970er-Jahren

In ihrem Jahresbericht befasste sich die BIZ, die regelmässig Studien zu wichtigen geldpolitischen Fragen veröffentlicht, mit der Stagflation der 1970er Jahre, als die Ölpreisschocks von 1973 und 1979 die Inflation in die Höhe getrieben hatten.

1973 hatten sich die Ölpreise innerhalb eines Monats mehr als verdoppelt - viel mehr als heute. Öl hatte damals einen viel höheren Stellenwert in der Wirtschaft, analysierte die BIZ. Zudem war die Inflation bereits vor dem Ölschock gestiegen, während die Weltwirtschaft heute eine lange Phase niedriger Inflation hinter sich hat.

Die BIZ wies aber auch auf andere Schwachstellen hin, darunter die derzeit hohe private und öffentliche Verschuldung und auf den Krieg in der Ukraine, der die Inflation nicht nur auf Öl, sondern auch auf andere Energieträger, Agrarrohstoffe, Düngemittel und Metalle ausdehne.