Wirtschaftlich hat Europa im Winter das Schlimmste abgewendet, die Perspektiven sind aber nicht rosig. Zu diesen Ergebnis kommt der Internationale Währungsfonds in seinem Ausblick für den Kontinent, den der IWF am Freitag in Washington veröffentlichte. Europa müsse sich auf niedrige Wachstumsraten bei gleichzeitig hartnäckig hoher Inflation einstellen.

In den europäischen Industriestaaten wird das Bruttoinlandsprodukt dieses Jahr nur noch um 0,7 Prozent zulegen, nachdem es 2022 noch 3,6 Prozent waren. 2024 dürften es 1,4 Prozent werden. In den Schwellenländern, bei denen Russland, Belarus, die Ukraine und die Türkei ausgeklammert werden, wird das Wachstum sich von 4,4 auf 1,1 Prozent abkühlen – und dann 2024 wieder auf 3,0 Prozent anziehen.

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Die Inflation, die auf dem höchsten Stand seit Jahrzehnten liegt, dürfte zwar zurückgehen dank niedriger Energiepreise und weniger Problemen in den internationalen Lieferketten – aber noch immer hoch bleiben. Im Schnitt sollte die Teuerung in den Industrieländern bei 5,6 Prozent liegen, in den Schwellenländern des Kontinents bei 11,7 Prozent.

IWF fordert weitere Zinserhöhungen in Europa

Die Kerninflation ohne die besonders schwankungsanfälligen Bereiche Energie und Lebensmittel werde aber auch Ende 2024 noch über den Zielen der Notenbanken liegen, prognostizierte der IWF. Die Zentralbanken sollten daher ihren Zinserhöhungskurs fortsetzen, auch die EZB für die Euro-Zone.

Der Kampf gegen die Inflation ist noch lange nicht vorbei

Günstigeren Energiepreisen sei Dank: In Europa geht die Teuerung spürbar zurück. Trotzdem bleibt es für die Geldpolitik kompliziert. ABO

Dies müsse solange geschehen, bis die Kerninflation wieder unter Kontrolle sei. Die Finanzpolitik in den meisten europäischen Ländern müsse zudem noch sparsamer werden als derzeit geplant, auch um die Inflation nicht zusätzlich anzuheizen.

«Die Dinge können ganz schnell viel komplizierter werden», warnten die IWF-Experten. Noch weniger Wachstum und eine noch höhere Inflation seien möglich wegen Engpässen auf dem Arbeitsmarkt, zunehmenden politischen Spannungen und womöglich wieder anziehenden Energiepreisen.

Weitere Energiehilfen dürften sich nur auf die Ärmsten beschränken. Ausserdem könnten sich die Finanzierungskosten schnell ändern, wie die jüngsten Probleme im Bankensektor gezeigt hätten. 

(reuters/mth)