Bei den insgesamt 68 Delikten, in denen es um Beträge von mindestens 50'000 Franken ging, wurden gemäss dem "KPMG Forensic Fraud Barometer" Fälle mit einer Gesamtschadenssumme von 567 Millionen Franken verhandelt. Die tatsächlichen Zahlen dürften laut KPMG indes wesentlich höher liegen, da viele Fälle gar nicht erst zur Anzeige gebracht werden, wie das Beratungsunternehmen betont.
Zudem enthält diese Gesamtdeliktsumme 2021 von über einer halben Milliarde Franken, die gegenüber dem Vorjahr um über ein Drittel angewachsen ist, einen 300 Millionen schweren Fall, der im Sommer 2021 verhandelt wurde. Dabei wurde eine 71-jährige Deutsche von der Strafkammer des Bundesstrafgerichts zu 45 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Sie wurde der mehrfachen Urkundenfälschung, des gewerbsmässigen Betrugs sowie Misswirtschaft schuldig befunden.
Die Bundesanwaltschaft hatte ihr vorgeworfen, als ehemalige Geschäftsführerin der 2010 Konkurs gegangen Luzerner Maschinenhandelsfirma Fera mehrere Hundert Millionen Franken ergaunert zu haben. Es handelt sich dabei um einen der grössten Schweizer Betrugsfälle, der je vor dem Bundesstrafgericht verhandelt wurde.
Privatpersonen und Manager als Täter
Am häufigsten von Wirtschaftskriminalität betroffen waren indes öffentliche Institutionen. Von den insgesamt 68 Fällen waren bei 25 Verhandlungen öffentliche Institutionen das Opfer von Wirtschaftskriminellen. In sieben Fällen kam es dabei zu Verurteilungen in Zusammenhang mit unrechtmässig erlangten Covid-19-Krediten. "Ich gehe davon aus, dass wir aufgrund eines zeitverzögerten Effekts weitere solche Fälle sehen werden", erklärte Anne van Heerden, Leiter Forensik bei KPMG.
Die Täter waren nicht nur im Fall der Luzerner Maschinenhandelsfirma Fera meistens Privatpersonen. Mit 23 von 68 aller verhandelten Wirtschaftsdelikte entfiel gemäss KPMG ein Drittel auf diese Gruppe. An zweiter Stelle folgten Angestellte in leitenden Funktionen.
In total 18 Fällen war das Management in der Täterrolle: "Die Deliktsummen verursacht durch das Management sind im Allgemeinen höher als bei Privatpersonen oder Mitarbeitenden", sagt van Heerden dazu.