Der Inflationsdruck in den USA hat überraschend zugenommen und trübt die Aussichten auf eine rasche Zinswende der Notenbank. Die Verbraucherpreise stiegen im Februar zum Vorjahresmonat um 3,2 Prozent, nach 3,1 Prozent im Januar, wie das Arbeitsministerium am Dienstag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem unveränderten Wert von 3,1 Prozent gerechnet.
«Der erneut starke Anstieg der Verbraucherpreise schockiert. Leitzinssenkungserwartungen geraten ins Wanken. Der Beginn der Zinswende im Juni ist kein Selbstläufer», meint Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. An den Terminmärkten gilt es allerdings weiterhin als wahrscheinlichstes Szenario, dass der erste US-Zinsschritt nach unten im Juni kommen wird.
Dies wohl auch, weil sich bei dem von der Notenbank stark beachteten zugrundeliegenden Inflationstrend eine leichte Entspannung abzeichnet: Die sogenannte Kernrate, bei der die schwankungsanfälligen Kosten für Energie und Lebensmittel ausgeklammert werden, sank auf 3,8 Prozent von 3,9 Prozent zu Jahresbeginn. Experten hatten allerdings mit einem stärkeren Rückgang auf 3,7 Prozent gerechnet. Der Dollar stieg nach den Inflationsdaten zunächst stark an, fiel aber später.
Zinswende vor Juni «endgültig vom Tisch»
Von Januar auf Februar zogen die Verbraucherpreise in den USA wie von Ökonomen erwartet um 0,4 Prozent an. «Die US-Inflation zeigt sich hartnäckiger als noch vor einigen Monaten gedacht», so auch die Einschätzung von LBBW-Ökonom Dirk Chlench.
Er verweist darauf, dass im Februar anziehende Preise für das Wohnen und das Tanken hauptverantwortlich für den Anstieg des Konsumentenpreisindex um 0,4 Prozent im Monatsvergleich waren. «Angesichts der ins Stocken geratenen Desinflation bei den Dienstleistungspreisen haben wir vor Kurzem unsere Inflationsprognose für das Jahr auf 3,0 Prozent angehoben und sehen uns nun durch die Februar-Zahlen bestätigt», fügte der Experte hinzu. Eine Senkung der US-Leitzinsen vor Juni dürfte aus seiner Sicht «nun endgültig vom Tisch sein».
Die US-Notenbank Federal Reserve stemmt sich mit einer straffen geldpolitischen Linie gegen die Teuerung und strebt einen Wert von zwei Prozent an. Die Inflation habe zwar deutlich nachgelassen, sagte Fed-Chef Jerome Powell jüngst im Kongress. Doch sei es nicht ausgemachte Sache, dass die Teuerungsrate in Richtung des Zielwerts der Notenbank falle. Die Währungshüter benötigten «größere Zuversicht» in einen nachhaltigen Rückgang, bevor sie die Leitzinsen senken könnten.
Nach teils aggressiven Erhöhungen pausierte die US-Notenbank mehrmals und hielt den Leitzins in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent konstant. Auch für den Zinsentscheid am 20. März erwarten Ökonomen keine Veränderung.
(reuters/dob)