Zuhören, erklären, nie die Ruhe verlieren - so zeigt sich der designierte neue Daimler-Chef Ola Källenius in der Öffentlichkeit. Die Nominierung des Schweden zum Nachfolger des langjährigen Vorstandschefs Dieter Zetsche galt seit mehr als zwei Jahren als höchstwahrscheinlich. Zur nächsten Hauptversammlung im Mai 2019 soll Källenius aufrücken. Dass der deutsche Traditionskonzern damit erstmals einem Ausländer und erstmals keinem Ingenieur das Steuer anvertraut, stört in Stuttgart niemanden. Denn der 49-jährige Ökonom hat schon viele Stationen bei dem Premiumautobauer durchlaufen, seit er 1995 als junger Controller bei Mercedes-Benz in den USA begann. Er sei ein «echter Car Guy», bescheinigte ihm Zetsche.
Ohne Ingenieurstudium
Als Leiter des Pkw-Werks in Tuscaloosa in den USA und Chef von Mercedes AMG, der Tochter für hochmotorisierte Luxuswagen, eignete er sich viel technische Expertise an. Aufsichtsratschef Manfred Bischoff sah im fehlenden Ingenieurstudium deshalb kein Hindernis dafür, dass Källenius Anfang 2017 im Konzernvorstand das Ressort Forschung und Entwicklung übernahm.
Mit diesem Posten und den vorangegangenen zwei Jahren als Pkw-Vertriebschef im Vorstand lief sich Källenius warm für Zetsches Chefsessel. Der Schwede spricht Deutsch so exzellent wie Englisch. Mit einer Schwäbin verheiratet, ist der Vater dreier Kinder schon länger in Stuttgart heimisch.
Auch Betriebsrat ist einverstanden
Der freundlich und locker wirkende, hochgewachsene Mann kann allerdings auch harte Entscheidungen durchziehen. So strukturierte er den Mercedes-Vertrieb um, baute Personal ab und verkaufte Niederlassungen, was unter den Beschäftigten für Aufruhr sorgte.
Doch auch der Betriebsrat ist mit dem Schweden völlig einverstanden. «Bisher verlief die Zusammenarbeit zwischen Ola Källenius und den Arbeitnehmervertretern selbst bei kritischen Themen konstruktiv, und wir erwarten deshalb, dass dies auch in neuer Konstellation so bleibt», erklärte Betriebsratschef Michael Brecht. Källenius sei mit seiner Erfahrung «bestens» für den Vorstandsvorsitz geeignet.
Loslösen von Zetsche
Auch unter Autoanalysten löst die Personalie Beifall aus. Källenius könne einen Aufbruch sehr gut verkörpern, erklärte Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. «Er ist jung, intelligent, hat ein gutes Auftreten, und ist schlicht auch ein anderer Typ als viele Topmanager in der Autoindustrie - offener und international.»
Als neuer Konzernlenker ab Mai 2019 muss sich der Manager noch freischwimmen vom Vorgänger Zetsche, der zwei Jahre lang pausieren und 2021 Aufsichtsratsvorsitzender werden will. Doch Källenius habe sich schon eine gute Position aufgebaut, sagte Christian Ludwig, Autoanalyst vom Bankhaus Lampe. «Ich glaube nicht, dass Källenius nur eine Marionette von Herrn Zetsche sein wird.»
(reuters/ccr)