Die Behandlung in Ihrer Klinik kostet pro Woche mindestens 117'300 Franken. Ist das nicht etwas übertrieben?

Sie dürfen sich unsere Organisation nicht als eine Klinik in einem Gebäude vorstellen. Unsere Kunden und Kundinnen werden einzeln in sehr komfortablen Villen am Ufer des Zürichsees und in Genf untergebracht und wohnen dort in der Regel mit einem Koordinator, der die Gäste individuell betreut und sich um alle Termine mit Ärztinnen, Psychologen oder um alles, was sonst noch wichtig ist, kümmert. Zudem bieten wir dadurch eine absolut geschützte Privatsphäre, die unseren Kunden und Kundinnen sehr wichtig ist.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Wäre Ben Affleck ein typischer Kunde? Er war bekannt für seine Alkoholprobleme. 

Dazu können wir keinen Kommentar abgeben. Aber ja, wir unterstützen auch Menschen auf ihrem Weg zur Bewältigung von Suchtproblemen. 

Wie lange bleiben Ihre Gäste in der Regel?

Normalerweise etwa vier bis fünf Wochen. 

Was bekommen sie konkret für ihr Geld?

Ein Kunde sagte einmal zu mir, unsere Behandlung sei ein Geschenk für ein neues Leben. Das hat mich tief berührt. Kurz gesagt: Unsere Firma basiert auf einem ganzheitlichen Ansatz, bei dem der Mensch im Mittelpunkt steht. Wir kombinieren Präzisionsmedizin, Psychiatrie und Gastfreundschaft auf höchstem Niveau. Unser Ziel ist es, nicht nur Symptome zu behandeln, sondern die zugrunde liegenden Ursachen zu identifizieren und zu beheben. Wir arbeiten mit den besten Ärzten und Spezialistinnen zusammen, die individuell auf die Bedürfnisse unserer Klientinnen und Klienten eingehen. Es geht darum, die beste Version seiner selbst zu werden und langfristig gesund und glücklich zu leben.

Zur Person

Eduardo Greghi ist der CEO, Chairman und Eigentümer von The Kusnacht Practice (TKP). Greghi erwarb die Ursprungsgesellschaft 2015 und baute sie zu einer weltweit führenden exklusiven Klinik für Suchterkrankungen aus. Er spricht fliessend Portugiesisch, Englisch, Deutsch, Italienisch und Spanisch.

Warum werden Menschen abhängig?

Manche Leute brauchen Medikamente zum Schlafen, weil sie ein stressiges Leben führen oder mit Angstzuständen zu kämpfen haben. Viele Probleme fangen mit dieser Art der Selbstmedikation an. Niemand wird süchtig, weil er zu viel feiert. Das Gleiche passiert mit Alkohol: Die Leute glauben, dass man sich manchmal besser fühlt, wenn man trinkt. Oder man nimmt irgendwelche anderen verschreibungspflichtigen Medikamente oder Drogen. Das Gehirn gewöhnt sich daran, und so wird das Verhalten Teil des limbischen Gehirns. Deshalb müssen wir die zugrunde liegenden Ursachen behandeln. Was bringt jemanden dazu, Angst zu fühlen, die ihn wiederum dazu bringt, sich selbst zu medikamentieren, was dann in einer Konsumstörung mündet?

Und wie können Sie helfen?

Zum einen ist es wichtig, den richtigen Therapeuten für die Kundin oder den Kunden auszuwählen; hier hilft unsere Erfahrung. Und wir setzen beispielsweise auch eine ergänzende Therapie ein. Wenn ich also weiss, dass Sie Tennis mögen, bringe ich einen Tennistrainer mit. Ich weiss, dass Sie gerne schwimmen, also holen wir eine Schwimmtrainerin. Sie singen gerne, also organisieren wir einen Gesangscoach. Wenn Sie ein Hautproblem haben, bringen wir Sie zu einer ausgezeichneten Dermatologin. Wenn Sie Probleme mit den Zähnen haben, gehen wir zum besten Zahnarzt. Wir untersuchen einfach alles. Wir sind dazu übergegangen, nicht mehr nur die Symptome zu behandeln oder Ihnen zu helfen, von den Medikamenten wegzukommen, sondern wirklich zu schauen, was die zugrunde liegenden Ursachen des Problems sind – nicht nur psychologisch, sondern auch physisch, somatisch. Wir machen Ultraschalluntersuchungen der Organe, Bluttests, Urinuntersuchungen, Epigenetik, Nutrigenetik und Pharmakokinetik. Wir wollen erfahren, was mit Ihren Nebennieren los ist, also machen wir Speicheltests. Wir messen Schwermetalle im Körper und im Gehirn, die sich auswirken können. Wir haben den Ganzkörpertoxizitätstest, bei dem wir prüfen, ob Sie Mikrotoxine, zum Beispiel aus Schimmel, Mikroplastik, Pestiziden, Herbiziden, aus der Kleidung oder aus der Nahrung haben. Ich selbst habe bei meinem Test festgestellt, dass ich Chemikalien in meinem Körper hatte, die aus der Reinigung meiner Hemden stammten.

Haben alle Ihre Kundinnen und Kunden ein gravierendes Suchtproblem?

Nein, nicht alle. Sehr häufig kommen auch Menschen zu uns, die nicht direkt erkrankt sind, aber sich nicht wirklich wohlfühlen. Was ich beobachten kann, ist, dass die Leute heute die Probleme früher erkennen. Wir haben also Kunden, die nicht erst kommen, wenn es fast zu spät ist. Wir helfen ihnen dann mit unserem ganzheitlichen Einsatz, wieder ihre Mitte zu finden und mögliche physische und psychische Ursachen ihres Unwohlseins zu ermitteln und zu behandeln.

Greghi will 2025 ein neues Angebot zu erschwinglichen Preisen anbieten.

Greghi will 2025 ein neues Angebot zu erschwinglichen Preisen anbieten.

Quelle: Anne-Gabriel Juergens

Sie stammen aus Brasilien, was führte Sie nach Zürich?

Mein Weg verlief alles andere als gradlinig. Ich bin in Brasilien auf einem Bauernhof in Mococa aufgewachsen, einer kleinen Ortschaft in der Nähe von São Paulo, wo das Leben einfach, aber hart war. Wir pflanzten dort Bohnen und Mais an. Im Jahr 2002 zog ich mit nur 50 Pfund in der Tasche nach England.

Warum wollten Sie Brasilien verlassen?

Ich habe vor mehr als zwanzig Jahren ein Buch gelesen, das mein Leben verändert hat: «Denke nach und werde reich» von Napoleon Hill. Besonders ein Satz hat es mir angetan: «Wenn man positiv denkt und an seine Ziele glaubt, dann kann man alles erreichen und sich eine neue Zukunft aufbauen.» 

Das klingt fast zu einfach, um wahr zu sein.

Bei mir hat es funktioniert. In London arbeitete ich in einem italienischen Restaurant. Anschliessend führte mich mein Weg ins Facility-Management, und schliesslich kam ich nach Deutschland, wo ich in Passau an der Volkshochschule Deutsch lernte. Mein Ziel war immer, meiner Familie ein besseres Leben zu ermöglichen. 2007 zog ich dann in die Schweiz, und Zürich bot mir die besten Möglichkeiten, meine Träume zu verwirklichen.

Was haben Sie in der Schweiz gemacht?

Ich habe in der Gastronomie gearbeitet sowie am Empfang und als Sales-Consultant eines Fitnesscenters – das war meine erste Begegnung mit dem Gesundheitsbereich, wenn man so will. Danach war ich als Broker bei einem kanadischen Rohstoffhandelsunternehmen und als Geschäftsführer einer Zürcher Immobiliengesellschaft tätig.

Wie wurden Sie zum Mehrheitseigentümer von The Kusnacht Practice?

Ich lernte einen Zürcher Psychologen kennen, der auf der Basis der Lehre des berühmten Schweizer Psychiaters Carl Jung – er begründete 1913 die analytische Psychologie und war ein Freund von Sigmund Freud – ein bis zwei Patienten im Jahr sehr individuell zu Hause betreute. Zur Abrechnung seiner Leistungen hatte er eine Firma gegründet und sie im Andenken an Jungs Wohnort Kusnacht Practice genannt. Ich hatte die Idee, dieses Modell auszubauen und zu perfektionieren, und es ergab sich, dass ich ihm die Firma abkaufen konnte. Ich hatte mir Geld für den Kauf geliehen, und so fing alles an.

The Kusnacht Practice

The Kusnacht Practice ist eine exklusive Klinik in der Schweiz, die sich auf die Behandlung von psychischen Erkrankungen, Abhängigkeiten und persönlichen Krisen sowie auf innere Medizin und Langlebigkeit spezialisiert hat. Sie bietet ein individuelles und diskretes Betreuungsmodell mit massgeschneiderten Therapieprogrammen, die sowohl körperliche als auch psychische Gesundheitsaspekte berücksichtigen. Die Klinik ist bekannt für ihren ganzheitlichen Ansatz, der neben therapeutischer Unterstützung auch medizinische Betreuung, Ernährung, Fitness und Lifestyle-Coaching umfasst. Mit einer intensiven Eins-zu-eins-Betreuung richtet sich The Kusnacht Practice vor allem an eine anspruchsvolle Klientel, darunter internationale Persönlichkeiten und Geschäftsleute, die auf höchste Diskretion und Luxus setzen. Die Klinik hat rund hundert fest angestellte Mitarbeitende und Ärzte.

Eine HBOT-Chamber für die hyperbare Sauerstofftherapie.

Eine HBOT-Chamber für die hyperbare Sauerstofftherapie.

Quelle: ZVG

Würden Sie rückblickend in Ihrer Karriere Dinge anders machen?

Wenn ich ehrlich bin, hätte ich in den Anfangsjahren mutiger investieren sollen. Ich war sehr vorsichtig und wollte sicherstellen, dass jeder Schritt gut überlegt ist. Heute weiss ich, dass man manchmal einfach springen muss, ohne zu wissen, ob es klappt. Aber jeder Schritt, den ich gemacht habe, hat mich etwas gelehrt. Es gab auch Misserfolge, wie ein anderes Projekt, das ich hier in Zürich gestartet hatte und das nicht funktionierte. Aber ich habe daraus gelernt, und diese Lektionen fliessen in meine tägliche Arbeit ein. Der Schachspieler Emanuel Lasker sagte einmal: «Ohne Scheitern gibt es keine Brillanz.»

Wie soll es mit Ihrer Firma weitergehen?

Ich möchte, dass wir uns weiterentwickeln und neue Angebote schaffen, wie zum Beispiel medizinische Untersuchungen für Gäste, die nicht wochenlang bleiben müssen und einfach eine erste 360-Grad-Übersicht über ihre aktuelle Gesundheit wünschen. Wir planen das für Anfang nächsten Jahres.

Ein Abschied vom exklusivsten Segment?

Nein, eine Ergänzung. Es ist mir wichtig, dass unsere Firma weiterhin für Exzellenz und Individualität steht. Aber ich träume davon, mehr Menschen zu inspirieren und ihnen zu helfen, ein besseres Leben zu führen – sei es durch unsere Arbeit oder durch das Teilen meiner eigenen Geschichte. Meine grösste Motivation ist, Menschen zu zeigen, dass sie Grosses erreichen können, egal, wo sie anfangen. Wenn ich durch meine Arbeit oder meine Geschichte auch nur eine Person dazu bringen kann, an sich selbst zu glauben und ihren Traum zu verfolgen, dann habe ich mein Ziel erreicht.

Noch ein Rat für unsere Leserschaft?

Ja, ich möchte ihr sagen, dass es sehr wichtig ist, an sich selbst zu glauben und auch einmal Hilfe anzunehmen. Manchmal ist es das grösste Geschenk, sich selbst die Erlaubnis zu geben, innezuhalten und sich auf das eigene Wohlbefinden zu konzentrieren.

Dieser Artikel ist im Millionär, dem Magazin der «Handelszeitung», erschienen (Dezember 2024).