Ein paar Jahre lang herrschte Ruhe an der Front der Zusatzversicherungen. Doch damit ist es jetzt vorbei. Wer bei einem Spitalaufenthalt privat oder halbprivat versichert sein will, muss künftig tiefer ins Portemonnaie greifen. Per 2018 kündigen die Krankenkassen erstmals seit 2012 wieder Prämienerhöhungen an, wie eine Umfrage der BILANZ bei den sechs grössten Zusatzversicherern zeigt, die zusammen rund 62 Prozent des Marktes unter sich aufteilen (siehe Tabelle).
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Die individuellen Prämienanpassungen variieren stark und hängen von der Versicherungsdeckung, Alter, Geschlecht und Wohnkanton ab. Den höchsten Prämiensprung müssen Kunden der Visana hinnehmen: Die Erhöhung betrage durchschnittlich zehn Prozent, hält Sprecher David Müller fest.
Ursache sind die steigenden Leistungskosten
Am anderen Ende der Skala steht die CSS: Sie verlangt im Schnitt zwei bis vier Prozent mehr. Die Helsana nennt keine Zahlen, sondern spricht von einem Aufpreis im «tiefen einstelligen Prozentbereich».
Bei der Begründung für den Prämienschub sind sich die Kassen einig: die anhaltend steigenden Leistungskosten – hauptsächlich bedingt durch die Mengenausweitung, wie Stefan Heini von der Helsana ergänzt. Laut CSS-Sprecherin Christina Wettstein ist der «Haupttreiber bei den Spitalkosten im Zusatzversicherungsbereich die Entwicklung der Belegarzthonorare».
Spitalfinanzierung 2012 ohne Wirkung
Eigentlich hatten die Versicherten gehofft, dass die Prämien für die Zusatzversicherung mit der Einführung der neuen Spitalfinanzierung 2012 sinken würden, wurden damit doch Kosten zur Grundversicherung und zu den Kantonen verschoben. Die Prämien sind zwar kurzfristig gesunken – doch nur für ein paar Jahre und weniger stark als erwartet.
«Leider hat sich in der Spitallandschaft nicht die erwartete Dynamik eingestellt», sagt Wettstein. «Es ist zu keiner Bereinigung in der fragmentierten Spitallandschaft gekommen.» Und zu keinem Effizienzschub. Die Kantone halten nicht nur an ihrer Spitalstruktur fest, sondern haben zum Teil die Subventionen noch ausgebaut. Die Folgen sind Überkapazitäten und hohe Kosten. Heinis Fazit: «Momentan steigen die Kosten wieder ungebremst an, sodass Prämienerhöhungen notwendig sind.»
Swica ist die Ausnahme
Nur bei der Swica nicht. Die Prämien für Spitalversicherungen blieben unverändert, sagt Sprecherin Silvia Schnidrig. In einigen Kantonen würden sie gar leicht gesenkt.
Swica führt ihre Sonderstellung auf mehrere Faktoren zurück: auf ihre digitale Plattform inklusive Bonusprogramm, auf die im Juli 2017 neu geschaffene Einheit, die Privat- und Halbprivatpatienten beim Spitalaufenthalt «begleitet», und auf die gute Taktik bei der Tarifaushandlung mit Spitälern.
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