Die Begrenzung der globalen Erwärmung, Null-CO₂-Emissionen, die Reduktion der Abfallberge. Die letzten Jahre waren geprägt von vielerlei Ankündigungen und vollmundigen Versprechungen, denen aber in den wenigsten Fällen konkrete Taten folgten.
Der Grund für das Ausbleiben konkreter Massnahmen liegt grösstenteils darin, dass die von den Staaten an der Pariser Klimakonferenz getroffene Vereinbarung keine verbindlichen Massnahmen oder Budgets vorsah, mit denen zum Beispiel die Energiewende hätte umgesetzt werden können.
2021 könnte der Kampf gegen die globale Erwärmung jedoch eine neue Dimension annehmen, und zwar aufgrund des Auftauchens eines Überraschungsgastes: Covid-19.
Grüner Wasserstoff für die Energiewende
Angesichts der Pandemie hat Europa nämlich ein 750 Milliarden Euro schweres Konjunkturprogramm beschlossen, von dem fast 30 Prozent in die Umsetzung der Energiewende fliessen sollen.
Um das für 2050 gesteckte Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, setzt Europa auf die Herstellung von grünem Wasserstoff oder von solchem, der vollständig aus erneuerbarer Energie produziert wird.
Der grüne Wasserstoff soll dabei durch die Elektrolyse von Wasser gewonnen werden. Statt auf Kohleverbrennung mit hohem CO₂-Ausstoss zu setzen, soll die dazu benötigte Energie durch Windturbinen oder Sonnenkollektoren erzeugt werden.
Nicolas Mougeot ist Head of Global Trends and ESG Advisory bei CA Indosuez Wealth Management.
Dazu will die Europäische Union bis ins Jahr 2030 Produktionskapazitäten von 40 Gigawatt aufbauen und zusätzlich die gleiche Menge importieren. Im Vergleich dazu: Heute beträgt die Produktion gerade mal 1 Gigawatt.
Mit 80 Gigawatt zurück in die Zukunft für 60 Millionen Haushalte
Laut Dr. Emmett Brown, alias «Doc» im Film «Zurück in die Zukunft II», benötigt man 1,21 Gigawatt Elektrizität, um in einem DeLorean durch die Zeit reisen zu können. Im Hier und Jetzt entspricht 1 Gigawatt etwa dem Jahresverbrauch von 750'000 Haushalten.
In etwas weniger als zehn Jahren könnte somit die anvisierte Menge von 80 Gigawatt an erneuerbarer Energie aus Wassersoff etwa 60 Millionen europäische Haushalte versorgen.
Darüber hinaus erwartet die Europäische Kommission, dass sauberer Wasserstoff im Jahr 2050 etwa 24 Prozent des weltweiten Energiebedarfs abdecken und dabei einen Jahresumsatz von rund 630 Milliarden Euro erzielen wird.
Allerdings werden die für die Herstellung von erneuerbarem Wasserstoff benötigten Investitionen ebenfalls enorm sein. Allein für Europa rechnet man bis 2025 mit Kosten zwischen 180 bis 470 Milliarden Euro.
«Build Back Better» mit Wasserstoff
Natürlich werden weder die Vereinigten Staaten noch China dem alten Kontinent das Feld einfach so überlassen. So hat Joe Biden, der im Januar ins Weisse Haus eingezogen ist, Wasserstoff bereits als eine der tragenden Säulen seines «Build Back Better»-Plans bezeichnet.
Und auch China hat in seinem ab 2021 geltenden Fünfjahresplan umfassende Massnahmen angekündigt, die den Führungsanspruch des Landes auch auf diesem Gebiet sichern sollen.
Auch wenn das Jahr 2020 aufgrund der Covid-19-Pandemie in trauriger Erinnerung bleiben wird, so könnten die Ereignisse doch dazu führen, dass viele Staaten 2021 nun ihren Versprechungen Taten folgen lassen und den notwendigen Wandel ihrer Energie- und Wirtschaftspolitik angehen und umsetzen werden.
- Lohnt sich jetzt noch der Einstieg bei Wasserstoff-Aktien? Mehr hier.
- «Breakthrough Technologies»: 10 bahnbrechende Technologien für das Jahr 2021. Mehr hier.
- Warum der Hype um grüne Aktien weiter wächst. Mehr hier.