Die Vespa gehört zu Italien wie die Pizza und das Kolosseum. Der Kultroller aus der Toskana feiert am 23. April seinen 70. Geburtstag. Altersfalten sind bei dem populären Zweitakter nicht zu befürchten, die «Wespe» bringt heute genauso wie in den fünfziger Jahren noch ganze Generationen auf die Räder.
Der runde Geburtstag der Vespa wird in diesem Monat in Pontedera bei Pisa, Heimatort des populären Motorrollers, gross gefeiert. Vespa-Fans aus aller Welt treffen sich vom 23. bis 25. April vor dem Produktionswerk Piaggio, dem Hersteller der Vespa, um auf das Jubiläum anzustossen. Events, Feierlichkeiten, Motorroller-Rennen und Musik sind an diesem Wochenende geplant.
Grosses Treffen der Vespa-Fans
Am 22. April wird im Piaggio Museum die Ausstellung «Auf Reisen mit der Vespa: Ein 70 Jahre langes Abenteuer» eingeweiht. Am 23. April öffnet Piaggio die Tore seines Produktionswerks. Vespa-Fans werden Touren in der Umgebung von Pontedera unternehmen. Am 24. April ist dann eine Vespa-Parade durch die Strassen der Stadt geplant.
«Wir erwarten Vespa-Fans aus ganz der ganzen Welt und bereiten uns zu ihrem Empfang aufs Beste vor», berichtete Pontederas Bürgermeister Simone Millozzi. Anlässlich des Geburtstags wird Piaggio ein neues, vollkommen automatisiertes Werk zur Lackierung der Motorroller einweihen. Damit soll die Vespa, die bisher 18 Millionen Mal verkauft wurde, ihren Siegeszug weltweit fortsetzen.
Simpel und genial
Mit dem Startschuss zur ersten Serienproduktion der Vespa 98cc begann 1946 ihre Erfolgsstory. Entworfen wurde der Kultroller vom italienischen Ingenieur Corradino D'Ascanio, der eigentlich Hubschrauber bauen wollte.
Als ehemaliger Konstrukteur von Kriegsflugzeugen wollte er ein einfaches, sparsames und leicht benutzbares Fahrzeug anfertigen und konstruierte auf einem vom Krieg zerstörten Fabrikgelände in Pontedera im Auftrag des Unternehmers Enrico Piaggio etwas Neuartiges. Es entstand ein für jedermann erschwingliches Transportmittel, ebenso simpel wie genial. «Das sieht ja aus wie eine Wespe», kommentierte Piaggio, als er den Prototyp erstmals sah. Die «Vespa» war geboren.
Hollywood gibt Schützenhilfe
In der Nachkriegszeit, in der es praktisch überhaupt keine funktionierenden öffentlichen Verkehrsmittel gab, veränderte der wendige und praktische Zweitakter binnen kurzer Zeit den Alltag der Italiener. Die Vespa wurde damals vor allem wegen ihres Gebrauchswertes als billiges Transportmittel geschätzt. Verliebte sausten auf der «Wespe» eng umschlungen durch römische Gassen, andere transportierten auf dem Trittbrett Erdäpfel- oder Zementsäcke.
Bald begann ihr Siegeszug um die halbe Welt – bis nach Hollywood. Auf einer Vespa war das Traumpaar Gregory Peck und Audrey Hepburn in dem Erfolgsstreifen «Ein Herz und eine Krone» aus dem Jahr 1953 durch Rom geknattert – Fahrtwind in den Haaren, Lebenslust in den Augen.
Als Liebeserklärung an den italienischen Motorroller ging die Szene ins kollektive Gedächtnis Italiens ein. Noch heute ist es in Rom und Neapel leichter, mit dem Motorroller voran zu kommen als per Bus oder Auto.
Klassisches Aussehen mit moderner Technik
Mit neuen Modellen, Versionen und technischen Innovationen ist die Vespa stets auf dem neuesten Stand der Technik geblieben, wobei sie ihrer klassischen Linie treu blieb. Stets nahm Piaggio Veränderungen nur behutsam vor, überschritt niemals die Grenze der Wiedererkennbarkeit.
Inzwischen fährt das Unternehmen vor allem in Asien auf Erfolgskurs. 519'700 Motorroller wurden 2015 abgesetzt. Der Konzern will seine Führungsposition auf dem europäischen Markt konsolidieren und weiterhin in Asien wachsen. Ziel ist, sich auf dem Scooter-Markt in Indien noch mehr zu festigen.
(sda/jfr)