Es hat – allerdings besser spät als nie – eine Zeit gedauert, bis Audi auf die Hybridschiene eingeschwenkt ist. Im Audi A3 Sportback e-tron setzen die Ingenieure erstmals die neueste Hybridtechnik für ein Grossserienfahrzeug ein. Seine Batterien lassen sich sowohl an der Haushaltsteckdose (Plug-in) als auch während der Fahrt aufladen. Damit wird der A3 e-tron für eine Strecke von bis zu 50 Kilometern – je nach Zuladung und gefahrener Geschwindigkeit – zum reinen Elektrofahrzeug, was vor allem für lokale Fahrten enorme Bedeutung hat. Es ist dies ein wirklicher «Fortschritt durch Technik», wie es in der Werbung der Ingolstädter immer wieder heisst.
Das war nicht immer so. Der Hybridantrieb hatte für die Audi-Verantwortlichen jahrelang nicht oberste Priorität. Mit Blick auf die Konkurrenz, etwa Mitbewerber Toyota, gab es gegen die gemischte Antriebstechnologie hin und wieder markige Sprüche. «Mit dem Diesel können wir das besser», hiess es beispielsweise. Heute hört sich das anders an. Audi-Chef Rupert Stadler macht in Sachen alternative Antriebe eine klare Aussage: «Wir werden weitere Modelle mit dem Plug-in-Hybrid ausrüsten. Was es in den nächsten zehn Jahren aber nicht geben wird, ist ein Audi rein mit Elektroantrieb. Denn mit dem Plug-in-Hybrid erreichen wir zwei Ziele auf einen Schlag. Mit ihm lassen sich 50 Kilometer elektrisch, also mit Null-Emissionen, fahren. Und das 1,4-Liter-TFSIBenzinaggregat sorgt im Zusammenspiel mit dem Elektromotor für eine Reichweite von fast 900 Kilometern.»
Der Stolz ist dem Audi-Chef anzumerken – auch wenn das eingesetzte Hybridsystem technisch sehr aufwendig ist. Aber das passt zur Marke und zu deren Philosophie, in den Autos mit den vier Ringen nur modernste, aber alltagstaugliche Technik einzubauen. Zudem muss sich aus Imagegründen das Antriebssystem von denjenigen der Konkurrenz abheben, selbst im eigenen Konzern.
Vier verschiedene Betriebsmodi
Zwei Kennzahlen stechen besonders hervor: Der Durchschnittsverbrauch von lediglich 1,5 Litern Benzin für 100 Kilometer und der CO₂- Ausstoss in der Grössenordnung von nur noch 35 Gramm/Kilometer (Werksangaben, gefahren nach EU-Zyklus auf dem Rollenprüfstand). Diese Werte gehen nicht allein auf den Umstand zurück, dass der Wagen 50 Kilometer rein elektrisch zurücklegen kann. Um so wenig wie möglich Benzin zu verbrennen, hat der Fahrer die Möglichkeit, über eine ausgeklügelte elektronische Steuerung unter vier Betriebsmodi die effizienteste Fahrweise zu wählen. Entscheidet er sich für den Modus «Auto», so steuert die Elektronik das Zusammenspiel zwischen Elektro- und Verbrennungsmotor und sorgt damit auch auf Strecken ausserhalb der Stadt für niedrige Verbrauchswerte. Im «EV»-Modus bewegt sich der Wagen rein elektrisch; die Einstellung «Charge» sorgt für ein möglichst schnelles Aufladen der Batterien während der Fahrt, und mit «Hybrid-hold» lässt sich die elektrische Energie in den Batterien speichern, um sie dann in der Stadt abzurufen.
Die Motorkraft des Benziners wird über ein Sechsgang-S-Tronic-Getriebe auf die Vorderräder übertragen. Die Elektromaschine leitet ihre Energie ebenfalls auf die Vorderachse. Die Systemleistung beträgt 204 PS, das maximale Drehmoment liegt bei 330 Newtonmeter.
Der neue Audi A3 e-tron unterscheidet sich weder im Aussen- noch im Innendesign vom konventionell angetriebenen Schwestermodell. Das ist gemäss Stadler so gewollt. Kunden sollen das Modell sofort als Audi erkennen. Auch beim Fahren sei kein Unterschied festzustellen.
Der High-Tech-Antrieb hat allerdings seinen Preis. Der Audi A3 e-tron kostet in der Basisversion 48 400 Franken, die günstigste Ausgabe der Sportback- Modellreihe mit Benzinmotor gibt es hingegen für 37 400 Franken. Die Hybridvariante kann ab sofort bestellt werden, die ersten Wagen stehen voraussichtlich ab Oktober/November 2014 in der Schweiz zur Auslieferung bereit.