Die ehemalige Chefredaktorin der eingestellten Boulevardzeitung «News of the World», Rebekah Brooks, ist am Morgen gegen eine Kaution auf freien Fuss gekommen. Zuvor sei sie zum Abhörskandal befragt worden, teilte die britische Polizei mit.
Brooks werde Ende Oktober wieder auf einem Londoner Polizeirevier erscheinen müssen. Die 43-jährige gilt als enge Vertraute von Medienmogul Rupert Murdoch.
Die Abhör- und Bestechungsaffäre um Medienzar Murdoch erschüttert Grossbritannien seit Tagen. Brooks steht im Verdacht, in ihrer Zeit als Chefredaktorin des Boulevardblatts «News of the World» das Abhören von Mailboxen und die Bestechung von Polizisten wenn nicht in Auftrag gegeben, so doch zumindest gedeckt zu haben.
Auch der Londoner Polizeichef, Paul Stephenson, legte sein Amt wegen des ausufernden Skandals nieder, wie am Sonntagabend bekannt wurde.
Stephenson war ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, als bekannt wurde, dass er sich einen Kuraufenthalt teilweise hatte bezahlen lassen. PR-Chef des Kurunternehmens war der inzwischen festgenommene frühere «News of the World»-Journalist Neil Wallis.
Murdochs schützende Hand hilft nicht mehr
Rebekah Brooks hatte im Medienimperium Murdochs hatte einst klein angefangen. Doch über die Jahre brachte es die begnadete Netzwerkerin nicht zuletzt dank der Protektion Murdochs bis an die Spitze seiner britischen Zeitungsgruppe News International.
Auch als Anfang Juli Brooks nach Enthüllungen unter Druck geriet, wonach «News of the World» die Mailboxen eines entführten und später ermordeten Mädchens sowie von Angehörigen getöteter Soldaten abgehört hatte, hielt Murdoch weiter die Hand schützend über sie.
Als er in Grossbritannien eintraf, um die Wogen im Abhörskandal zu glätten, wurde der Medienmogul von Reportern nach seiner Priorität gefragt. «Die da», antwortete der 80-Jährige und zeigte auf die fast 40 Jahre jüngere Brooks an seiner Seite. Als der Druck weiter stieg, schloss Murdoch die «News of the World» und zog sein Übernahmeangebot für den britischen Bezahlsender BSkyB zurück.
Doch am Ende reichte es alles nichts: Brooks war nicht länger zu halten und trat am Freitag von ihrem Posten zurück. Ein Absturz sondersgleichen, der nun am Sonntag noch tiefer ging: Die 43-Jährige wurde von der Polizei vorgeladen und sofort festgenommen.
(tno/sda/awp)