Spa-Gäste lassen sich in zwei Kategorien einteilen: Einerseits die Genussmenschen, welche einen stilvollen Zufluchtsort zum Entspannen und Auftanken suchen und in sinnbetörendem Ambiente ihre Vitalität zurückgewinnen wollen. Anderseits die Selbstoptimierer, welche körperlich und emotional richtig berührt werden möchten und von einem Spa-Aufenthalt individuelle und nachhaltig wirkende Lösungen für ihre Zipperlein erwarten.
Wo Genussmenschen und Selbstoptimierer am besten aufgehoben sind, hat die «Handelszeitung» im grossen Spa-Ranking untersucht. In der Kategorie «Hotels für Genussmenschen» hat nur ein Haus die Maximalpunktzahl in sechs von sieben Bewertungskriterien erzielt: das Schloss Elmau in den bayrischen Alpen.
Traumhotel in den Schlagzeilen
In diesem weltweit unvergleichlichen Hideaway trifft man nicht nur auf neue Sichtweisen zeitgemässer Hotellerie, sondern auch auf eine kosmopolitische Angebotsvielfalt und ein hochkarätiges, fast täglich stattfindendes Konzert- und Kulturprogramm. Zudem wählt der Hotelgast jederzeit zwischen fünf verschiedenen Spas, drei davon sind nur für Erwachsene zugänglich, und überall gibt es feine Rückzugsbereiche.
Einzigartig ist auch der Yoga-Pavillon auf der Dachterrasse der neuen Dépendance «Schloss Elmau Retreat» – und so manches Weitere, das hier jedoch verschwiegen sei, weil das Traumhotel seit dem letzten G7-Gipfel Gefahr läuft, vor lauter medialer Aufmerksamkeit seinen Charme zu verlieren. Die Wochenzeitung «Die Zeit» formuliert es so: «Wir befürchten, dass das Universum implodiert, wenn der Name dieses Etablissements nur noch ein einziges Mal irgendwo genannt wird.»
The Alpina Gstaad als bestes Schweizer Haus
Das zweitplatzierte The Alpina Gstaad schärft sein Profil als Spa-Destination und perfektioniert das Angebot. Hier kann man sich darauf verlassen, dass eine Thai-Massage immer so ist, wie eine Thai-Massage zu sein hat: Nämlich mindestens so gut wie bei den Spa-Meistern in Thailand und mit dem zusätzlichen Vorteil, stark auf den einzelnen Gast abgestimmt zu sein – was im Land des Lächelns oft nicht der Fall ist.
Wer einmal eine Thai-, Shiatsu- oder Tuina-Behandlung bei Antonis Sarris erfahren hat, will eigentlich nie wieder einen anderen Therapeuten und bedauert es, nicht in Gstaad zu leben. Sarris, dessen sanfte Stimme geschickt von seinen gnadenlosen Händen ablenkt, führt im «Alpina» auch mehrtägige Tibet-Retreats durch, bei denen es nicht nur um tibetanische Heilbehandlungen geht, sondern die Körper, Geist und Seele wieder in Balance bringen. Für normale Spa-Gäste gibt es täglich um 9 und 16 Uhr Yoga- und Pilates-Gruppenlektionen – im tadellos geführten Alpenpalast alles von einer Aura der guten Laune ergriffen.
Bergoase in Arosa
Im Tschuggen Grand Hotel (Rang 4) in Arosa mag der erste Eindruck etwas hoch-hausig sein, doch hat man das beim Betreten der Lobby schon vergessen. Die mit riesigem Aufwand in den Fels hineingebaute und von farbig illuminierten Glassegeln gekrönte Bergoase sammelt internationale Preise und muss nicht mehr erklärt werden, ebenso wenig der hauseigene «Tschuggen Express», der in drei Minuten ins Skigebiet führt.
Das Spa-Team zählt konstant zu den Besten der Schweiz. Wer sich beispielsweise einer ayurvedischen Abhyanga-Massage hingibt, meint danach zu schweben. Überdies bietet eine Fachärztin aus dem Bereich der Schönheitsmedizin breitgefächerte Behandlungen von kleinen Botox-Faltenglättungen bis zu umfassenden Anti-Aging-Programmen an. Im Schatten dieser Highlights geht beinahe vergessen, wie sehr hier die Servicekultur überzeugt. Bei allem Ehrgeiz von Gastgeber Leo Maissen spürt man immer zuerst dessen Freude an der Hotellerie. Man kann nicht anders, als sich mit ihm zu freuen – auch über das umgebaute Untergeschoss mit dem neuen Restaurant The Basement und Skiraum.
Entspannung im Schwarzwald
Zweitbestes Haus Süddeutschlands in der Kategorie «Spa-Hotels für Genussmenschen» ist das Bareiss (8), ein Gesamtkunstwerk der Schwarzwälder Gastlichkeit im heimeligen Landhausstil, derzeit auf inspiriertem Sprung in die dritte Generation.
«Altes neu gedacht» lautet das Motto von Vater Hermann und Sohn Hannes Bareiss. Der hohe Aufwand, den sie auf allen Ebenen betreiben, kommt mit leiser Selbstverständlichkeit daher – nichts geschieht übertrieben oder beifallheischend.
Sieben Schweizer unter den Wellbeing Top Ten
Auffallend: Im qualitativen Gesamtvergleich der «Handelszeitung» ist die Schweiz mit sieben Häusern in den Wellbeing Top Ten vertreten, darunter The Dolder Grand (3) und die Gstaader Vorzeigehäuser Gstaad Palace (6) und Le Grand Bellevue (8).
Die gefürchtete Konkurrenz aus Westösterreich landet mit dem Posthotel Achenkirch, dem Interalpen-Hotel Tyrol, dem Jungbrunn und dem Jagdhof etwas abgeschlagen auf den Rängen 9, 21, 22 und 25 – dies jedoch auch, weil das Spa-Ranking lediglich die Regionen Vorarlberg und Tirol berücksichtigt.
Italien als Tempel der Selbstoptimierer
Besser punkten können die Österreicher in der Kategorie «Spa-Hotels für Selbstoptimierer» insbesondere mit dem Hotel Post Bezau (6) im Bregenzerwald, dem Quellenhof Leutasch (7) auf dem Seefelder Plateau und dem Ayurveda Resort Sonnhof (9) im Thierseetal.
Der Sieger in dieser Kategorie stammt aber aus einem anderen Land: Italien. Das Palace Merano im Südtirol ist das Masse der Dinge, wenn es um Detox-Kuren in heiter stimmendem Belle-Epoque-Ambiente geht. Die einwöchigen Gesundheitsprogramme kosten zwar rasch hohe vierstellige Beträge, sind aber eine Offenbarung für jeden, den die Burnout-Titel-Warnungen der grossen Printmagazine einschüchtern. Obwohl rund 80 Ärzte und Therapeuten verschiedenster Disziplinen eingebunden sind, fühlt man sich im einstigen Grandhotel jederzeit als Gast und nicht als Patient.
Das ganze Ranking lesen Sie in der aktuellen «Handelszeitung». Grundlagen der Rangliste sind eine Umfrage bei 35 Spa-Experten und Hotelprofis, die Wertungen bedeutender Fachpublikationen und Testportale sowie die Erfahrungen des Autors vor Ort. Berücksichtigt wurden alle relevanten Spa-Hotels in der Schweiz, in Süddeutschland, in Westösterreich, im Südtirol und im grenznahen Frankreich. |