Klein- und Kompaktwagen stehen hoch im Kurs. Es gibt kaum eine europäische oder asiatische Marke, die in diesem Segment nicht präsent ist. Opel hat zwar mit kompakten Fahrzeugen eine starke Marktstellung inne – zudem mit dem Kadett oder dem Rekord bereits vor mehr als 30 Jahren Geschichte geschrieben. Mit dem Adam jedoch fahren die Rüsselsheimer gleich auf mehreren Spuren auf Neuland. Mit ihm stossen sie fokussiert ins Kleinwagensegment vor. Opel will eine Kundschaft erreichen, für die ein iPhone mit den dazugehörigen Apps auf der Wunschliste ebenso hohe Priorität besitzt wie ein Auto. Auch soll der Kleine mit seinem Namen an den Firmengründer Adam Opel erinnern und damit an Zeiten, als die Marke mit dem Blitz zuerst in Deutschland und nach 1945 europaweit im Autogeschäft zusammen mit Amerikanern, Italienern, Franzosen und Briten den Ton angab.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Vieles hat sich seither geändert. Opel gehört seit den 1930er-Jahren zum General-Motors-Konzern (GM). Die Amerikaner haben öfters versucht, den Rüsselsheimern ihre Strategie zu diktieren. Weil Opel Fehler gemacht hat. Mit Konsequenzen bis heute. Die Produktion war zu teuer, die Belegschaft zu gross, vor allem im Werk Bochum, die Modellpolitik nicht immer glücklich. Als Konsequenz griffen die GM-Manager in der Zentrale in Detroit zum Rotstift und strichen die Opel-Budgets zusammen. Hinzu kommt, dass GM eigene Modelle der Marke Chevrolet auf den Markt schickt und damit Opel gehörig in die Quere fährt. Die Deutschen haben deshalb mit einem zusätzlichen Handicap zu kämpfen. Chevrolet darf im GM-Auftrag weltweit operieren, also auch auf den boomenden asiatischen Märkten, vor allem in China. Opel hingegen sind Fesseln angelegt, der Hauptmarkt ist Europa, wo Rezession herrscht, auch wenn die Verkaufszahlen langsam wieder steigen.

Trotz all diesen widrigen Umständen hat Opel sein Modellprogramm schrittweise erneuert oder ist noch daran. Auf den Adam folgt dieses Jahr das Cabriolet Cascada mit Platz für vier Personen. Die Neuheit ist ein echter Blickfang. Neu aufgelegt wird zudem das Mittelklassemodell Insignia, platziert ebenfalls in einem Segment, in dem Opel früher Massstäbe gesetzt hat.

Dass der kleine Adam zu einem Renner wird, ist vor allem in urbanen Gegenden vorstellbar. Die Zeichen dafür stehen positiv. Der lediglich 3,7 Meter kurze Wagen eignet sich ausgezeichnet für den Stadtverkehr. Dennoch: Der von Opel als Vierplätzer (wenigstens auf dem Papier) lancierte Adam ist ein 2+2-Plätzer. Die Rückbank eignet sich besser als Stauraum denn als Sitzplatz, schon gar nicht für Erwachsene – von einem kurzen Trip in die Stadt einmal abgesehen.

Ansonsten ist am Neuling nichts auszusetzen, es lässt sich angenehm und kostengünstig fahren. Als Motoren stehen drei Vierzylinder-Benziner mit Leistungen von 70, 87 und 100 PS zur Wahl. Für die Schweiz mit ihren speziellen topographischen Verhältnissen ist das Aggregat mit 100 PS die geeignetste Motorisierung.

Umfangreich ist die – allerdings kostenpflichtige – Ausstattungsliste. Ganz nach der Strategie der Notebook-, iPhone- oder iPad-Hersteller lässt sich der Adam nach dem individuellem Geschmack seines Besitzers mit allerlei praktischen oder modischen Equipments ausstatten. Das nennt sich in der Sprache der Marketingexperten Personalisierung. All diese hübschen Gadgets kosten extra.

Leicht wird es dem Adam auf dem hiesigen Markt nicht gemacht. In seinem Umfeld tummelt sich eine starke Konkurrenz. Der noch kleinere Fiat 500 etwa, der Ford Ka, der VW Up, auch Modelle aus Korea und Japan, nicht zu vergessen der Audi A1, dem der Adam fast wie einem Bruder gleicht. Aus dem eigenen Konzern mischt zudem der Chevrolet Spark mit. Es ist daher keine leichte Aufgabe für den deutschen Cityflitzer, sich in diesem Marktumfeld durchzusetzen. Aber sein technisches Konzept und das Design sind ansprechend und können Opel auf bessere Zeiten hoffen lassen.

Der Basispreis für den Opel Adam beginnt in der Schweiz bei 15'450 Franken.