Die Passagierzahlen im internationalen Luftverkehr steigen schier unaufhaltsam: Vier Milliarden Airline-Passagiere beförderten die Fluggesellschaften Jahr 2017 – was gegenüber dem Jahr 2005 eine Verdoppelung bedeutete. Doch diese Erfolgsgeschichte könnte Fluggesellschaften und Flughäfen bald vor neue Probleme stellen.
Dazu zählen ein verschärfter Pilotenmangel, mehr Turbulenzen im Luftraum, Cyberangriffe und überlastete Flughäfen. Die Warnungen stammen von Luftfahrts-Fachleuten des Allianz-Industrieversicherers AGCS und der US-Luft- und Raumfahrtuniversität Embry Riddle.
Ein positives Ergebnis: In den vergangenen sechs Jahrzehnten ist der internationale Flugverkehr immer sicherer geworden. In drei der vergangenen vier Jahre kamen jeweils so wenige Menschen bei Abstürzen ums Leben wie noch nie seit Beginn der Düsenjet-Ära in der Passagierluftfahrt. Nicht eingerechnet sind Privatflieger und Militärflugzeuge.
Allianz AGCS | Embry-Riddle Aeronautical University: «Aviation Risk Report 2020», November 2019.
2017 habe es erstmals seit 1959 überhaupt keine Toten in der kommerziellen Luftfahrt gegeben, heisst es in dem Papier. 2018 starben insgesamt 556 Menschen, doch auch das war im Langzeitvergleich das drittsicherste Jahr der vergangenen sechs Dekaden.
8 Milliarden Fluggäste
Doch der Erfolg der zivilen Luftfahrt bedeutet demnach selbst einen Risikofaktor. Der Internationale Luftfahrtverband IATA erwartet bis 2037 eine weitere Verdopplung der weltweiten Passagierzahlen – auf acht Milliarden Fluggäste pro Jahr. Das bedeutet einen noch grösseren Pilotenmangel - laut Studie müssen in den nächsten zwei Jahrzehnten fast 800'000 Piloten ausgebildet werden.
Am Boden könnte das Wachstum des Flugverkehrs zu einer höheren Zahl von Unfällen an den Flughäfen führen. Der Klimawandel birgt zudem das Risiko vermehrter Turbulenzen, da sich Wetterextreme künftig häufen könnten. Fluglinien und Flughäfen könnten ferner ein Ziel für Cyberattacken werden, die wachsenden Verkaufszahlen von Drohnen bedeuten steigende Gefahren unbeabsichtigter oder mutwilliger Störungen des Luftverkehrs.
«Es kommt in den nächsten Jahren Einiges an Herausforderungen auf uns zu», sagte Axel von Frowein, Leiter der AGCS-Luftfahrtversicherung in Mittel- und Osteuropa.
- Pilotenmangel und übermüdete Piloten.
- Zu starkes Vertrauen auf Automatisierung.
- Höhere Abschreibungs-Kosten und Unfallgefahren an den Flugschulen.
- Mehr Turbulenzen wegen des Klimawandels.
- Störungen durch Drohnen.
- Cyber-Gefahren.
- Überfüllte Flughäfen – also auch mehr Kollisionen am Boden.
(AWP — rap)