Nachdem die COVID-19 Pandemie den Flugverkehr für den Grossteil des Frühlings lahmgelegt hat, läuft dieser zumindest in Europa langsam wieder an. Doch sich schnell ändernde Reiserestriktionen sowie ein weitgehendes Fehlen des umsatzstarken Geschäftsreiseverkehrs setzen die Fluggesellschaften weiterhin stark unter Druck.
In dieser prekären Situation wenden sich viele Airlines an ihre eigenen Vielfliegerprogramme, um den Ticketverkauf anzukurbeln und dringend benötigte Liquidität in die Taschen zu spülen.
Der Meilenverkauf an Grosskunden floriert
Dies funktioniert vor allem durch den Verkauf von Meilen. Zu den grössten Kunden der Vielfliegerprogramme gehören, neben den Reisenden selbst, nämlich auch namhafte Kreditkartenfirmen wie etwa American Express und Chase oder etwa auch Swisscard in der Schweiz. Diese erwerben grosse Mengen an Meilen, um diese danach an die eigenen Kunden als Incentive für Kreditkartenumsätze herauszugeben.
In der aktuellen Situation versuchen einige Vielfliegerprogramme diese Partner mit starken Rabatten auf grosse Meilenkontingente zum Vorauskauf zu bewegen wie etwa Delta bei American Express. Die US-Amerikanische United Airlines geht sogar noch einen Schritt weiter und verpfändete das eigene Mileage Plus Programm für eine Kreditlinie von 5 Milliarden Dollar.
Auch Endkunden können von Meilensales profitieren
Aber nicht nur Grosskunden sondern auch normale Verbraucher können von den Bemühungen der Airlines, durch Meilenverläufe Liquidität einzusammeln, profitieren. Denn die meisten Vielfliegerprogramme verkaufen die begehrte Vielfliegerwährung auch direkt an Endkunden.
Dank attraktiver Sales und Promotions lassen sich hier im Rahmen der Pandemie Meilen so günstig wie selten erwerben. Emirates Skywards etwa verkauft Meilen mit 45 Prozent Rabatt während Oneworld Mitglied American Airlines 100 Prozent Bonusmeilen vergibt.
Selbst beim Miles & More Programm, das Meilen nicht direkt verkauft, wurden Kunden jüngst per E-Mail angeschrieben und auf ein 250'000 Meilen Angebot zum besonderen Preis hingewiesen.
Mit Meilen bieten Airlines Rabatte durch die Hintertür
Meilenverkäufe bieten den Airlines auch die Möglichkeit, Sitze in den Premiumkabinen durch die Hintertür zu rabattierten Preisen zu füllen, ohne die Preise auf offensichtliche Weise zu verwässern. Denn war die Einlösung von Meilen vor der Pandemie schon attraktiv, so ist dies nun in Kombination mit Meilensales ab dem Hochpreismarkt Schweiz ganz besonders der Fall.
Dazu kommt noch, dass Airlines wie Emirates auch zusätzlich noch die Zuschläge bei Meilentickets deutlich gesenkt haben: Statt bis zu 700 Franken werden jetzt je nach Strecke nur etwa 250 Franken fällig. Ein weiterer Nebeneffekt der Pandemie ist die ausgezeichnete Verfügbarkeit von Prämientickets selbst für Flüge zu sonst aussergewöhnlich beliebten Destinationen wie den Malediven oder auf die Seychellen.
Flexibilität und Sitzabstand durch Prämienflüge
Gerade in Zeiten, in denen Social Distancing grosse Bedeutung geniesst, sind Meilen somit die ideale Möglichkeit, bezahlbar und sicher in der Business- und First Class zu reisen.
Weiterhin sind Prämienflüge in der Regel auch stornierbar und umbuchbar, sodass man dynamisch auf wechselnde Reiserestriktionen reagieren kann. Dies ist bei regulär bezahlten Tickets in der Regel nicht möglich.
Kostenloser Vielfliegerstatus dank Statusmatches
Auch über den Verkauf von Meilen hinaus, versuchen Airlines ihre Vielfliegerprogramme aggressiv als Marketinginstrument in der Krise einzusetzen. Ein Mittel dazu sind sogenannte «Statusmatches». Hierbei verschenken die Vielfliegerprogramme einen begehrten Vielfliegerstatus im eigenen Programm an Kunden einer Konkurrenzairline, um diese zum Wechseln zu motivieren.
Das Star Alliance Mitglied TAP Portugal fährt im Moment so eine Kampagne und oneworld oder SkyTeam Vielflieger können mit geringem Aufwand dort den lukrativen Gold Status erhalten. Eine ähnliche Kampagne gab es bei Qatar Airways im Mai, wo Kunden ausgewählter Konkurrenzairlines sogar eine Chance auf den exklusiven Platinum Status samt Upgrade-Credits hatten.
Schneller zum Vielfliegerstatus dank Bonusangebote
Andere Fluggesellschaften bieten attraktive Bonusmeilen-Promotions für Kunden an. Bei Air France und KLM sammelt man etwa auf allen eigenen Flügen bis Ende des Jahres doppelte Statuspunkte. Bei Iberia gibt es für ausgewählte Kunden sogar vierfach Meilen.
Der British Airways Executive Club vergibt zwar keine Bonuspunkte, hat dafür aber die Statushürden für das nächste Jahr deutlich gesenkt. Somit sollen gerade die treusten Kunden wieder zum Fliegen motiviert werden.
Fazit: Wer dieses oder nächstes Jahr verreisen möchte sollte einen Blick auf die zahlreichen Meilenangebote der Vielfliegerprogramme werfen. Denn mit diesen kann man oft Flüge in Premiumkabinen zu deutlichen Rabatten realisieren. Aber auch wer auf normal bezahlten Tickets reist, kann bei vielen Airlines aktuell dank Bonusaktionen deutlich schneller einen Vielfliegerstatus erreichen.
Alexander Koenig ist Gründer der Vielfliegerberatung First Class & More. Seit mehr als 15 Jahren hilft er seinen Kunden Business Class und First Class zum halben Preis zu fliegen, einen Top-Vielfliegerstatus zu erhalten und das Maximum aus ihren Meilen herauszuholen. In seiner Kolumne «Meilenkoenig» teilt er seine Expertise regelmässig auf www.bilanz.ch mit den Lesern.