Ihre Geschichte ist beeindruckend. Sie wächst in Frankreich, Singapur und den USA auf. Die Familie – sie hat fünf Geschwister — reist dem Vater nach, der für den luxemburgischen Chiphersteller Gemplus arbeitet und öfter den Arbeitsort wechseln muss. Später macht er sich als Risikoinvestor in London selbständig.
Vermeintlicher Traumjob
An den internationalen Schulen fällt Tonnac mit Bestnoten auf. 2005 zieht sie nach Lausanne, wo sie BWL studiert. Dort trifft sie auf die späteren Seedstars-Mitgründer Weber und Benaïm. Es folgt der vermeintliche Traumjob im Produktemanagement von L’Oréal in Mailand. Sie arbeitet für Lancôme und Giorgio Armani. Ein Job, der sie bald frustriert: «Allzu viele Dinge ergaben für mich keinen Sinn», sagt sie heute. Die Arbeitsweise sei ineffizient und unproduktiv gewesen. An den Vorträgen gibt sie oft die Story wieder, wie der CEO eines Tages ins Büro gekommen sei und das Team gefragt habe, wer denn auch in zehn Jahren noch fürs Unternehmen arbeiten wolle. Sie sei die Einzige gewesen, die ihre Hand nicht in die Höhe gehalten habe.
An einer Party in Lausanne lernt sie über Weber und Benaïm Pierre-Alain Masson kennen. Der HSG-Abgänger hat als Finanzanalyst und Unternehmensberater gearbeitet und drei Start-ups mitgegründet. Massons Plan, ein globales Netzwerk an Unternehmern aus Schwellenländern aufzubauen, noch bevor er 30 ist, weckt bei Tonnac die Reiselust. Sie kündigt den Job, die Beziehung zu ihrem Freund und reist mit Masson ein Jahr lang um die Welt. Dabei entdecken die beiden das finanzielle Potenzial von Kleinstunternehmen in Ländern, die bislang nicht auf der Karte von internationalen Investoren waren. Nach der Rückkehr und der Gründung von Seedstars verbringen sie ein weiteres Jahr in der nigerianischen Hauptstadt Lagos. Tonnac und Masson scheinen perfekt zu harmonieren: sie das Herz, er das Hirn.
Die Aufmerksamkeit als junge und eloquente Unternehmerin führt zu einer grossflächigen Berichterstattung. «Forbes» nimmt sie 2017 in die Liste der wichtigsten Europäer auf. Sie ist jetzt eine der «30 unter 30» im Bereich Social Entrepreneurs. Und ihr Name findet vermehrt Aufnahme in die Nominiertenlisten für Unternehmerpreise.