Zu sehen im Sektor Art Unlimited: Installation von Jason Rhoades, 2004.
Während einige Kunstmessen wie beispielsweise das Art Forum Berlin derzeit Flurbereinigung betreiben, weiten andere ihr Terrain aus. So etwa die Londoner Frieze Art Fair, die im nächsten Jahr auch in New York auftreten wird und zudem mit der «Frieze Masters» parallel zur zeitgenössischen Frieze auch alte und ältere Kunst zeigen will. Und auch die Art Basel expandiert: Kürzlich hat sie sich mit einer Mehrheitsbeteiligung an der Hong Kong International Art Fair nach Miami einen dritten Standort gesichert, diesmal im immer wichtigeren asiatischen Markt. Der letztjährige Erfolg in Basel gibt der Messe recht: Mit 62500 Eintritten konnte sie 2010 einen neuen Besucherrekord verbuchen, wobei aktuell vor allem Sammler aus Asien und Lateinamerika den Markt beleben.
Zu den Stärken der Art Basel gehört ihr enger Kontakt zu Galeristen, Kuratoren und Sammlern. In den letzten beiden Jahren sind vermehrt die seriösen Sammler an die Messe zurückgekehrt, die in den Boomjahren von den Spekulanten abgeschreckt wurden. Nach einer Phase, in der mit auf Glamour setzenden Crossover-Events zwischen Lifestyle und Kunst ein neues Publikum rekrutiert wurde, wollen die Messeverantwortlichen nun wieder vermehrt die Kunst ins Zentrum stellen.
Sprungbrett für junge Künstler
Mit den Art Statements fördert die Messe bereits seit über zehn Jahren junge Künstlerinnen und Künstler und bietet ihnen damit eine ganz besondere Plattform, die sie die Beachtung eines internationalen Publikums von Kuratoren, Sammlern und Kunstkritikern finden lässt. Der Sektor Art Statements umfasst in diesem Jahr 27 Einzelausstellungen junger Kunstschaffender aus 14 Ländern, die aus mehr als 300 Bewerbungen ausgewählt wurden. Für etliche von ihnen erweist sich die Teilnahme als wichtiges Sprungbrett, erhielten doch in der Vergangenheit viele von ihnen, als Folge ihrer Entdeckung bei den Art Statements, Einladungen zu wichtigen Ausstellungen. Sämtliche gezeigten Projekte entstehen jeweils eigens für die Art Basel. Die Künstler kommen in diesem Jahr aus Brasilien, China, Deutschland, Grossbritannien, Indien, Irland, Japan, den Niederlanden, Polen, Portugal, Schweden, Südafrika, der Türkei und den USA.
Seit 1999 vergibt die Baloise Group ihren jährlichen Kunstpreis an zwei herausragende Statements-Projekte; letztes Jahr ging der Preis in Höhe von 30000 Franken an Simon Fujiwara und Claire Hooper. Die Baloise kauft zudem Werke der prämierten Künstler an und stiftet sie bedeutenden europäischen Institutionen. In diesem Jahr sind dies die Hamburger Kunsthalle und das MUMOK Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig in Wien.
62 ambitionierte Grossprojekte
Ein alljährlicher Publikumsmagnet ist die 17000 Quadratmeter grosse Ausstellungsplattform des Sektors Art Unlimited in der Halle 1. Sie bietet Künstlern und Galerien eine Bühne für Werke, welche die üblichen Dimensionen sprengen. Präsentiert werden in diesem Jahr insgesamt 62 grossformatige Skulpturen, Videoprojektionen, Installationen, Wandbilder, Fotoserien und Performancekunst. Viele der Werke wurden eigens für diesen Sektor geschaffen. Seit dem Beginn dieser Plattform im Jahr 2000 haben viele der weltweit führenden zeitgenössischen Künstler bei Art Unlimited ausgestellt. Die von der UBS unterstützte Schau beruht auf Vorschlägen der Galeristen.
Dieses Jahr treffen Werke legendärer Künstler wie Carl Andre, John Baldessari, Daniel Buren, Hans-Peter Feldmann, Dan Flavin, Mona Hatoum, Anish Kapoor, Robert Rauschenberg, Thomas Schütte, Rirkrit Tiravanija und Cerith Wyn Evans auf die Arbeiten von aufstrebenden Künstlern der jüngeren Generation wie Jennifer Allora und Guillermo Calzadilla, Gardar Eide Einarsson, Jacob Kassay, Robert Kusmirowski, Mark Leckey und Sarah Morris. In der Halle 1 sind zudem die Bereiche Artists Books, Artists Records, der Stampa Bookshop sowie das Auditorium für die Art Basel Conversations und den Art Salon zu finden.
Der Sektor Art Feature widmet sich den kuratorischen Aspekten der Galeriearbeit. Auf beiden Etagen der Halle 2 werden 20 von Galerien kuratierte Projekte präsentiert. Aus über 200 Bewerbungen wurden Galerien aus zwölf Ländern und drei Kontinenten ausgewählt. Die Projekte versprechen anregende und unerwartete Auseinandersetzungen und Gegenüberstellungen sowie Einzelpräsentationen und zeigen Werke, welche die unterschiedliche kulturelle Herkunft und Generation sowie die verschiedenen künstlerischen Ansätze der Künstler repräsentieren. Die Schweiz wird durch die Zürcher Galerie Freymond-Guth & Co. Fine Arts vertreten sein, die Werke von Sylvia Sleigh zeigt.
Tägliche Podiumsgespräche
Für die Podiumsgespräche, die Art Basel Conversations, werden in der Zeit vom 15. bis 19. Juni 2011 jeden Morgen prominente Mitglieder der internationalen Kunstszene eingeladen. Die Themen rund um das internationale Kunstgeschehen sind: «Public/Private: How Will Museums Be Able to Collect», «Collector Focus: Patronage and Politics», «The Future of Artistic Practice: The Artist as Urbanist» sowie «What is Alternative – Alternative to What?» Im Art Salon findet zudem jeden Nachmittag ein Programm mit Künstlergesprächen, Buchpräsentationen, Diskussionsrunden und anderen Darbietungen statt.Während der gesamten Laufzeit der Art Basel verwandeln zudem ortsspezifische Kunstwerke und Performances täglich von 10 bis 22 Uhr eine Reihe ausgesuchter Orte in Basel. Dieser «Art Parcours» mit hochkarätigen künstlerischen Arbeiten setzt sich mit dem heutigen Basel, aber auch mit der langen Geschichte dieser Stadt auseinander und fügt sich als künstlerische Intervention in das Stadtbild ein. Nach seiner letztjährigen Einführung am Münsterplatz findet der Parcours in diesem Jahr in der St. Alban-Vorstadt statt.
Auch für die diesjährige Messe wurde wiederum ein digitaler Showguide erstellt, der im letzten Jahr Premiere feierte. Die kostenlose Smartphone App wurde nicht nur für iPhone, iPad und iPod Touch konzipiert, sondern auch für Blackberry sowie für alle anderen internetfähigen Smartphones.