- Motor: 6-Liter-V12
- Leistung: 455 PS / 570 Nm
- Höchstgeschwindigkeit: 300 km/h
- Beschleunigung: von 0 auf 100 km/h in 5,1 Sekunden
- Verbrauch: 16,5 Liter (Werksangabe)
- Richtpreis: ab 298 170 Franken.
Wir Autojournalisten sind auch Menschen. Gemessen an der Wertschätzung unserer Arbeit bewegen wir uns allerdings ganz hinten in der «Nahrungskette des Journalismus». Würden wir im Meer leben, wären wir Phytoplankton. Das heisst: Wir würden vom Zooplankton, zum Beispiel den Sportjournalisten, weggeputzt.
Früher hat mich das geärgert. Heute freue ich mich über die Sonnenseiten des Jobs. Schliesslich wächst Phytoplankton mit Hilfe der Sonne. Und die scheint in Kalifornien, gemäss der Sage und unzähligen Songs, quasi immer. «It Never Rains in Southern California.»
Wenn ich dann in Los Angeles einen Aston Martin DBS Carbon Edition als Testwagen bekomme, dann möchte ich nie und nimmer mit einem Kollegen tauschen, der sich bei Wind und Wetter ein Spiel der Super League antun muss. Zwar geht es in der obersten Schweizer Fussballliga verrückter zu, als man sich das in Hollywood vorstellen könnte – aber nur am grünen Tisch.
Carbon Edition? Weil die Briten mit Neuheiten geizen, habe ich mich überreden lassen, eine Sonderedition zu fahren. Das Überreden dauerte rund 5,1 Sekunden – genauso lange wie der Spurt von 0 auf Tempo 100. Denn ich bin ja auch nur ein Mensch. Und zu viel Aston Martin kann es ohnehin nicht geben. Oder nur in ganz besonderen Momenten – wenn man um 4 Uhr früh vom Hotel in West Hollywood zum nächsten Termin losfahren will. Dann weckt das Brüllen des V12 den Sunset Boulevard auf. Oder wenn man fünf Minuten später beim Einspuren auf den löchrigen Ventura Freeway den 455 PS kurz Auslauf gewährt und quer auf die Fahrbahn donnert.
Alles halb so schlimm: Lärm sind die Amis gewohnt, die Elektronik bringt den DBS immer zurück in die Spur, und in Anbetracht der morgendlichen Polizeipräsenz wird das Mütchen schnell gekühlt. Also cruisen. Wie die Amis. Das mit edlem Leder ausgeschlagene und von Hand vernähte Interieur sitzt wie ein massgeschneiderter Turnschuh. Das sonore Brabbeln des V12-Motors beruhigt. Das Sportfahrwerk ist hart, aber herzlich. Alles im grünen Bereich. Wenn nur jener Knopf mit der Aufschrift «Sport» nicht locken würde: Blick zurück, «Sport»-Taste drücken, Vollgas – Halleluja!
Fazit: 298 170 Franken kostet der DBS. Ohne Karbon. Das kann ich mir nie leisten, ein Fussballspiel der Super League schon. Drum 1:0 für das Team Aston/Phytoplankton.