Die Schweizer Banken waren bis in die neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts für Skandale aller Art gut. Flog irgendwo ein unsauberes Geschäft auf, wurde irgendwo ein blutiger Diktator gestürzt – es konnte sich nur um Tage handeln, bis erste Gerüchte über Bankverbindungen in die Schweiz auftauchten: von der Geldwäsche im «Chiasso-Skandal» der Kreditanstalt über die Konten des gestürzten Schahs von Persien bis zu den Millionen der Despoten Sani Abacha (Nigeria) und Ferdinand Marcos (Philippinen).

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Diese und andere Skandale der Bankgeschichte nimmt Claude Baumann in seinem Buch auf. Um zu zeigen, wie sehr sich die Verhältnisse mittlerweile geändert haben. In den letzten beiden Jahrzehnten wurden die Bestimmungen für das Bankgeschäft mit Ausländern laufend verschärft. Der Finanzplatz London ist heute für die Geldwäsche viel offener als Zürich, und die Diktatoren dieser Welt legen das ihren Völkern gestohlene Geld eher an der Themse oder in Singapur an. Das taten sie auch früher: Schon Abacha hatte weit mehr Geld in London ins Trockene gebracht als in der Schweiz. Im Gegensatz zur Schweiz ist es auch dort geblieben.

Den schlechten Ruf als Geldwäscher und Bankiers der Unmoral sind die Schweizer Banker dennoch nie ganz losgeworden. Zuletzt hatten sie Mitte der neunziger Jahre darunter zu leiden, als es um die Rückzahlung der nachrichtenlosen jüdischen Vermögen aus der Nazizeit ging. Sie kauften sich mit einer Milliardensumme von der Debatte los. Von schwedischen, britischen oder gar amerikanischen Bankern hat man derlei nie gehört, obwohl auch sie Anlass dazu gehabt hätten. Ob die Banker aus der Schweiz dank ihrem Musterknabenverhalten jetzt wirklich aus dem Schneider sind, wird sich zeigen.

Vermutlich eher nicht. Denn mittlerweile haben die anderen Finanzplätze im Rennen um die betuchten Kunden aufgeholt. Die Schweiz hat ihre Position als einziger «sicherer Hafen» für Kundengelder verloren. Die Schweizer Banken müssen sich also neu orientieren, wollen sie ihre weltweit führende Position verteidigen. Baumann zeigt anhand von vielen Beispielen und durch Gespräche mit wichtigen Exponenten der Branche, wo diese heute steht. Und wohin die Reise gehen könnte.

Claude Baumann: Ausgewaschen – die Schweizer Banken am Wendepunkt
Xanthippe Verlag, Zürich, 217 Seiten, Fr. 39.80