Das Autojahr 2011 war eine Periode nach dem Gusto der Branche. Manche Importeure vermeldeten Rekordverkäufe. 2011 wurden 318985 Personenwagen verkauft oder 8,4 Prozent mehr als 2010. Doch damit nicht genug: Zu den Neukäufen kamen noch rund 802400 Handänderungen von Occasionsfahrzeugen dazu.
Viele Autoimporteure sprechen vom «Rekordjahr 2011». Einige Marken konnten sogar kräftig und damit zweistellig zulegen. Am besten gelang dies dem koreanischen Hersteller Hyundai, der im Vergleich zu 2010 rund 60 Prozent mehr Autos verkaufte, darunter auch viele Direktimporte. Auch Jeep (+56 Prozent), Bentley (+44 Prozent) und Ssangyong (+31 Prozent) können mit ihrer Absatzentwicklung zufrieden sein. Von den 63 Automarken, die in der Schweiz angeboten werden, konnte die Hälfte ihre Zulassungen steigern.
Wer sind die Verlierer, die das Autojahr 2011 rasch abgehakt wissen wollen? Zu ihnen zählt der US-Hersteller Chrysler, der neu zum Fiat-Konzern gehört, jedoch in jüngster Zeit immer wieder im Mittelpunkt von Diskussionen um seine Zukunft stand. Kein Morgen mehr hat Saab; die Insolvenz der Schweden war nicht mehr abzuwenden. Rückgänge mussten auch Dodge, Daihatsu, Jaguar, Cadillac und Honda schlucken.
Volkswagen – wer denn sonst?
Die mit Abstand in der Schweiz meistverkaufte Marke war erneut und unverändert Volkswagen. VW konnte mit über 40500 verkauften Personenwagen sei-nen Marktanteil von 11,5 auf 12,7 Prozent steigern, dies auch dank des breiten Modellmix. Rang 2 in der Markenrangliste eroberte sich die VW-Tochter Audi mit 18503 Verkäufen und einem Marktanteil von 5,8 Prozent. Auf Rang 3 stiess Ford – 2010 noch die Nummer 6 – mit 18400 Neuwagen und einem Marktanteil von 5,8 Prozent vor. Auch Skoda, und Mercedes-Benz verbesserten sich in der Rangfolge. Plätze eingebüsst haben innerhalb der Top Ten Renault, Opel, Peugeot und Toyota.
Die Tabelle der beliebtesten Personenwagenmodelle zeigt, dass vor allem kleinere und kompakte Personenwagen stark gefragt waren. Unter den zehn meistverkauften Modellen befinden sich mit Ausnahme des Passat von VW überwiegend Kleinwagen und Fahrzeuge der unteren Mittelklasse. Fünf der zehn meistverkauften Modelle stammen aus dem Volkswagen-Konzern. Die ganz kleinen Modelle – die Miniklasse – verzeichneten als einzige Kategorie 2011 einen Rückgang, und zwar um knapp 9 Prozent. Alle übrigen Fahrzeugkategorien erreichten höhere Absatzzahlen.
Das stärkste Wachstum realisierten ausgerechnet die politisch stark umstrittenen Geländewagen, von denen 16 Prozent mehr in Verkehr gesetzt wurden als im Vorjahr. Bei den echten Geländewagen verteidigte der Range Rover mit seinen drei Modellvarianten und insgesamt 1268 Zulassungen die Spitzenposition souverän, gefolgt vom Mercedes ML und dem Suzuki Grand Vitara. Auch bei den Offroadern ist der Trend zum kleineren, kompakteren Modell erkennbar. Mit 3787 Einheiten schaffte es der Ford Kuga auf den 1. Platz, gefolgt vom VW Tiguan und dem Nissan Qashqai.
Das Geld für Luxus sass locker
In der exklusiven Spitzenklasse können einige Hersteller erfreuliche Zunahmen der Verkäufe verzeichnen. Knapp 6 Prozent mehr teure oder sehr teure Modelle fanden einen Käufer. In dieser Kategorie verteidigte der Porsche Panamera erneut seine Spitzenposition, gefolgt von der Mercedes-S-Klasse und dem Audi A8. Zu bemerken ist, dass acht Bugatti Veyron zugelassen wurden, dies zum Stückpreis zwischen 1,5 und 2,4 Millionen Euro. Lamborghini verkaufte insgesamt 61 Sportler, wobei die rund 500000 Euro für das Spitzenmodell Avetador im Vergleich zum Bugatti schon fast ein Schnäppchen darstellen. Die Ferrari-Verkäufe summierten sich auf 352 Einheiten, von denen der Ferrari 599 ebenfalls die 500000-Franken-Preisschwelle erreicht.
Gefragt waren aber auch die praktischen Minivans und die Grossraumlimousinen, von denen 2,5 Prozent mehr in Verkehr gesetzt wurden. Spitzenreiter bei den kompakteren Vans war unverändert der Renault Scénic, gefolgt vom Opel Meriva und dem Mazda 2. Bei den Grossraumlimousinen schwang erneut der VW Touran obenauf, dies vor seinen «Brüdern» Sharan und T5.
Wieder zulegen konnten – nach zwei Jahren der Stagnation – auch die Cabriolets; von ihnen wurden 3,6 Prozent mehr verkauft. Beliebtestes Oben-ohne-Modell ist unverändert der Mini vor dem Mercedes SLK und dem Peugeot 207 CC.
Jeder Dritte mit einem Dieselmotor
Die enormen Fortschritte, welche der Dieselmotor in den vergangenen Jahren punkto Leistungsfähigkeit und vor allem Sparsamkeit erreichte, zahlen sich aus. Mit 105 056 verkauften Selbstzündern war 2011 jeder dritte Personenwagen von einem Dieselmotor angetrieben. Wie schon in den Vorjahren verteidigte der Skoda Octavia seine Rolle als beliebtestes Diesel-Modell; er machte dies vor dem stark nachrückenden VW Passat und der Mercedes-C-Klasse.
Positiv zu vermerken ist sicher auch, dass die Zahl der Personenwagen mit einem alternativen Antrieb um 28 Prozent zugenommen hat. Insgesamt wurden 6961 Fahrzeuge mit einem alternativen Antrieb immatrikuliert. Zu ihnen zählen die Modelle, welche mit Erdgas gefahren werden können, dann aber auch die Wagen mit Hybridantrieb (wie der Toyota Prius, von dem 822 Fahrzeuge verkauft wurden, oder der Honda Insight mit 212 Verkäufen) sowie die rein elektrisch motorisierten Opel Ampera (15), Nissan Leaf (39) und Mitsubishi i-MiEV (140).
Zu Beginn des vergangenen Jahres fragten sich viele potenzielle Kunden, wann wohl der immer stärkere Schweizer Franken Spuren bei den Autopreisen hinterlässt. Lange passierte wenig bis gar nichts, erst im 2. Halbjahr ging es mit Preisrunden richtig los. Die Importeure überboten sich mit attraktiven Angeboten, selbst teure und exklusive Modelle blieben von der Rabattaktion nicht verschont. Preisnachlässe von 10000 Franken und mehr waren plötzlich möglich. Nach Untersuchungen des Autoinformationsdienstes EurotaxGlass’s haben mehr als 20 der grösseren 38 Automarken ihre Preise 2011 im zweistelligen Bereich reduziert. Im Durchschnitt sanken die Verkaufspreise ausstattungs- und prämienbereinigt um rund 15 Prozent. Gesamthaft – so die Marktexperten – haben die Schweizer Autokäufer 2011 rund 1,2 Milliarden Franken bei den Neuwagenkäufen und etwa 530 Millionen Franken beim Occasionskauf gespart.
Occasionen weniger wert
Die Rabattschlacht auf dem Neuwagenmarkt wirkte sich allerdings auch auf den Markt gebrauchter Personenwagen aus. Nach Angaben von EurotaxGlass’s hatten die gewährten Preisvorteile nicht nur markant tiefere Margen im Occasionshandel zur Folge, sondern auch Auswirkungen auf den Buchwert des hiesigen Fahrzeugbestandes. Die Marktexperten von EurotaxGlass’s beziffern diesen auf rund 3,6 Milliarden Franken. Gemäss Untersuchungen sank der Wert der Occasionen in 12 Monaten um rund 530 Millionen Franken.