Nach einem Jahr der Erholung stehen die Sterne für die Schweizer Uhrenindustrie auch für 2018 gut. Vor allem aus China scheint die Nachfrage nach Luxusgütern ungebrochen. Dennoch müsse sich Baselworld reformieren, meinen Branchenexperten.
Auch wenn die Schweizer Uhrenindustrie wieder wachse, der Markt habe sich verändert, sagt Deloitte-Expertin Karine Szegedi für Mode und Luxus gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Es sei heute nicht mehr so einfach, Uhren zu jedem Preis zu verkaufen.
«Die Zeiten, als in Basel 30 Prozent der Produktion verkauft oder vorverkauft wurden, sind vorbei», sagt die Expertin. Die Kunden reagierten stärker auf die Preise. Sie seien heute besser informiert und verlangten eine bessere Übereinstimmung zwischen dem Produkt und dem Preis.
Der für die Aussteller teuren Basler Messe macht auch der digitale Wandel zu schaffen. Die Uhrenmanufakturen würden ihre Neuheiten das ganze Jahr über präsentieren wollen, erklärt Szegedi. Sie versuchen daher, die Zeit bis zur Markteinführung neuer Produkte zu verkürzen. Gleichzeitig wollen die Käufer nicht mehrere Monate auf ihre Bestellungen warten müssen. Die Baselworld habe daher an Bedeutung verloren.
Nur noch halb so viele Aussteller
Einen Wandel beobachtet die Deloitte-Expertin auch bei den Kollektionen. Die Uhrenhersteller produzierten heute nicht mehr so viele Modelle, sondern konzentrierten sich vielmehr auf ein klares Bild und eine stimmige Sammlung.
Zudem gräbt auch die Konkurrenz durch das Genfer Pendant SIHH der Baselworld Besucher ab. Ein Beispiel: Die im Vorjahr an der Baselworld anwesende Gruppe LVMH habe ihre Kollektionen schon zwei Monate früher am Genfer Uhrensalon SIHH präsentiert, so Szegedi. Die Kunden würden aber nicht unbedingt in zwei Monaten wieder in die Schweiz kommen wollen.
Damit die ausländischen Besucher die beiden Ausstellungen gleichzeitig erleben könnten, müssten sie sich ergänzen, sagt Jean-Daniel Pasche, Präsident des Verbands der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH).
Bei der diesjährigen Ausgabe der Baselworld, die vom 22. bis 27. März stattfindet, werden mit 600 bis 700 Aussteller nur noch halb so viele Aussteller erwartet wie 2017. Bereits im letzten Jahr war die Zahl der Aussteller um 200 gesunken.
Gelungener Auftakt ins neue Jahr
Die Schweizer Uhrenhersteller sind mit einem Ausrufezeichen ins neue Jahr gestartet. Gemessen an den im Februar vom Branchenverband (FH) veröffentlichten Exportdaten sei der Start gar noch besser als erwartet ausgefallen, sagen Analysten. Im Januar legten die Uhrenexporte um knapp 13 Prozent auf 1,62 Milliarden Franken zu.
«Die Uhrenindustrie befindet sich in einer vorsichtigen aber kontinuierlichen Erholungsphase», sagt Szegedi. Der chinesische Markt mache gute Fortschritte. Die Märkte Hongkong und Europa erholten sich ebenfalls. Einzig die Ausfuhren in die USA seien im Januar um 1,9 Prozent erneut zurückgegangen.
Die rückläufige Tendenz bei den Exporten in die USA hält bereits zwei Jahre an. Laut Verbandspräsident Pasche könnte der digitale Handel ein Grund dafür sein. Würden Uhren über Vertriebsplattformen im Ausland verkauft, seien diese im Handel zwischen der Schweiz und den USA nicht enthalten.
Nach zwei Jahren Talfahrt hatte sich die Schweizer Uhrenindustrie im vergangenen Jahr wieder erholt. Die Schweizer Uhrenexporte legten um 2,7 Prozent auf knapp 20 Milliarden Franken zu. Für 2018 erwarten Experten ein Wachstum von 4 Prozent.
(sda/ccr)