Bentley, das ist doch die kleine Schwester von Rolls-Royce und die grosse Schwester von Mercedes, die Karossen so lang wie breit und in jeder Hinsicht überdimensional – das erste SUV der Briten, der vor knapp einem Jahr gelaunchte Bentayga, hätte problemlos eine ganze Fussballmannschaft unterm Blech über die innerdeutsche Grenze aus der DDR herausschmuggeln können. Doch als es die DDR noch gab, da gab es noch keine SUVs. As time goes by.
Auch der zweitürige Sportwagen Continental GT, seit 2003 mit acht oder zwölf Zylindern unterwegs und niemals schwächer als mit 500 Pferden angetrieben, sah immer pummelig aus, leicht aufgedunsen, als hätte der Produktionsleiter zu viel Luft unter die Blechhaut geföhnt. Der neue GT leidet nur noch in einer absolut vernachlässigbaren Hinsicht an Fülligkeit: beim Leistungsangebot. Er fährt zunächst nur mit einem Zwölfender vor, mobilisiert 635 PS und beschleunigt seine 2,25 Tonnen in 3,7 Sekunden auf 100 und anschliessend unverdrossen so lange weiter, bis 333 km/h erreicht sind. Ein Achtzylinder folgt erst später.
Partner-Inhalte
Extralange Motorhaube, flachere Silhouette
Was gute Designer der Umwelt schenken können, lässt sich an diesem Auto exemplarisch studieren. Der Deutsche Stefan Sielaff, der in den Designteams von Audi und VW verschiedene Führungspositionen besetzte und seit 2015 Chefdesigner bei Bentley und zugleich Strategiechef der ganzen VW-Gruppe für Innenraumdesign ist, tat das Richtige: Er liess die Luft aus dem GT ab.
Die Vorderachse wanderte weiter zur Front, was eine extralange Motorhaube und eine flachere Silhouette ermöglicht, dafür steht der Frontgrill jetzt breiter und muskulöser im Fahrtwind, die Frontleuchten blicken nicht mehr so putzig wie früher nach vorn, und dass die neuen schmalen Heckleuchten in Ellipsenform ihre bräsig-flächigen Vorgänger abgelöst haben, zeitigt nun auch hinten sportliche Ambitionen. Nächtens sorgt die Leuchtengrafik für Respekt auf der Autobahn. Schluss mit voluminösem Barock, stattdessen sehnige Eleganz.
Im Innenraum herrscht wieder gepflegter Luxus für Selbstfahrer – der entscheidende Unterschied zum Rolls. Ohnehin verschafft die entfernte Verwandtschaft zum Porsche Panamera – Bentley ist eine Konzernschwester – dem GT ein Fahrverhalten, von dem Fahrer des aktuellen Modells (das wir gefahren sind) nur träumen können. Glaubt man jenen, die den neuen GT bereits testen konnten: Die enormen Wankbewegungen der schweren Karosse sind Vergangenheit, die Lenkung knackig, Interieur und Bedienung nun zeitgemäss. Und der Vortrieb auf gerader Strasse trieb dem Fahrer ja bisher schon Tränen in die Augen. Neu kommen Freudentränen dank der wunderschönen Karosse hinzu. Es wurde aber auch Zeit.
Bentley New Continental GT
Antrieb: 6,0-Liter-12-Zylinder-Benziner
Verbrauch: 12,2 Liter Super Plus
Leistung: 635 PS (467 kW)
0–100 km/h: in 3,7 s
Vmax: 333 km/h
Preis: ab zirka 230'000 Franken
Verbrauch: 12,2 Liter Super Plus
Leistung: 635 PS (467 kW)
0–100 km/h: in 3,7 s
Vmax: 333 km/h
Preis: ab zirka 230'000 Franken