Unter den weltweit grössten Stiftern ist Bill Gross bisher kein Name. Das dürfte sich rasch ändern. Der 71-jährige Anleiheinvestor hat bereits bis zu 700 Milionen Dollar für wohltätige Zwecke ausgegeben und will nach und nach sein verbleibendes Vermögen von zwei Milliarden Dollar stiften. Das sei eine Grössenordnung, die selbst für ihn eindrucksvoll sei, sagte Gross in einem Interview mit Bloomberg TV in seinem Büro in Newport Beach in Kalifornien am 29. April.
Er definiere Erfolg jetzt anders als vor fünf oder zehn Jahren, sagte Gross. Während anfangs geschäftliche Erfolge oder das Wachstum der verwalteten Vermögen im Vordergrund standen und natürlich die eigene Familie - wie gut sich etwa Sohn oder Tochter beim Fussball schlugen - sei heute Erfolg abhängig davon, was er für die Welt um sich herum tun könne, um anderen zu helfen, sagte Gross.
Ohne Parties und Gala-Veranstaltungen
Als Mitgründer der Fondsgesellschaft Pacific Investment Management Co. (Pimco) erwarb er sich den Titel «Anleihekönig» indem er über Jahre hinweg die besten Erträge in der Branche erwirtschaftete. 2013, als sich das verwaltete Vermögen von Pimco der Marke von zwei Billionen Dollar näherte, zahlte Pimco Gross einen Bonus von 290 Millionen Dollar.
Im gleichen Jahr forderte der Hedgefondsmanager Carl Icahn via Twitter auf, es anderen Milliardären gleichzutun und den Grossteil seines Vermögens für wohltätige Zwecke zu spenden. Zwei Tage danach sagten Gross und seine Frau Sue, sie würden alles stiften.
Bis jetzt hatte Gross noch nie den Umfang seiner Spenden publik gemacht. «Meine Frau Sue und ich bemühen uns, das nicht gross zu verkünden. Wir sind nicht die Art Mensch, die zu Gala-Veranstaltungen und Parties gehen. Wir bevorzugen es, gewissermassen, im Verborgenen zu wirken», sagte Gross.
Gesundheit, medizinische Forschung und Erziehung
Das Ehepaar Gross lebt in Laguna Beach in Kalifornien. Den Grossteil ihrer Spenden wickeln sie über eine Familienstiftung ab, die sich den Themen Gesundheit, medizinische Forschung und Erziehung widmet. Mit persönlichen Geschenken haben sie auch bedürftige amerikanische Familien unterstützt. Gross sagte, er interessiere sich neuerdings auch für GiveDirectly. Die Organisation hilft gezielt extrem Bedürftigen in Afrika, indem sie über mobile Endgeräte Spenden überweist.
«Die meisten Menschen in Afrika haben Mobiltelefone, es ist kaum zu glauben», sagt Gross im Interview. «Wenn man das kann - jemandem einen Beitrag von 25 oder 50 Dollar in Uganda zukommen lassen, den man natürlich nicht persönlich getroffen hat - das ist fast so gut, wie den Markt zu schlagen.»
«Verantwortung» wahrnehmen
Gross und seine Gattin erwarten nicht, dass sie lange genug leben werden, um alles wegzugeben. Das zu vollenden sei Aufgabe ihrer drei Kinder. In seinem jüngsten Anlageausblick für die Fondsgesellschaft Janus Capital Group Inc. schrieb Gross in einem Beitrag, in dem er über Sterblichkeit sinnierte: «Die ’Verantwortung’ für ein Lebenswerk wird mit zunehmendem Alter schwerer, und die ’Unruhe’ wird von Jahr zu Jahr ungemütlicher.»
(bloomberg/gku)