Die Expo.02 hat die Schweiz fest im Griff. In der idyllischen Dreiseenlandschaft spürt man den Puls der Nation. Einzig ein kleiner Ort, unweit von Avenches, südöstlich des Murtensees, scheint sich der eidgenössischen Betriebsamkeit verschlossen zu haben. Sein Name, Villarepos, ist Programm. Er verheisst Erholung, und in der Tat lässt sich im 400-Seelen-Dorf vom Gewühl auf den Arteplages trefflich regenerieren. Denn mitten im Dorfkern steht die behäbige Auberge de la Croix-Blanche, «ein Haus zum Geniessen, Entspannen und Ausruhen».
Gastgeber im «Weissen Kreuz» sind Urs und Erika Messerli. Keine Romands, auch keine Deutschfreiburger. Das Paar übersiedelte vor zwei Jahren aus dem Emmental, überdrüssig des Spagats zwischen währschafter Bankett- und verfeinerter Gourmetküche, wie er im «Hirschen» in Langnau verlangt wurde. Der neue Anfang im gekauften Haus stand zwar unter einem ungewissen Stern – lassen sich genügend Gäste in die ländliche Abgeschiedenheit locken? –, eröffnete den beiden aber auch die Chance, ohne faule Kompromisse zu wirten.
Die Chance wurde fulminant gepackt. Im «Croix-Blanche» lässt sich heute prächtig essen. Urs Messerlis Küche ist regional verwurzelt. Sie bezieht einen Grossteil der Produkte von den Weiden, den Seen und den Wiesen der näheren Umgebung. Sie ist abwechslungsreich, besitzt Geschmack und Biss, ist pfiffig und mit der gerade noch erträglichen Dosis Künstlichkeit angerichtet, was alles in allem einen durchaus trendigen Eindruck erweckt.
Der 35-jährige Koch, ein nachdenklicher Mensch der leisen Art, offeriert zwei aktuelle Menüs. «Le Menu du Terroir» arbeitet mit lokalen Erzeugnissen. «Le Menu du Marché» ist weiter abgesteckt; seinen Horizont bildet Europa, was etwa die Verarbeitung von Meerwasserfischen kochphilosophisch legitimiert.
Wählt der Gast das Degustationsmenü, so darf Urs Messerli Kür laufen. Je nach Saison und Marktangebot bewegt er sich dann mehr oder weniger ausdauernd dies- und jenseits der Landesgrenze: Zwei aufwändige und gelungene Amuse-Bouches bereiten den ersten Gang vor. Zu Beginn des Frühlings etwa ein Entenleberpraliné auf Kräutersalat mit Äpfel- und Feigenchutney. Nach einer wunderbar abgeschmeckten Minestrone mit Scampi und Seezunge folgt ein butterzartes Kalbsfiletmignon mit Schupfnudeln und einer konzentrierten Sauce aus getrockneten Tomaten und Oliven. Der Käseteller kommt vom reich mit lokalen und überregionalen Rohmilchkäsen bestückten Wagen. Dazu wird ein phänomenaler Birnensenf serviert. Das süsse Finale bildet schliesslich ein Traum von einem Schoggikuchen mit Kumquatkompott und einem erfrischenden Minzensorbet.
Die Qual der Wahl hat, wer sich in die Weinkarte des «Weissen Kreuzes» vertieft. Wie bei seinen Gerichten verzichtet Messerli konsequent auf Überseeprodukte. Dennoch lässt das Angebot kaum Wünsche offen. Urs Messerli outet sich als Weinfreak. Wie jeder echte Weinfreund will er die Flaschen auch unter die Leute bringen. Er kalkuliert deshalb milde und bietet die meisten Provenienzen auch zum Einkellern an.
Geradezu vorbildlich präsentiert sich das Weinland Schweiz. Messerli kennt viele der Schweizer Spitzenwinzer persönlich und bietet ihnen in Villarepos eine Plattform. Gäbe es einen önologischen Expo-Botschafter, er müsste Urs Messerli heissen. Am besten lässt sich das überprüfen, wenn man sich zum Menü eine kleine Selektion Schweizer Weine glasweise servieren lässt. Vermutlich hält man es dann wie ein welscher Gast, der bei unserem Besuch dem Berner Koch zweisprachig den Honneur erwies: «C’était pas bon, c’était usgezeichnet», lobte der Compatriote.
Auberge de la Croix-Blanche
Urs und Erika Messerli
1583 Villarepos
Tel. 026/675 30 75
Fax 026/675 50 30
www.croixblanche.ch
Menü zwischen 75 und 110 Franken
15 «Gault Millau»-Punkte
montags und dienstags geschlossen
Gastgeber im «Weissen Kreuz» sind Urs und Erika Messerli. Keine Romands, auch keine Deutschfreiburger. Das Paar übersiedelte vor zwei Jahren aus dem Emmental, überdrüssig des Spagats zwischen währschafter Bankett- und verfeinerter Gourmetküche, wie er im «Hirschen» in Langnau verlangt wurde. Der neue Anfang im gekauften Haus stand zwar unter einem ungewissen Stern – lassen sich genügend Gäste in die ländliche Abgeschiedenheit locken? –, eröffnete den beiden aber auch die Chance, ohne faule Kompromisse zu wirten.
Die Chance wurde fulminant gepackt. Im «Croix-Blanche» lässt sich heute prächtig essen. Urs Messerlis Küche ist regional verwurzelt. Sie bezieht einen Grossteil der Produkte von den Weiden, den Seen und den Wiesen der näheren Umgebung. Sie ist abwechslungsreich, besitzt Geschmack und Biss, ist pfiffig und mit der gerade noch erträglichen Dosis Künstlichkeit angerichtet, was alles in allem einen durchaus trendigen Eindruck erweckt.
Der 35-jährige Koch, ein nachdenklicher Mensch der leisen Art, offeriert zwei aktuelle Menüs. «Le Menu du Terroir» arbeitet mit lokalen Erzeugnissen. «Le Menu du Marché» ist weiter abgesteckt; seinen Horizont bildet Europa, was etwa die Verarbeitung von Meerwasserfischen kochphilosophisch legitimiert.
Wählt der Gast das Degustationsmenü, so darf Urs Messerli Kür laufen. Je nach Saison und Marktangebot bewegt er sich dann mehr oder weniger ausdauernd dies- und jenseits der Landesgrenze: Zwei aufwändige und gelungene Amuse-Bouches bereiten den ersten Gang vor. Zu Beginn des Frühlings etwa ein Entenleberpraliné auf Kräutersalat mit Äpfel- und Feigenchutney. Nach einer wunderbar abgeschmeckten Minestrone mit Scampi und Seezunge folgt ein butterzartes Kalbsfiletmignon mit Schupfnudeln und einer konzentrierten Sauce aus getrockneten Tomaten und Oliven. Der Käseteller kommt vom reich mit lokalen und überregionalen Rohmilchkäsen bestückten Wagen. Dazu wird ein phänomenaler Birnensenf serviert. Das süsse Finale bildet schliesslich ein Traum von einem Schoggikuchen mit Kumquatkompott und einem erfrischenden Minzensorbet.
Die Qual der Wahl hat, wer sich in die Weinkarte des «Weissen Kreuzes» vertieft. Wie bei seinen Gerichten verzichtet Messerli konsequent auf Überseeprodukte. Dennoch lässt das Angebot kaum Wünsche offen. Urs Messerli outet sich als Weinfreak. Wie jeder echte Weinfreund will er die Flaschen auch unter die Leute bringen. Er kalkuliert deshalb milde und bietet die meisten Provenienzen auch zum Einkellern an.
Geradezu vorbildlich präsentiert sich das Weinland Schweiz. Messerli kennt viele der Schweizer Spitzenwinzer persönlich und bietet ihnen in Villarepos eine Plattform. Gäbe es einen önologischen Expo-Botschafter, er müsste Urs Messerli heissen. Am besten lässt sich das überprüfen, wenn man sich zum Menü eine kleine Selektion Schweizer Weine glasweise servieren lässt. Vermutlich hält man es dann wie ein welscher Gast, der bei unserem Besuch dem Berner Koch zweisprachig den Honneur erwies: «C’était pas bon, c’était usgezeichnet», lobte der Compatriote.
Auberge de la Croix-Blanche
Urs und Erika Messerli
1583 Villarepos
Tel. 026/675 30 75
Fax 026/675 50 30
www.croixblanche.ch
Menü zwischen 75 und 110 Franken
15 «Gault Millau»-Punkte
montags und dienstags geschlossen
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