In welchem Glas offerieren Sie Ihren Gästen ein Bier? Wenn wir Sie mit dieser Frage auf dem falschen Fuss erwischt haben, dann denken Sie mal über Ihre Antwort auf die entsprechende Frage nach einem Weinglas nach. «Das kommt auf den Wein an», wäre da ihre Antwort. Und beim Bier?
Gibt es schon beim Wein eine grosse Auswahl an Gläsern, so ist die Vielfalt beim Bier noch viel grösser. Einmal kommt die Stange als Tulpe mit Stil, einmal ohne. Lagerbier gibts mal im Becher, mal im Henkelglas oder selten noch im runden Ruugeli. Kölsch trinkt man aus einem Quasi-Reagenzglas – und die Briten lieben breite Becher mit einer Auskragung. Oder braucht es am Ende gar kein Glas, weil Bier aus der Flasche doch eh am besten schmeckt?
Letzteres ist schnell beantwortet. Nichts gegen ein spontanes Wegbier aus der Flasche. Aber an einem Anlass mit Stil sollte man gutes Bier stets im Glas offerieren (und anderes lieber gar nicht). Denn wie beim Wein geniesst man auch Bier zu einem grossen Teil mit der Nase, und die riecht nun mal schlecht in eine Flasche hinein. Blumige Hopfennoten oder bananige Weizenbieraromen kommen nur im Glas voll zur Geltung.
Je aromatischer, schwerer und eleganter ein Bier, desto bauchiger sollte das Glas sein.
Fürs richtige Glas gibt es ein paar einfache Regeln: Ist Kohlensäure wichtig, nimmt man eher schlanke Formen. Etwa bei einem Spezial/Pilsner oder bei Weizenbier. Je aromatischer, schwerer und eleganter ein Bier, desto bauchiger sollte hingegen das Glas sein. Ein belgisches Tripel oder ein Russian Imperial Stout machen sich am besten in einem Kelch. Für Degustationen wurde ein Standardglas entwickelt, das sich durchaus auch am Esstisch bewährt: Es hat einen Stil, damit das Bier in der Hand nicht warm wird, und einen bauchigen Kelch, der sich nach oben etwas verjüngt.
Schliesslich noch eine Praktikerregel: Je mehr Sie im Garten festen, desto eher empfehlen sich dickere Gläser. Nicht nur sorgen sie dafür, dass Sie am Morgen danach weniger Scherben zu entsorgen haben. Das Bier bleibt in solchen Gläsern auch länger kühl. Die tönernen Krüge in bayerischen Biergärten sind das ideale Vorbild (auch wenn dort das Bier wohl nur selten Zeit hat, warm zu werden).
Zurück zur Frage am Anfang. Wenn gleich Ihre Gäste auftauchen und Sie keine Zeit mehr für den Gang zum Fachhandel haben, greifen Sie doch einfach mal zu Bordeaux-Gläsern. Sie werden sehen: Das Bier sieht darin nicht nur gut aus, es wird auch gut schmecken.
Vor gut zehn Jahren lancierte der Gläserfabrikant Rastal das Modell Teku – speziell für Bierdegustationen. Es bietet dem Bier genügend Raum, sich zu entfalten, und lässt es gleichzeitig gut aussehen. Mittlerweile hat es sich auch in gepflegten Bars oder Restaurants etabliert, die etwas spezielleren Biere in solchen Gläsern auszuschenken, da sie so besser zur Geltung kommen als in einer normalen Stange. Zwar gibt es mittlerweile unterschiedliche Modelle für die verschiedensten Biersorten. Aber übertreiben muss man es zu Hause ja dann doch auch nicht.
Rastal Degustationskelch Teku. 0,43 Liter Fassungsvolumen. Circa 5 Franken.
In dieser Kolumne schreiben der «Handelszeitung»-Redaktor Michael Heim und Autor Ben Müller alternierend einmal im Monat über Bier und Wein. Heim selbst ist an einer Vereinsbrauerei beteiligt.