So viel Zeit wie beim neuen 335i von BMW habe ich noch nie für eine Auto-Kolumne der BILANZ gebraucht. Ich habe noch nie so viele Einstiege verworfen und noch nie so viele Buchstaben verbraucht. Damit könnte ich locker die nächste Ausgabe von BILANZ CARS füllen.

  • Motor: 3-Liter-6-Zylinder-Benziner
  • Leistung: 306 PS / 225 kW
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
  • Beschleunigung: von 0 auf 100 km/h in 5,5 Sekunden
  • Verbrauch: 7,9 Liter auf 100 Kilometer
  • Richtpreis: ab 64 000 Franken
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Wo lag das Problem? An mir? Am 335i? Weder noch, sondern höchstwahrscheinlich am Segment, in dem sich der 335i tummelt: der Mittelklasse. Sorry, der «Premium-Mittelklasse», wie Audi, BMW und Mercedes unisono betonen. Doch Mittelklasse tönt halt trotz Premium irgendwie bloss nach Mittelmass. Und Mittelmass ist nie besonders spannend.

Aber den neuen 335i von BMW als Mittelmass zu bezeichnen, wäre natürlich völlig fehl am Platz. Denn dieses Modell, das vorerst die leistungsmässige Speerspitze der Bayern im Kampf gegen Audi A4 und C-Klasse von Mercedes-Benz markiert, setzt den BMW-Slogan «Freude am Fahren» exquisit um: Der Drei-Liter-Sechszylinder dreht hoch wie ein Rennaggregat und beschleunigt den Fünfplätzer in 5,5 Sekunden auf Tempo 100. Das passt beim Autoquartett, ist aber in dieser Klasse nicht ganz so wichtig.

Viel wichtiger ist die Tatsache, dass der Verbrauch auf theoretische 7,9 Liter gesenkt wurde. Und dass die Fahrwerksspezialisten in München ihre Mitte gefunden haben: Der 335i schluckt alle Unebenheiten locker und bietet trotz Sportlichkeit viel Komfort. Das verdankt er unter anderem dem Fahrerlebnisschalter, mit dem man in Verbindung mit der Acht-Gang-Automatik zwischen «Eco», «Comfort», «Sport» und «Sport+» wählen kann. Was nach PlayStation klingt, macht aus dem 3er je nach Lust und Laune einen «Dr. Jekyll» oder einen «Mr. Hyde».

Diese Wandelbarkeit sieht man dem 335i von aussen aber nicht an: Die sechste Generation des 3ers ist zwar schärfer geschnitten als der Vorgänger. Aber so richtig weit hat man sich, was die Optik betrifft, nicht aus dem Fenster gelehnt. «Evolution statt Revolution», heisst es bei BMW. «Mit diesem Auto sind wir nahe an der Perfektion.»

Fazit: Das stimmt. Die Münchner Fussballgoalie-Legende Oliver Kahn sagte einst: «Nach Perfektion zu streben, sich ihr annähern zu wollen, ist okay, aber nicht, sie tatsächlich erreichen zu wollen.» Hat mich diese bayrische Perfektion vielleicht gelähmt?