Finanzielle Schwierigkeiten, eine gerade anlaufende Kleinwagenproduktion mit der Isetta und geringe Kaufkraft bei den Kunden, kaum jemand hätte erwartet, dass BMW auf der Internationalen Automobil Ausstellung im Herbst 1955 in Frankfurt gleich zwei Sportwagen der Spitzenklasse vorstellen würde. BMW 503 und 507 hiessen die beiden eleganten Fahrzeuge und die Bewunderung der Betrachter war ihnen sicher. Was aber noch keinen finanziellen Erfolg damit bedeuten muss.

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Paukenschlag an der IAA 1955

Der BMW-Stand gehörte sicherlich zu den wichtigsten Anlaufpunkten der IAA 1955, die von Kleinwagen und Rollermobilen dominiert wurde. Die Automobil Revue notierte damals:

«Im Mittelpunkt der Ausstellungsgespräche und von einer geradezu magischen Anziehungskraft umgeben, präsentiert sich der BMW-Stand mit den neuen Modellen 503, 505 und 507. Darauf hatten die Ausstellungsbesucher geradezu gewartet.

Am meisten Aufsehen erregte querbeet durch alle Magazine der sehr sportlich gezeichnete BMW 507, doch auch der etwas limousinenhafter daherkommende 503 wurde auch gewürdigt: «Nicht minder anziehend wirkt das mit dem 140-PS-Motor ausgestattete Modell 503 als Coupé oder Cabriolet. Die Verdeck- und Fensterbetätigung erfolgt elektrohydraulisch. Motorhaube und Kofferdeckel bestehend aus Leichtmetall.»

Der BMW 507 (1959); Quelle: Zwischengas Archiv

Ein Deutscher in Amerika

Gezeichnet wurden die Linien der beiden Sportwagen von Albrecht Graf Goertz, einem gebürtigen Deutschen mit amerikanischer Staatsbürgerschaft, heute auch als Designer des Datsun 240 Z bekannt.

Dass Goertz dem BMW-Luxusklassen-Sportler zur Form verhalf, war einer Reihe von Fügungen zu verdanken, die nicht auf der Hand lagen. Tatsächlich hatte Ernst Loof bereits ein fertiges Fahrzeug namens 502 gebaut, das eigentlich an Stelle des BMW 507 in Produktion gehen sollte.

Doch der amerikanische BMW-Importeur Max Hoffmann in New York lehnte die BMW-internen Entwürfe als unverkäuflich ab. Er brachte daraufhin Graf Goertz ins Spiel und dieser sandte sofort ein paar eigene Zeichnungen nach München. Diese gefielen und Goertz bekam freie Hand.

Goertz dazu in den Siebzigerjahren: «Der Stil meiner Wagen war «hungriger». Sie waren schlanker, sahen dynamischer aus, als die BMW-eigenen Entwürfe.»

Vermutlich dürfte es auch auf die Initiative Max Hoffmanns zurückgehen, dass neben dem 300-SL-Konkurrenten BMW 507 auch noch eine luxuriösere Variante mit mehr Innenraum dazugebaut wurde. Während der 507 auf die typische BMW-Niere verzichtete und alles der Form unterordnet, geriet der 503 als Coupé und Cabriolet als der BMW-Tradition enger verwandter und deutlich grösser wirkender Wurf. Seine Gestaltung war zurückhaltender und mehr auf Alltagsnutzen als auf Traumwagen ausgelegt.

Dass er weniger Beachtung fand in der damaligen Berichterstattung ist daher nachvollziehbar, aber es wird dem ebenfalls gelungenen Design eigentlich nicht gerecht, fand zumindest Goertz in einem Interview im Jahr 1978:

«Der BMW 507 verhalf mir zum Durchbruch, brachte mir einen Namen. Der 507 wurde für mich zur Referenz; mit ihm wurde ich als vollwertiger Designer anerkannt. Dem gleichzeitig entworfenen BMW 503 kam durch den Erfolg des 507 ungerechterweise ein Schattendasein zu. Dabei hatte kein Geringerer als Pinin Farina senior vom 503 gesagt, dass er das schönste Auto sei, das er je gesehen habe.»

Mit Vollschutzrahmen

Technisch entsprach der neue Sportwagen der damaligen BMW-Philosophie. Das stabile Fahrgestell mit Kasten- und Rohrträgern wurde direkt von der 501/502-Limousine übernommen und wies vorne Einzelradaufhängungen an Dreiecksquerlenkern und hinten eine Starrachse an Dreiecksschublenkern auf. Beim 503 blieb der Radstand dabei unverändert, während er beim 507 um rund 35 Zentimeter gekürzt wurde.

Der weitgehend aus Leichtmetall gefertigte V8-Motor wies einen Hubraum von 3168 Kubikmeter auf und leistete im 503 damit 140 PS bei 4800 Umdrehungen.

Die Karosserie wurde bei Baur gefertigt und bestand bei den Ausstellungsfahrzeugen der IAA 1955 aus Stahlblech (mit Hauben/Kofferraumdeckeln aus Aluminium), bei den Serienfahrzeugen komplett aus Aluminium.

Nur auf Bestellung

Im September 1956 meldete die Automobil Revue den Beginn der Serienherstellung des BMW 503:

«Der BMW 503, eine elegante Schöpfung des berühmten Münchner Werks, wurde anlässlich des Frankfurter Salons 1955 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Inzwischen sind nun die Vorarbeiten für die Fertigung soweit gediehen, dass die Produktion aufgenommen werden konnte. Indessen soll dieses Modell, das zur sportlichen Luxusklasse gehört, ausschliesslich auf besondere Bestellung und in kleinen Serien aufgelegt werden. In der Schweiz wird dieser als Coupé oder Cabriolet zum Preise von Fr. 37360.- verkauft.»

In Deutschland kosteten Coupé/Cabriolet anfänglich 29’500 Deutsche Mark, der Preis stieg aber bis zum Produktionsende 1959 auf 32’950 Deutsche Mark an. Damit war der Wagen sogar um rund 10 Prozent teurer als der 507 und konnte gut und gerne als Alternative zum bescheidenen Reihenhäuschen gesehen werden.

Der hohe Preis störte die damalige Prominenz wohl nicht und sie erhielten ihren Wagen in Wunschfarbe (gegen Aufpreis auch zweifarbig) gegen Bestellung. Sie durften sich an elektrohydraulisch arbeitenden Seitenscheiben und im Falle des Cabriolets an einem ebenfalls ohne Krafteinsatz selbst öffnenden und schliessenden Faltdach erfreuen.

In zwei Serien gebaut

Bereits zu Beginn der Serienherstellung verzichtete man auf den Breitbandtacho, wie er in Frankfurt noch ausgestellt wurde.

Nach etwa der Hälfte der insgesamt 412 gebauten Coupés/Cabriolets wurde das Getriebe anders eingebaut und mit einem Mittelschalthebel statt einer Lenkradschaltung verbunden. Ansonsten wurden für die Serie 2 nur Details geändert.

Mehr Coupés als Cabriolets

Das Coupé gilt insgesamt als eleganter und konnte auch auf der Nachfrageseite mehr Erfolge einfahren als das Cabriolet. Insgesamt 273 geschlossene Varianten wurden hergestellt. Sie erlaubten komfortables Reisen mit Kindern und Gepäck.

Die Automobil Revue fuhr 1957 ein Coupé zur Probe und registrierte saubere, ausgefeilte Fahreigenschaften, eine praktisch stossfreie Lenkung, sehr gute Spurtreue und eine vibrationsfreie Fahrweise. Gelobt wurden die gute Beschleunigung und die ausgezeichneten Bremsen.

Zusammenfassung schrieb der Testfahrer: «Die moderne Ausgabe eines der leider fast ausgestorbenen klassischen grossen Vorkriegs-Reisewagen sportlichen Charakters und guter Qualität; die kontinentale Version eines Gentleman-Wagens».

Muskelbildend

Dass der BMW 503 mit 1400 kg trotz grosszügiger Verwendung von Aluminium kein Federgewicht und mit 4,75 x 1,71 Metern auch kein Kompaktwagen ist, merkt man schon auf den ersten Metern. Es wird ein gewisser Krafteinsatz verlangt, ohne dass der Wagen den Lenker allerdings über Gebühr ermüdet. Sowohl das Drehen am Lenkrad wie auch der Tritt auf die Bremse wirken durchaus muskelaufbauend, das Schalten der vier synchronisierten Vorwärtsgänge mittels Lenkradschaltung geht allerdings leicht von der Hand.

Das 503 Coupé ist übersichtlich, das edel gestaltete Interieur wirkt wohnlich. Der Motor läuft samtweich, erfreut aber auch durch sportliche Geräusche aus dem Auspuff, wenn er gefordert wird.

In engen Bögen lassen sich die 60 Jahre, die seit der Konstruktion vergangen sind, nicht verleugnen, aber als Kurvenräuber wurde der 503 auch nie verstanden und selbst der sportlichere Bruder 507 holte nur wenig Lorbeeren im Rennsport.

Der 503 ist auch heute noch das, wofür er einst gebaut wurde: Ein angenehmer Gran Turismo für kurze und lange Reisen.

Unterbewertet?

Knapp über 400 gebaute BMW 503 stehen 252 BMW 507 gegenüber. Während der 507 bereits in siebenstelligen Regionen gehandelt wird, notieren die ursprünglich teureren 503-Varianten deutlich günstiger bei etwa einer Viertelmillion Euro für ein Zustand-2-Fahrzeug, wobei Sammler offenbar dem selteneren Cabriolet auch wertmässig den Vortritt geben.

Mehr zum BMW 503 und 507 lesen Sie bei zwischengas.com.