Tesla triumphiert im Premiumsegment. Im vergangenen Jahr konnte sich der Elektroautobauer aus den USA erstaunlich gut gegenüber deutschen Nobelkarossen durchsetzen. Dieses Jahr überholt Tesla sich selbst – und zeigt, dass die guten Zahlen kein Strohfeuer waren. Das zeigen Berechnungen des CAR Center Automotive Research in Duisburg für handelszeitung.ch.

Vor allem in der Schweiz legt Tesla nochmals deutlich zu: Das beliebte Modell S wurde von Januar bis Mai 385 Mal verkauft. «Damit war Tesla die meistverkaufte Oberklasse-Limousine in der Schweiz», sagt Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut. Vergangenes Jahr musste sich der Konzern von Milliardär Elon Musk im ersten Quartal noch der Mercedes S Klasse geschlagen geben. Im Gesamtjahr stand das Modell S bereits auf Platz eins, wie die CAR-Zahlen zeigen.

In diesem Jahr legen die Verkäufe noch an Tempo zu: Tesla hat bis Mai nur knapp 100 Fahrzeuge weniger verkauft als 2014 gesamt. Dudenhöffer sagt: «Schon jetzt ist klar, dass Tesla seine Verkäufe aus dem Jahr 2014 in der Schweiz deutlich übertreffen wird.»

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Tesla baut Ladestationen-Netz aus

Das Tesla Modell S bildet eine Ausnahme, denn der Verkauf der meisten E-Modelle läuft schleppend. Benzinbetriebene Sportwagen und SUV sind deutlich populärer. Doch es war klug von Konzernchef Musk, auf ein Premiummodell zu setzen: In günstigeren Kategorien spielt der höhere Preis von Elektrofahrzeugen gegenüber vergleichbaren Benzinern eine grössere Rolle.

Um den Erfolg von Tesla zu befeuern, tut der Konzern einiges, um die grösste Schwachstelle von Elektrofahrzeugen auszuräumen: Das Tanken ist heute noch an wenigen Orten möglich. Tesla hat sein eigenes Netzwerk von sogenannten Supercharger-Stationen innert zwei Jahren auf mittlerweile 164 in Europa ausgebaut. Wie im Sommer 2014 angekündigt, wurde auch das Netz in der Schweiz erweitert: Acht Stationen gibt es jetzt, weitere sollen bis Ende Jahr dazukommen. In dieser Woche wurde die erste Station in Spanien in Betrieb genommen.

In 45 Minuten auf 80 Prozent Leistung

Tesla-Fahrzeuge können auch herkömmliche Stromtankstellen anzapfen, von denen es laut dem Verzeichnis «Lemnet» über 900 in der Schweiz gibt. Alternativ kann der Sportwagen auch privat geladen werden. Allerdings sind die Ladezeiten dort und an herkömmlichen Strom-Zapfsäulen erheblich länger. An den Supercharger-Stationen dauert es nach Konzernangaben «nur» noch 45 Minuten, bis die Batterie 80 Prozent Leistung erreicht. Im Vergleich zum Betanken eines Benziners ist das allerdings nach wie vor eine Geduldsprobe.

Doch die Strategie von Tesla geht auf: Bei den «echten» Verkäufen von Oberklasse-Limousinen steht das Elektroauto im ersten Halbjahr 2015 sogar in Deutschland weit vorn in der Liste. Nur Mercedes und Audi muss Tesla sich laut CAR-Institute geschlagen geben. Dabei wurden allein die Verkäufe an Privat- und Firmenkunden betrachtet. Nimmt man die Zulassungen auf Autobauer, Autohändler und Vermieter hinzu, fällt Tesla zurück. Hier haben die deutschen Hersteller deutliche Vorteile gegenüber Importeuren.

Plus von 13 Prozent in den USA

Im Heimatmarkt und zugleich wichtigsten Premiummarkt der Welt kann Tesla sich dagegen stärker durchsetzen: Der Autobauer hat in den ersten sechs Monaten des Jahres 10'200 Fahrzeuge verkauft, das ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Plus von gut 13 Prozent. Im Gesamtvergleich steht Tesla auf Platz zwei, allein Mercedes verkaufte von seiner S Klasse noch knapp 400 Fahrzeuge mehr.

Trotz der guten Zahlen für Tesla: Eine Baustelle dürfte Konzernchef Elon Musk Sorge bereiten. China ist für Dudenhöffer der Schlüsselmarkt für den Konzern, auch in der Konkurrenz zu den deutschen Autobauern. Diese haben dort wichtige Kunden und ein starkes Premium-Image aufgebaut. Im vergangenen Jahr deutete sich an, dass Importzölle für Elektroautos fallen könnten, was Tesla beflügelt hätte. Das ist bis jetzt aber nicht passiert.

«In China ist Tesla schlecht unterwegs»

«In China ist Tesla schlecht unterwegs», lautet darum Dudenhöffers Urteil. Man habe auch den China-Chef ausgewechselt. «E-Autos erhalten in China nur Subventionen, wenn die Autos lokal produziert sind. Das kann Tesla bis heute nicht.» Das Ergebnis: Die rund 12'000 Elektroautos, die im ersten Quartal in China verkauft wurden, sind fast ausschliesslich Fahrzeuge von chinesischen Autobauern.