Klar, dass ich mich an ein Gestell auf der Tragfläche eines Doppeldeckers festschnallen und auf ein paar hundert Metern Höhe durch die Gegend fliegen lasse. Wingwalking heisst der Spass. «No risk, no fun», ist meine Devise vor dem Spektakel. «Um Himmels willen, nie wieder!», ist meine Einsicht, als ich später, als mir speiübel ist und ich an meinem Verstand zweifle, endlich wieder auf dem Boden stehe.

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Für die vier jungen Frauen der Breitling-Wingwalker ist es ihre Nine-to-five-Beschäftigung, mit der sie ihren Lebensunterhalt verdienen. Für Uhrenhändler, Juweliere und Journalisten ist es die Möglichkeit, einmal selbst zu erleben, was es mit der Fliegerei auf sich hat, wenn man mit fast 200 Kilometern pro Stunde im Gegenwind herumgeflogen wird. Für die Uhrenmarke Breitling ist es die Chance zu zeigen, dass hinter dem Aviatik-Image ihres Brands nicht eine Marketingidee, sondern Substanz, Tradition und Investitionen stehen.

Auf ihrer Lohnliste führt Breitling neben den vier Wingwalkerinnen auch noch einen Jetman, ein Fallschirmspringerteam, Kunst- und Helikopterpiloten und die sieben Flieger und sechs Techniker des firmeneigenen Jet-Teams. Diese Fliegerstaffel ist mit sieben Militärmaschinen des Typs L-39 Albatros die grösste private Flugformation weltweit. Rund um die Erde ist sie mit Airshows unterwegs. Im letzten Jahr war sie im östlichen Mittelmeer und Nordamerika, 2014 ist das Jet-Team in Asien.

Nervenkitzel trifft Technik

Jedes Jahr lädt das Schweizer Familienunternehmen Medienvertreter und Händler zu einem Grossevent, der ganz im Zeichen der Luftfahrt steht. Er bietet eine Mischung aus Nervenkitzel und Faszination für Technik und Mechanik. Für den Nervenkitzel stehen neben Wingwalking auch noch Fallschirmspringen, Jet-, Looping- und Helikopterfliegen auf dem Programm. Für die Technikbegeisterung gibt es alte Motoren in Flugzeugen aus den fünfziger Jahren, neue Jets und den Geruch von Getriebeöl und Treibstoff.

Weil 2013 die Zusammenarbeit mit Bentley bei der Uhrenserie «Breitling for Bentley» ins zehnte Jahr ging, fand der Event diesmal in England statt, unweit der Bentley-Fabrik in Crewe. Das dortige Flugfeld Ternhill der Royal Air Force bot auch die passende Piste für ein Wettrennen zwischen einem Jet und einem Bentley, das der Jet gewann. Der Bentley beschleunigte, der Jet flog im Sinkflug neben den Wagen und zog schliesslich vorbei. Die Karosse wendete in einer Staubwolke, der Jet flog einen Looping, war kurz auf gleicher Höhe und stieg dann in die Lüfte, nachdem er als Erster die Ziellinie passiert hatte. Zugegeben: total sinnfrei, aber trotzdem cool.

Lufthoheit in der Aviatik

In der Luxusgüterindustrie spielt das Markenimage eine entscheidende Rolle für den Erfolg. Niemand kauft sich eine Uhr aus dem Premiumsegment, nur um die Zeit abzulesen, sondern eher, weil er sich mit den Markenwerten identifiziert. Investitionen in das Image sind deshalb genauso wichtig wie in technische Innovationen. Ohne die geht es aber nicht, denn ein Brand muss authentisch sein.

Dass unter den Uhrenmarken Breitling eng mit der Luftfahrt verbunden ist, ist keine Erfindung von Marketingstrategen, sondern das Ergebnis einer seit langem gepflegten Tradition. Die Firma ist seit über hundert Jahren in der Fliegerei zu Hause und hat wesentlich die Entwicklung der Zeitmessung für die Aviatik geprägt.

Tradition und Innovation

Die Technik, die heute in den meisten Chronographen und den Fliegeruhren steckt, geht auf Erfindungen von Gaston und Willy Breitling zurück. Der Zeiger der in der Uhr integrierten Stoppuhr wird mit Drücken auf die Krone gelöst, angehalten und dann wieder auf die Nullposition gestellt. Heute wirkt das wenig spektakulär – es gab aber Zeiten, in denen nicht Programmierer, sondern Mechaniker und Ingenieure für den Fortschritt verantwortlich waren.

In den Anfängen lieferte Breitling zunächst Chronographen als Taschenuhren, an denen man die Zeitdauer ablesen konnte, die man schon in der Luft verbracht hatte. Eine nicht unwichtige Information, schliesslich ist es recht hilfreich zu wissen, ob man noch genügend Kerosin im Tank hat, um sicher zum nächsten Flughafen zu gelangen. Später folgten Chronographen als Armbanduhren, und Breitling stattete vor und nach dem Zweiten Weltkrieg die Cockpits der Maschinen vieler Fluggesellschaften mit Instrumenten zum Zeitmessen aus. Von dieser Tradition lebt Breitling noch heute, entwickelt sie weiter und hat sich mit Haut und Haaren sowie viel Entwicklungsmitteln der Aviatik verschrieben.

Viele Menschenleben gerettet

Da gibt es die Notfalluhr Emergency, die Breitling entwickelt und 1995 auf den Markt gebracht hat. Sie sendet auf der Aeronautik-Notfallfrequenz 121,5 MHz ein Signal aus, das hilft, in Not Geratene zu orten und zu bergen. Dass das keine Spielerei ist, zeigt die Bilanz der Uhr: Viele Menschenleben wurden gerettet, weil jemand eine Emergency am Handgelenk trug, als das Flugzeug abstürzte. Seit 1985 wurden über 26 000 Menschen durch Notrufsignale gefunden, die das Cospas-Sarsat-Satellitensystem auffing, das 1985 in Betrieb ging. Heute erreichen es nur Notsignale auf der Frequenz 406 MHz; Signale auf der Frequenz 121,5 MHz werden aber weiterhin an Land, von Schiffen auf See und von Flugzeugen empfangen.

Diese Frequenz bleibt für die Ortung und das Bergen von Opfern das zuverlässigste System. Dennoch war es Zeit für eine neue Emergency, die zusätzlich zur alten Frequenz auch auf 406 MHz ein Notsignal sendet. An der Baselworld wurde sie dieses Jahr vorgestellt. Für Breitling war es eine Herausforderung in der fünf Jahre dauernden Entwicklung, viele technische Schwierigkeiten zu meistern. Auf kleinstem Raum mussten die Sendeanlage, die Antenne und ein Akku untergebracht werden, die vielleicht einmal Leben retten können.

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