Bundesräte haben es nicht einfach. Das Arbeitspensum ist immens, das Aufgabenfeld komplex, und die Probleme lassen sich nicht so mühelos lösen, wie man es vom Stammtisch oder von der Parlamentarierbank aus meinen könnte. Doch im Vorfeld der Bundesratswahl wird nicht darüber diskutiert, wer die besten Voraussetzungen für den Job mitbringt. Die Berichterstatter konzentrieren sich lieber auf zugänglichere Themen: auf die geografische Herkunft (das Tessin!), auf das Geschlecht – und nun gar auf die Kinderfrage.

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Den Anfang machte der «Tages-Anzeiger» und warnte: «Die Kinderlosen übernehmen.» Die Begründung: Sollte Favorit Ignazio Cassis in den Bundesrat gewählt werden, hätten vier von sieben Regierungsmitgliedern keinen «biologischen Nachwuchs». Trotz tief bohrender Analysen von Soziologen, Familienforschern und Rechtsprofessoren verpuffte die Empörung zunächst ohne die erhoffte mediale Nachwirkung.

Frauen-Mutter-Thematik

Bis Isabelle Moret auf den Plan trat. «Erste Bundesrätin mit Schulkindern?», titelte die «Aargauer Zeitung». Die Kinder 
von Elisabeth Kopp, Micheline Calmy-Rey und Eveline Widmer-Schlumpf waren schon erwachsen, als ihre Mütter gewählt wurden. Ruth Dreifuss, Ruth Metzler, Doris Leuthard und Simonetta Sommaruga wiederum haben 
keine eigenen Kinder.

Moret versuchte sich zwar in der Folge nicht auf die Frauen-Mutter-Thematik reduzieren zu lassen, konnte es aber nicht lassen, Sätze zu sagen wie: «Muttersein ist eine Lebenserfahrung», und: «Darum täte eine Mutter dem Bundesrat gut.» Sätze, die etwa ein Alain Berset als Vater dreier schulpflichtiger Kinder nie von sich geben musste, um in die Landesregierung gewählt zu werden.

Was bei Männern also höchstens eine Randnotiz ist, wird bei Frauen zum Frontanriss. Als ob es jetzt darum ginge, eine Vakanz in der Kindergartenleitung zu besetzen. Ob solcher Diskussionen muss man sich auch nicht wundern, dass seit der Einführung des Frauenstimmrechts 1971 unter den 34 neu gewählten Bundesratsmitgliedern erst sieben Frauen waren.