Das Mittelinitial «S» im Namen von Joseph S. Blatter stehe für Sepp, erklärte AmCham-CEO Martin Naville dem Publikum, als er den Gastredner einführte. Man merke: Der Walliser Blatter hat bei aller globalen Ausstrahlung die lokale Verwurzelung behalten.
1975 als Direktor eingestiegen, steht Sepp Blatter der Fifa seit elf Jahren als Präsident vor. Mit 280 Länderorganisationen sei der Weltfussballverband grösser als die Uno, so Naville, und so viel Macht bedeute eben auch: «Man kann nicht von allen geliebt werden.»
Blatter weiss um die kritische öffentliche Wahrnehmung seiner Machtfülle. Er betonte indes gleich zu Beginn, in der Fifa werde «Demokratie in ihrer besten Form» betrieben. Dann erklärte er den Mitgliedern der AmCham die «Faszination des Balles». Ein Grund, warum alle Welt Fussball spiele, sei menschlicher Ur-Instinkt. Schliesslich gäben alle Babys ihre ersten Lebenszeichen im Mutterleib durch Kicken … Und so folgert der Herr der Bälle: «Wer auch immer den Menschen erfunden hat, hat auch den Fussball erfunden.»
Diesen Instinkt kanalisiert sein Verband meisterhaft, und so sei Fussball heute «die grösste Einzelfirma der Welt», wie Blatter meint. An «Extravaganzen» – etwa den hohen Transfersummen – möge man sich da doch nicht weiter stören, denn: «Warum sollte ein guter Fussballspieler nicht so viel wert sein wie ein Picasso?» Ein Gemälde hänge ja meist einfach in einer Ecke – und ob es echt sei, wisse man ausserdem auch nie so genau.
Dass die scharfe Kritik an seiner Person und der Institution nicht einfach abprallt, verrieten Voten mit leicht bitterem Unteron: «Der Prophet gilt im eigenen Lande ja nichts.» Und der Verweis auf die Terminliste mit wichtigen Politikern rund um den Globus, die Blatter sehen wollen. Letzten Monat war er in Moskau, morgen besucht ihn der australische Premier, demnächst ist er zu Gast bei König Albert von Belgien, und Ende Juli hat er mit einer Fifa-Delegation eine Audienz bei Barack Obama. Alle wollen sie den Weltcup im eigenen Land. Der Fifa-Präsident stellt dann aber noch klar: «Das ist nicht wegen Blatter, das ist der Fussball.»
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