Internationalisierung als Konkurrenzvorteil
Dass Schweizer nicht ausreichend qualifiziert seien, sei hingegen nicht der Fall. Im Gegenteil: «Wir haben exzellente Schweizer Führungskräfte, die auch im Ausland sehr begehrt sind», so Sabine Kohler. «Unser Bildungssystem ist eines der besten der Welt, es holt das Maximum aus den Schweizern heraus», sagt auch Guido Schilling. So machen auch im «Who is who» Schweizer und Schweizerinnen mehr als die Hälfte der Einträge aus.
Für den Erfolg entscheidend ist für Arbeitgeberpräsident Valentin Vogt vor allem die richtige Mischung: «Wenn sie nur noch ausländische Führungskräfte haben, dann werden Firmen verschiedene Opportunitäten in der Schweiz nicht nutzen können. Auf der anderen Seite ist unsere Wirtschaft mit dem kleinen inländischen Arbeitsmarkt immer auch auf ausländische Führungskräfte angewiesen.»
Die Ausländer bringen auch einen entscheidenden Konkurrenzvorteil gegenüber Firmen aus Deutschland, Frankreich oder den USA: «Durch die internationale Diversität auf Stufe der Geschäftsleitung haben Schweizer Firmen ein besseres Verständnis für unterschiedliche Märkte – eine Art multikulturelle Kompetenz», so Kadervermittler Philippe Hertig. Weil in anderen Ländern der Ausländeranteil deutlich geringer ist, fehlt den Firmen dort dieses Wissen. Für Arbeitgeberpräsident Valentin Vogt ist die hohe Internationalisierung auch «ein Kompliment, denn sie spricht für die Attraktivität der Schweizer Firmen und den Arbeitsmarkt».
Salär nicht mehr entscheidend
Tatsächlich sind die grossen internationalen Unternehmen in Kombination mit der hohen Lebensqualität für viele Ausländer das ausschlaggebende Argument, in die Schweiz zu kommen. Das Salär ist zwar nach wie vor wichtig, längst aber nicht mehr der springende Punkt. «Wegen der demografischen Entwicklung und der florierenden Wirtschaft werden qualifizierte Führungskräfte auch im Ausland stark gebraucht. Das führt dazu, dass sie auch dort immer besser entschädigt werden», sagt Guido Schilling.
Vor allem muss das Gesamtpaket stimmen. «Ein Deutscher würde etwa nur in die USA gehen, wenn es für ihn auch finanziell attraktiv ist. Wenn er aber in die Schweiz kommen kann, ist er eher bereit, auf grosse Lohnsprünge zu verzichten, weil viele andere Faktoren stimmen – beispielsweise die steuerlichen Bedingungen, die Karrieremöglichkeiten für die Frau oder internationale Schulen für die Kinder», so Kadervermittler Philippe Hertig.
Integration von grosser Bedeutung
Doch all das wahrnehmen kann die Führungskraft nur, wenn sie auch bereit ist, sich an ihre neue Heimat anzupassen. «Ein CEO einer bekannten Schweizer Firma kann es sich nicht mehr leisten, sich nicht zu integrieren.» Wichtig sei es, sich in der Öffentlichkeit richtig zu positionieren. «Wenn man einen CEO hat, dem es egal ist, wie die Schweiz funktioniert, der sich auf die hiesige Kultur nicht einlässt, weil er die Gegebenheiten nicht begreift und akzeptiert, dann bekommt das Unternehmen rasch ein Reputationsproblem», sagt Hertig.
Bestes Beispiel dafür ist wohl Brady Dougan. Der ehemalige Chef der Credit Suisse führte die Grossbank acht Jahre, so lange wie nur wenige vor ihm. Und doch blieb der Amerikaner den Schweizern ebenso fremd wie die Schweiz dem Amerikaner. Deutsch lernte er nie, zu unwichtig, stattdessen zog es ihn immer wieder in Richtung USA. Viele Mitarbeiter haben sich durch Dougan nicht repräsentiert gefühlt und kritisierten sein Verhalten deshalb.