Er ist «the Donald» unter den Sportwagen: der Chevrolet Camaro. Breit, grossspurig, laut, mit fettem Achtzylinder-Sauger unter der Haube und aussagekräftigem Heckspoiler auf dem Kofferraumdeckel. Für die Revolutionäre und älteren Langhaarträger unter uns ein alter Traumwagen, für die Jüngeren etwas ganz Ähnliches: in Form jenes netten gelb-schwarzen «Transformers» namens «Bumblebee».
Die sechste Generation blickt noch ein wenig fieser auf die Strasse als die Vorgänger – zum Glück. Freundliche Transportkisten gibt es schon mehr als genug. Wer einen leisen, unauffälligen Auftritt bevorzugt, wird mit dem Camaro nicht glücklich. Wie auch seine Sport-Schwester Corvette trägt der Camaro seine Muskeln heute auf der Motorhaube und den scharf modellierten hinteren Radhäusern deutlicher denn je zur Schau.
Der Camaro kann jetzt Kurve
Für 10 000 Franken weniger gibt es einen Zweiliter-Turbo, der 275 PS mobilisiert, aber das wahre schöne Gute für den Camaro bleibt der Achtender. Als echter Ami konsumiert natürlich auch der neueste Camaro nicht gerade zaghaft, doch weil die Karosse nahezu 100 Kilo abgespeckt hat, ist dafür inzwischen Kurvenfahren eine erfreuliche Tätigkeit; längs zu beschleunigen, macht ja von jeher Spass dank dem satten Drehmoment.
Der Aufenthaltsraum weiss mittlerweile ebenfalls zu gefallen. Plastikwüste ist der Camaro längst keine mehr, und wovon sich andere Hersteller etwas abschauen könnten: Das Kombi-Instrument gibt sich gut verständlich, das Navi funktioniert sogar regelrecht intuitiv. Die eingebaute Rückfahrkamera, eigentlich nichts für Ami-Puristen, erweist sich allerdings als dringend notwendig: Der Camaro ist womöglich das unübersichtlichste Auto, das ich jemals gefahren bin. Man sitzt tief eingebaut zwischen schulterhohen Wänden und minimen Seitenscheiben – zwar wie bei Mama auf dem Schoss, aber von hier sieht man eben wenig von der Welt da draussen. Und da man durch den Heckschlitz ohnehin kaum etwas erkennt, wäre mein Rat: im Zweifel Gas geben und etwaige Nachfolger abhängen.
Noch ein Schwachpunkt: Der Kofferraum ist zwar recht beachtlich, aber die Eingriffsöffnung – ein passenderes Wort wollte mir nicht einfallen – derart klein, dass man, statt mit Koffern zu reisen oder mit Kartons zu zügeln, besser alles in diesen blauen Ikea-Taschen transportiert.
Ansonsten helfen der Willensbildung vielleicht ein paar Zahlen: gut vier Sekunden auf 100 km/h, 290 Spitze, unter 1,7 Tonnen Leergewicht, Brembo-Bremsen. Das alles zu einem Preis, der grob überschlagen etwa bei der Hälfte europäischer Konkurrenten liegt. Grab it by the wheel!
Chevrolet Camaro V8
Antrieb: 6,2-Liter- V8-Benzinmotor
Verbrauch: 11,1 Liter Super
Leistung: 453 PS (333 kW)
0–100 km/h: in 4,4 s
Vmax: 290 km/h
Preis: ab 55 690 Franken