Mercedes-Benz selbst definiert den Citan als effizienten Stadtlieferwagen, dies wegen tiefer CO₂-Emissionen und niedriger Unterhaltskosten. In der Tat: In der «BlueEffi-cency»-Version gibt das Werk einen Normverbrauch von 4,3 Litern/100 Kilometer an. Bis zu 3,8 Kubikmeter Laderaum (in der extralangen Variante bei 4,70 Metern Aussenlänge und einer nutzbaren Laderaumlänge von zirka 1,9 Metern) und maximal 800 Kilogramm Nutzlast sind weitere Vorteile. Zu Serienanlauf (bestellbar ab sofort, Auslieferung ab Mitte Oktober 2012) sind zunächst zwei Dieselmotoren mit 55 kW/75 PS beziehungsweise 66 kW/90 PS Leistung, beide auf Basis von 1,5 Litern Hubraum, lieferbar. Der stärkste Diesel (81 KW/110 PS) sowie der 1,6-Liter-Benziner (84 kW/114 PS) folgen später. Im Fahrbetrieb macht der 66-kW-Diesel eindeutig die bessere Figur: Er ist spritzig, laufruhig und spurtstark im hektischen Stadtverkehr. Die Start-StoppAutomatik (Option) arbeitet ohne Verzögerung und zuverlässig. Der schwächere Diesel hat – ohne daher im eigentlichen Sinne «lahm» zu sein – eher mehr Mühe, das beladene Fahrzeug (vor allem in der langen und extralangen Version) zu bewegen. Er wirkt akustisch zudem deutlich angestrengter.
An der Qualität ist nichts zu mäkeln
Das Fahrverhalten hingegen ist bei allen gefahrenen Versionen ohne Fehl und Tadel – straff, aber nicht bretthart, durch ESP auch in kritischen Situationen jederzeit beherrschbar. Je nach gewählter Ausstattung ist die Inneneinrichtung zweckmässig oder luxuriös, dies vor allem in der ebenfalls erhältlichen Personenwagen-Kombivariante.
Schon die Basisversion bringt alles Notwendige mit, zeigt aber Schwächen im Detail. Zum Beispiel beim Beifahrersitz, der nicht verstellbar ist und eine zu steile Lehne aufweist, oder bei der Dachhimmelverkleidung, die zum Rand hin recht einfach ausgeführt ist und vermutlich einen harten, gewerbsmässigen Einsatz des Fahrzeugs sicher nicht lange unbeschadet übersteht.
Allen Versionen gemeinsam ist, dass zwischen der geschlossenen Fahrertür und dem Sitz wenig Platz für die Verstellung des Sitzes bleibt. Sofern das Handschuhfach einen Deckel besitzt, klappt dieser genau auf die Knie des Beifahrers herunter. Der Grund: Der notwendige Kompromiss zugunsten eines Airbags auch für den Beifahrer. An nutzbaren Ablagen mangelt es etwas, vor allem für den gewerblichen Einsatz (Lieferscheine, Frachtpapiere).
Positiv dagegen schlägt anderseits die enorme Tiefe der Mittelablage zwischen den Sitzen zu Buche. Zahlreiche Zusatzausstattungen wie Leiterklappe, klappbares Trenngitter zwischen Lade- und Passagierraum oder ein umlegbarer Beifahrersitz für den Transport sperriger Güter sind weitere Pluspunkte und Argumente für den Citan-Einsatz im gewerblichen Alltag.
Die Qualitätsanmutung insgesamt ist gut, von der Instrumentierung über das neu entwickelte Lenkrad bis hin zu den Karosseriefugen, Kanten und Flächen. Alles ist sauber und präzise umgesetzt. Der Citan vermittelt auf den ersten Blick ein hochwertiges Erscheinungsbild; gegenüber dem «Zwillingsbruder» Renault Kangoo wurden laut Hersteller zahlreiche Optimierungen vorgenommen. So wurde die Qualität des Rohbaus durch verschiedene Massnahmen verbessert. Für einen umfassenden Korrosionsschutz besteht die Karosserie ausschliesslich aus vollverzinkten Blechen.
Das neue Modell Citan bietet optisch, ob mit einteiliger Heckklappe oder zweigeteilter Hecktür, ein eigenständiges Bild (nicht nur wegen des markanten Sterns in der Kühlermaske) und fügt sich gleichzeitig nahtlos in die Transporterfamilie von Sprinter und Vito ein. Die kräftigen, unlackierten Stossfänger der Kastenwagen-Versionen sowie deren genarbte Kunststoff-Oberflächen betonen den robusten und unempfindlichen Charakter für die gewerbliche Kundschaft wie Handwerk, Kurier- und Lieferdienste oder Servicefirmen.