Man muss sich das einmal vorstellen. Ein nicht unbedingt preiswerter Kleinwagen, der mit seinem Retro-Design an den berühmten Vorgänger, den Mini Cooper aus der Zeit zwischen 1959 und 1999 anknüpft, wurde allein in der Schweiz im letzten Jahr über 4500 Mal verkauft. Der Durchschnittspreis beträgt 35 000 Franken. Da muss die Konkurrenz neidlos den Hut ziehen.

Die BMW-Group hat mit der Produktion des kleinen Engländers viel gewagt – und noch mehr gewonnen. Denn wer sich dem Retro-Design verschreibt, geht ein hohes Risiko ein. Versuche, Karosserien eines bekannten Vorgängers nachzuzeichnen, um den Verkauf anzukurbeln, haben sich in der Vergangenheit nur allzu oft als Flop erwiesen. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang der kastenförmige Chrysler PT Cruiser, der an die 30er-Jahre und an die damals aufstrebende US-Marke erinnern sollte – oder an den Nachbau des Ford Thunderbird, der Traum vieler Autofans aus den 1950er-Jahren. In Europa versuchte es auch VW mit dem New Beetle, einem Nachbau des legendären Käfers, des Symbols der Massenmotorisierung schlechthin. Oder Fiat mit dem kleinen 500er, einst Liebling aus «bella Italia». Der Cinquecento schlägt sich auf dem Markt beachtlich, der New Beetle jedoch fand und findet vor allem nur in den USA Käufer, in Europa hingegen wünschen sich die Verkaufsmanager bessere Zahlen. Im Schweizer Strassenbild fällt dieser VW kaum auf, obwohl hierzulande eine grössere Kundengruppe ein Flair für Fahrzeuge an den Tag legt, wenn diese nicht dem Mainstream folgen. Diese Vorliebe von Herrn und Frau Schweizer kam dem Mini Cooper zugute, allerdings nicht allein bei uns. Dabei war die Marke so etwas wie ein Restposten aus dem gründlich misslungenen Vorhaben von BMW, die marode britische Rover-Gruppe wiederzubeleben. Als die Deutschen das Abenteuer aufgaben, sicherten sich die Manager aus München aber die Rechte an der Marke Mini. Das war 1994.

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Die Entscheidung, den Mini neu zu entwickeln, hatte unter den Automobilexperten – und jenen, die sich dafür halten – jede Menge Kritik ausgelöst. Die Bayern befanden sich damals sowohl in wirtschaftlicher wie auch in personeller Hinsicht in keiner komfortablen Lage. BMW-Chef Bernd Pischetsrieder musste infolge des Rover-Desasters seinen Posten räumen. Später wurde er als Chef des VW-Konzerns vom allgewaltigen Aufsichtsrat-Vorsitzenden Ferdinand Piëch in die Wüste geschickt. Mit etwas Wehmut dürfte Pischetsrieder heute auf den Erfolg des Mini blicken. Schliesslich war er es gewesen, der die Entscheidung durchgedrückt hatte, den kleinen Engländer mit der ruhmreichen Vergangenheit im BMW-Portfolio zu behalten.

In der Folge wurde ein neuer, um einiges grösserer Mini-Nachfolger entwickelt. Ab 2001 trat der neue Mini einen kaum für möglich gehaltenen Siegeszug auf den Strassen an. Alles stimmte, alles kam an: Das Retro-Design ebenso wie die Gestaltung des Innenraums, die sich an den kleinen, rassigen Vorgänger anlehnt. Seine Attraktivität ist bis heute ungebrochen, nicht zuletzt bei den Frauen. Sie stellen einen grossen Kundenanteil.

Aber der Erfolg basiert auch darauf, dass sich BMW entschloss, es nicht bei einem Modell zu belassen, sondern eine ganze Modellfamilie zu entwickeln. Dazu gehört der Mini Countryman, lieferbar jetzt auch mit Allradantrieb. Der Basispreis liegt bei 40 900 Franken. Je nach Zusatzausrüstung kann es jedoch schnell auf die 50 000 Franken zugehen. Aber BMW verfolgt eine Strategie, ihre Minis nicht etwa billig zu verkaufen und sie zudem konsequent auf Lifestyle-Produkte zu trimmen. Attraktive Produkte – demzufolge ist die Kundschaft auch bereit, das verlangte Geld zu bezahlen.

Lifestyle darf bei einem Auto trotzdem nicht alles sein, vor allem auch weil BMW im Hintergrund steht. So mangelt es dem Cooper SD keineswegs an Leistung (Diesel, 143 PS) und Wendigkeit, was zur Fahrfreude beiträgt. Womit wir wieder beim Lifestyle wären. Ausserdem bietet der Countryman ein erstaunliches Raumangebot, nicht zuletzt, wenn die Rückbank umgeklappt wird. Mini ist beim Countryman also nur der Name.