Mit dem von US-Präsident Barak Obama unterzeichneten JOBS Gesetz wird es nun einfacher für kleine Unternehmen, um Geld von Investoren zu erhalten. Wenn man bedenkt, dass das grösste Beschäftigungswachstum der USA von Startups kommt, ist die Legalisierung von Crowdfundin-Investitionen eine sehr gute Möglichkeit, um neue Arbeitsplätze zu schaffen und die Wirtschaft anzukurbeln.
Crowdfunding - im Deutschen auch Schwarmfinanzierung genannt - ist ein Finanzierungskonzept des Internets und der sozialen Medien, um Ideen und Geld von Einzelpersonen der globalen Internetgemeinde zusammenzubringen. In 2012 wurden 2.8 Milliarden US-Dollar durch Crowdfunding zur Verfügung gestellt. Der Grundgedanke ist, dass populäre Ideen von der Masse getragen und finanziell unterstützt werden. Diese Methode wird seit Jahren vor allem im Kreativ- und Investment-Bereich genutzt, um Geld für die Verwirklichung von Projekten zu bekommen. Die Unterstützer erhalten ein Geschenk oder, falls das Produkt scheitert, eventuell ihr Geld zurück. Neu ist nun, dass wissenschaftliche Forschung jetzt auch durch Crowdfunding finanziert wird. Dies öffnet auch Wissenschaftler und Forschern neue Türen.
Luise Edgerly, Lehrbeauftragte des Institutes für Kommunikation an der University of Washington in Seattle, analysiert Kommunikationsstrategien von gemeinnützigen Vereinen, die sich auf die Prävention von globalen Pandemien fokussieren. Ihr Forschungsprojekt im Kongo bezüglich Krankheiten wie Ebola und Affenpocken, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden können, konnte allerdings konventionelle Forschungsinstitutionen nicht für sich gewinnen. Die Online-Bevölkerung hingegen würdigte Edgerly’s Projekt mit mehr als 7’000 US-Dollar. Die Förderer erhielten – je nach Unterstützungssumme – ein zuvor festgelegtes Dankeschön: Für einer Spende von 50 US-Dollars bekam man eine Würdigung in allen Publikationen und Präsentationen von Forschungsergebnissen, ein Fotoalbum der Exkursion und ein Abonnement für den Forschungs-Blog.
Wieso Crowdfunding?
In den USA gibt es mehr als 10 Forschungsplattformen, wie zum Beispiel Petridish, #SciFund oder Sciflies, die durch die Bevölkerung finanziert werden. Durch diese kann die Öffentlichkeit sich an der Suche des ersten Exomond beteiligen, Geld für die Grundlagenforschung des Messie-Syndrom's spenden, oder eine Studie von Klima-Flüchtlingen fördern.
Mit Crowdfunding können Forschern nicht nur die mühsame und zeitaufreibende Bürokratie der Wissenschaftsinstitutionen vermeiden, sondern auch eine bessere und direktere Kommunikation zwischen Wissenschaftlern und der Öffentlichkeit schaffen. Die Unabhängigkeit von Staatsgeldern und die Demokratisierung der Wissenschaft ist ein wesentliches Merkmal dieser neuen Finanzierungsmöglichkeit: Die Bevölkerung ist in der Lage selbst zu entscheiden, ob ein vorgestelltes Projekt ihren Ansprüchen entspricht. Um die zahlreichen, potentiellen Geldgebern des Internets von einem Projektvorschlag zu überzeugen, müssen die Kapitalsuchenden nämlich ihre Ideen in einer Weise beschreiben, die auch wissenschaftliche Laien verstehen. Darüber hinaus haben sie die Möglichkeit, die Öffentlichkeit für ihre Anliegen zu sensibilisieren.
Ein Kritikpunkt ist, dass die nichtkundige Bevölkerung sich letztendlich für ein Projekt entscheidet, das „schön verpackt“ ist, jedoch nicht zwingend wissenschaftlichen Kriterien entspricht. Was ist attraktiver: Eine Studie einer Krankheit, die verheerende Folgen nach sich zieht, oder ein Projekt der theoretischen Physik?
Wird Crowdfunding Forschungsgelder ersetzten?
Eins ist klar: Crowdfunding hat das Potential, größere Mengen an Geld zu beschaffen und eine bedeutsame Schar von Menschen für ein Projekt zu gewinnen. Davon können vor allem junge Wissenschaftler Nutzen tragen, da sie dadurch eine Möglichkeit haben, ihr Können unter Beweis zu stellen. Zudem können so auch Machbarkeitsstudien finanziert werden, die der Vorbereitung und der Finanzierung grösserer Untersuchungen dienen können. Obwohl Crowdfunding nicht die ursprüngliche Forschungsfinanzierung ersetzt, kann diese Methode Wissenschaftler dazu ermutigen, ihre Beziehungen mit dem breiten Publikum zu verbessern und ihr Interesse an wissenschaftlichen Entdeckungen zu steigern, sowie vielleicht die notwendigen Gelder zu sammeln.
Inwiefern Crowdfunding tatsächlich eine stabile und ernstzunehmende Säule der Finanzierung wird, werden erst die Erfahrungen der kommenden Jahre zeigen. Schon jetzt ist klar, dass Crowdfunding keine Entschuldigung etwa für öffentliche Geldgeber sein darf, sich aus der Finanzierung von Forschungs- und Kulturprojekten zurückzuziehen. Ist diese Gefahr ausgeschlossen, scheint Crowdfunding ein spannender und vielversprechender Trend der Online-Welt zu sein.
Mitarbeit : Claudia Wilopo