Wer sich ein Auto mit Luxusstandard leisten will, stösst auf der Suche vorerst primär auf deutsche Marken. Aber es gibt Alternativen. Mit Finanzhilfe aus Indien macht sich Jaguar aus Grossbritannien wieder verstärkt im Oberklassesegment breit. Das spiegelt sich in den Absatzzahlen. Die Briten, heute Tochter der indischen Tata Motor Group, setzten letztes Jahr in der Schweiz 980 Fahrzeuge ab; Importeur Jaguar Land Rover Schweiz AG, Safenwil, verbucht damit im Vorjahresvergleich ein Plus von 57,6 Prozent.

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In den nächsten Jahren muss der 2015 lancierte XE der Marke eine kräftige Absatzstütze sein. Dies, weil Jaguar in den 1970er-Jahren richtiggehend heruntergewirtschaftet worden war. Ende der 1980er-Jahre kaufte Ford die Briten. Der damals zweitgrösste Automobilhersteller der Welt war aber weder willens oder gar fähig, Jaguar den Glanz vergangener Tag zurückzugeben.

Finanzstarke Inder

2008 griff dann Tata zu. Das Engagement der finanzstarken Inder wurde von der Fachwelt zuerst sehr kritisch beäugt, hatte doch Tata bis dahin keinerlei Erfahrung mit dem Bau von Nobelkarossen. Aber die Gruppe besass etwas, was die früheren Eigner nicht genug hatten: Geld.

Zudem war die neue Konzernspitze klug genug, die immer noch durch und durch britische Marke unter keinen Umständen nach Indien zu verpflanzen. Die Produktionsstätten verblieben im Vereinigten Königreich. Indisches Geld sorgte hingegen dafür, dass es wieder attraktiv wurde, für Jaguar Cars zu arbeiten. Es kamen neue Ingenieure, Designer, Manager mit neuen Ideen. Und siehe da, zur Verblüffung der Autoindustrie ging es wieder aufwärts. Die neuen Fahrzeuge verkauften sich besser als erwartet.

Neue Modelle werden entwickelt

Das bestärkte die indischen Besitzer in ihrer Absicht, weitere Modelle entwickeln zu lassen. Nach dem XJ, der grossen und daher für Repräsentationszwecke geeigneten Limousine (5,25 Meter lang), und dem mittleren XF (4,85 Meter lang) entstand der «kleine» XE. Wobei klein mit einer Länge von 4,68 sowie einer Breite von 1,85 Metern doch ziemlich untertrieben ist.

Ferner wurde mit dem F-Type, einem reinrassigen Sportwagen, an die Motorsporttradition angeknüpft, die jahrzehntelang das Image der Marke entscheidend geprägt hatte.

Ein diffiziles Design-Problem

Aber mit einem Sportwagen als Zugpferd allein ist es heute – von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen – nicht getan. Es braucht vielmehr eine im Markt breit abgestützte Modellpalette mit den nötigen Volumen pro Baureihe, um im schwierigen automobilen Umfeld bestehen zu können. Dem XE ist daher in dieser Strategie eine entscheidende Rolle zugedacht.

Um den Erwartungen gerecht zu werden, sind neben einer gehörigen Portion sportlicher Attribute ein attraktives Design sowie eine luxuriöse Ausstattung unabdingbar. Das Design-Problem ist ein ausgesprochen diffiziles. Nicht rationale Argumente entscheiden bei einem Kaufentscheid allein, sondern zu einem Grossteil ist es das Bauchgefühl, beeinflusst durch die Erinnerung an frühere Modelle.

Zufriedene Mehrheit

Die Designer hatten in dieser Beziehung eine glückliche Hand. Das Erscheinungsbild der neuesten Limousinen XE mit der Raubkatze im Emblem stellt die Mehrheit der Jaguar-Fangemeinde zufrieden. Was die sportlichen Ambitionen betrifft, vermag der für die S-Version vorgesehene 3-Liter-V6-Benziner mit Kompressoraufladung und 340 PS Leistung die Vorstellungen der sportlich ausgerichteten Kundschaft zu erfüllen. Um die strengen EU-Verbrauchs- und CO₂-Normen zu erreichen, ist der neueste Jaguar aber auch mit sparsamen 2-Liter-Dieselmotoren lieferbar.

Mit dem XE, der eine breitere Klientel ansprechen soll, ist die Traditionsmarke – auch wenn die Version mit Allradantrieb erst im Frühjahr 2016 kommt – für die deutsche Konkurrenz wieder ein ernst zu nehmender Mitbewerber geworden. Deshalb stimmt die Behauptung: Jaguar is back.

Der Jaguar XE

Motoren Für den Antrieb stehen in der Schweiz zwei Diesel- und drei Benzinaggregate zur Auswahl, dies mit Leistungen zwischen 163 und 180 PS (Diesel) oder 200, 240 und 340 PS (Benziner).
Verbrauch Die Werte nach EU-Fahrzyklus liegen gemäss Werk zwischen 3,8 und 4,2 Liter Diesel sowie zwischen 7,5 und 8,1 Liter Benzin/100 Kilometer.
Preise Diese beginnen für das Einsteigermodell bei 40 800 Franken und gehen hinauf bis zu 62 200 Franken für die S-Version.
Ausstattung Zum Jaguar gehören neben Holzverkleidungen edle Ledersitze. Doch selbst in der teuren S-Version sind diese aufpreispflichtig.