BILANZ: Sie haben eben 28 Prozent der Bank Sarasin erworben. Steht den Schweizer Privatbanken der Ausverkauf bevor?
Heinz D. Zimmer:
Ich sehe keine Ausverkaufsstimmung – ganz sicher nicht in unserer Transaktion mit Sarasin. Das ist eine durchdachte strategische Allianz, Bestandteil einer europäischen Integration.

Der Privatbankenplatz Schweiz steht nach Ihrer Meinung nicht vor einer Konsolidierungsphase?
Die Konsolidierung und damit die Frage nach der kritischen Grösse spielen sicherlich eine grosse Rolle. Nach den hervorragenden Erfolgsjahren bis zum Jahr 2000 haben die Banken Überkapazitäten geschaffen. Die Volumina haben nicht mit den Kosten Schritt gehalten.

Wie gross ist in der Schweiz die kritische Grösse von Privatbanken?
Sie sind von Fall zu Fall unterschiedlich. Generell sprechen wir aber von 50 bis 100 Milliarden Franken verwalteten Vermögens. Sarasin und Rabobank haben zusammen 56 Milliarden Franken. Das ist eine vernünftige Grösse. Im Private Banking in der Schweiz werden die Zuwachsraten in den nächsten fünf Jahren geringer sein, als sie in den letzten fünf Jahren im Durchschnitt waren. In der neuen Konstellation werden wir eine Verdoppelung unserer Werte über fünf bis sieben Jahre erreichen. Das entspräche einem Wachstum von 12 bis 15 Prozent pro Jahr. Dabei sind die selektiven Akquisitionen eingerechnet.

Heisst das, dass der Bankenplatz Schweiz nicht mehr so attraktiv ist, wie er einmal war?
Ich persönlich betrachte den Schweizer Bankenplatz als sehr attraktiv. Die relative Attraktivität der lokalen Märkte jedoch nimmt zu.

Wie bitte?
Durch gesetzliche Veränderungen werden bestimmte Kunden davon überzeugt, ihre Gelder nicht mehr in der Schweiz, sondern in ihrem Heimatland verwalten zu lassen. Als Beispiel nenne ich Italien. Wir sehen diese Entwicklung aber auch in Frankreich und in Belgien.

Welches sind die Vorteile, die Ihnen der Bankenstandort Schweiz in Zukunft noch bieten wird?
Die Rahmenbedingungen werden sich ändern. Sie werden sich jedoch graduell verändern, falls die Schweiz aktiv und proaktiv auf die politische Umwelt reagieren wird. Eines ist klar: Das Bankgeheimnis in seiner klaren Form ist eine Grundfeste. Aber es wird sich weiter anpassen müssen, denn kein Banker will Steuerhinterzieher oder Geldwäscher begünstigen. Die Frage ist: Ist das gut für das Schweizer Bankgeschäft? Langfristig sicherlich. Unter Umständen wird der Zuwachs aus anderen Ländern geringer sein. Das ist wiederum ein Argument, weshalb man Onshore-Banking in den europäischen Ländern betreiben sollte. Dieser Ansatz besagt, dass man den Kunden in seinem jeweiligen Heimatland bedienen soll. Wir denken dabei nicht an alle Länder in Europa, aber an die wesentlichen, an Zielmärkte wie Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und in unserem Fall natürlich Holland.

Warum üben Sie die Option auf die Stimmenmehrheit bei Sarasin nicht gleich aus?
Wir haben kein Interesse, uns vor einer Verlobung zu verheiraten. Das Zuwarten gibt uns die Möglichkeit, längerfristig unsere Vorstellungen einer internationalen Vermögensverwaltungsbank Sarasin in Allianz mit Rabobank schrittweise zu entwickeln. Ausserdem besteht der Vorteil der Minderheit darin, dass Sarasin bis auf weiteres eine führende Privatbank schweizerischer Provenienz bleibt und dass wir zu gegebener Zeit die Möglichkeit haben, die Allianz veränderten Standortbedingungen anzupassen.
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