8.00 Uhr: Wassergymnastik, 9.00 Uhr: Fussreflexzonenmassage, 9.45 Uhr: Gesichtsbehandlung, 11.00 Uhr: Qi Gong, mittags eine Runde Golf, 15.00 Uhr: Fitness-Check-up, gefolgt von einer LaStone-Therapy mit heissen Lavasteinen, 18.15 Uhr: Bäderparcours im Römisch-Irischen Reich des Wohlbefindens.
So ungefähr könnte ein Tagesablauf in den GrandHotels Bad Ragaz aussehen. Berufs- und Alltagsgestresste, fast die Hälfte davon Männer, stellen hier die innere Harmonie wieder her, erholen sich von typischen Zivilisationserscheinungen und bringen den gesamten Organismus auf Trab. Viele Regenerationsmöglichkeiten sind im Zimmerpreis eingeschlossen. Einige Türen im Wellnesslabyrinth werden nur für den geöffnet, der die entsprechende Kabine gebucht hat.
Das Angebot ist riesig und dennoch kleiner als die Nachfrage: Während im verregneten September 2001 die Belegungszahlen der meisten Schweizer Ferienhotels in den Keller rasten, war im «Quellenhof» und im «Hof Ragaz» keines der insgesamt 286 Zimmer mehr zu bekommen. Hier gilt die Grundregel: je schlechter das Wetter, desto höher die Auslastung. «Tatsache ist, dass wir während vieler Monate winterliche Wetterverhältnisse haben und keinen Vertrag mit der Sonne abschliessen können», meint Peter Eggenberger, CEO des boomenden Health, Spa & Golf Resort. «Darauf haben wir uns eingestellt.»
Hoteldirektor Hans Geiger hat dazu gute Vorarbeit geleistet: 2000 war ein weiteres Rekordjahr in Folge. Die Zimmerbelegung erreichte stolze 87,4 Prozent, der Umsatz stieg auf 75,3 Millionen und der Cashflow auf 12,5 Millionen Franken. Die beiden Häuser arbeiteten so erfolgreich, dass die Schnupperwochenenden abgeschafft und die Weekend-Kurzaufenthalte kontingentiert werden mussten. Trotzdem: Bei einem Investitionsvolumen von 230 Millionen Franken in den letzten zehn Jahren ist von einer Rentabilität im klassischen Sinn – mit Verzinsung, Abschreibung und einer mindestens fünfprozentigen Dividende – noch lange nicht die Rede. Selbst die zum Jahreswechsel bevorstehende Erhöhung der Zimmerpreise um rund zehn Prozent ist nur ein Tropfen auf den heissen Stein.
«Geld verdient man in der Hotellerie mit den Zimmern», erklärt Geiger. «Eine gesunde Rentabilität, gegen die unsere Aktionäre zweifellos nichts einzuwenden hätten, ist in den GrandHotels Bad Ragaz nur durch einen Zuwachs der Zimmerzahl möglich.» Allerdings warnt Geiger: «Super-Cash-Cows wie manche Hightechunternehmen werden Schweizer Luxushotel nie sein.»
Vor einem Jahr ist Geigers Vorgesetzter, Peter Eggenberger, angetreten, um die Wirtschaftlichkeit des Resort massiv zu verbessern und mit einem «touch of crazyness» eine Verjüngung der Gästeschaft anzustreben. Zu seinem Masterplan gehören der Erweiterungsbau zum «Quellenhof» im Stil eines modernen Grandhotels mit 70 weiteren Luxuszimmern, die Errichtung eines zweiten Golfplatzes, der Ausbau des öffentlichen Thermalbades Tamina Therme sowie grössere Umbauten im medizinischen Zentrum. Ob das geplante Casino Bad Ragaz auf dem Hotelareal vom Bundesrat bewilligt wird, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Für den Ausbau, der im kommenden März in Angriff genommen wird, sind 80 Millionen Franken budgetiert, die voraussichtlich über eine Aktienkapitalerhöhung finanziert werden.
Mit der Erweiterung des hoteleigenen Wellnessbereichs, des «Leading Health Club to B.», um 400 auf insgesamt 2500 Quadratmeter konnte ein bemerkenswerter Umsatzzuwachs verbucht werden. Die vier neuen Luxuskabinen mit einem innovativen Angebot an fremdländischen Massagen sind praktisch durchgehend ausgebucht. «Die Leute wechseln immer mehr zu den Spezialmassagen», bestätigt Corinne Denzler, Wellnessverantwortliche der GrandHotels Bad Ragaz. Ihr Hauptproblem: der ausgetrocknete Arbeitsmarkt. «Profilierte Masseurinnen und Masseure, die in der Arbeitszeitgestaltung eine gewisse Flexibilität zeigen, zwei Fremdsprachen und auch noch ein bisschen smalltalken können, finden sich nur schwer.»
Vor zehn Jahren hatte nur einer die Zeichen der Zeit schneller erkannt als die Verantwortlichen der GrandHotels Bad Ragaz: Emanuel Berger, Vorreiter der Luxushotellerie seit drei Jahrzehnten, errichtete 1991 sein «Victoria-Jungfrau Spa» in Interlaken. Damals wusste kaum jemand in der Schweiz, was ein Spa ist. Die neue Energie- und Beauty-Auftankstation verströmte einen gewissen Sexappeal und wurde innert kurzer Zeit Opfer des eigenen Erfolgs. Es war von Anfang an schwer, kurzfristig eine bestimmte Behandlung zu buchen. Berger spricht vom «Fluch der guten Tat» und bedauert, den Gästewünschen nicht immer entsprechen zu können.
Für das «Victoria-Jungfrau» war das Spa eines der wichtigen Mittel, die Zimmerauslastung hochzuschrauben, einen besseren Zimmerdurchschnittspreis zu erzielen und das organisch gewachsene Haus in die wirtschaftliche Rentabilität nach amerikanischen Standards zu führen. Jetzt schreibt es Erfolgsziffern wie seit hundert Jahren nicht mehr.
Allerdings: «Einmal ein grosser Wurf reicht nicht in der Hotellerie», meint Berger. In seinem Innovationsstreben ist er bereits am spektakulären Ausbau des Therapie- und Beauty-Bereichs, der im Herbst 2002 abgeschlossen sein wird. Diese Investition von 16 Millionen Franken muss sich laut Berger durch die grössere Nachfrage für die angebotenen Spa-Dienstleistungen rechnen.
So wie die Vorzeige-Spas in Interlaken und Bad Ragaz die Wirtschaftlichkeit der beiden Luxushäuser drastisch verbessert haben, so wird der Faktor Wellness zur Überlebensfrage unserer gesamten Ferienhotellerie werden. «Die Schweizer haben einen enormen Nachholbedarf», bestätigt der international tätige Wellnessplaner Heinz Schletterer, der Hunderttausende von Quadratmetern Spa-Anlagen geplant und realisiert hat. «Die Schwierigkeit bei den Schweizer Hoteliers besteht oft darin, ihnen klar zu machen, dass es mit einer dritten Sauna oder einem Whirlpool im ehemaligen Luftschutzkeller nicht getan ist. Wer nur mit halbem Herzen und beschränkten Finanzmitteln ins Wellnessgeschäft einsteigen will, lässt es besser gleich bleiben.»
Am Anfang jeder Beratung durch Heinz Schletterer steht die Wirtschaftlichkeitsrechnung. Dabei macht er klar, dass eine attraktive Wellnessanlage als strategische Aufrüstung für den ganzen Betrieb zu verstehen ist. «Während die Ausgangslage vieler österreichischer Hotels zu Beginn der Neunzigerjahre bei 50 Prozent Auslastung und darunter lag, haben es diese Häuser – nach aufwändigen Umwandlungen zu Wellnesshotels – praktisch durchgehend zu 80- bis 90-prozentigen Auslastungen bei vergleichbaren Zimmerpreisen wie in der Schweiz gebracht.» Österreichische Betriebe wie die «Alpenrose» in Maurach, das Posthotel in Achenkirch, der «Jagdhof» in Neustift oder das Hotel Schwarz in Mieming sind Flaggschiffe der Wellnesskultur und können getrost daran denken, Millionen in den weiteren Ausbau zu investieren.
Der beispiellose Wellnessboom in Österreich wäre ohne den Schweizer Markt nicht denkbar: Über ein Drittel der Gäste in den Tiroler Wellnesshotels stammt aus der Schweiz. «Besonders jüngere Leute zwischen 25 und 45 Jahren, oft auch allein oder mit Freundin anreisende Damen aus normalen Büroberufen, gönnen sich bei uns einige Tage Wellness und Wärme, um in unkompliziert-lockerer Atmosphäre die Akkus aufzuladen», sagt Franz Pirktl, Gastgeber im Hotel Schwarz im Tiroler Mieming. Sein grosszügig angelegtes Vitalcenter mit einladender Sauna- und Bäderlandschaft, 14 Behandlungsräumen und einer Abteilung für ästhetische Chirurgie zählt zu den wegweisenden im Alpenraum, trotzdem sieht auch er einen Investitionsbedarf, um der wachsenden Nachfrage im Wellnessbereich entsprechen zu können.
Pirktls Erkenntnis deckt sich mit derjenigen seiner erfolgreichen Hotelierskollegen: «Mit Sauna und Dampfbad allein verdient man heute kein Geld mehr, sondern vielmehr mit Gesundheits- und Beauty-Behandlungen, Personal Training, medizinischer Kosmetik und Anti-Aging-Therapien.» So plant er eine Erweiterung seiner Wellnessfläche um über 1000 Quadratmeter und ist diesbezüglich mit einer grossen Versicherung als Partner im Gespräch. Dass Versicherungen ins österreichische Wellnessbusiness einsteigen, ist eine neue Entwicklung, die Pirktl als Chance für beide Seiten betrachtet. Auch grosse Unternehmen wie etwa BMW zeigen sich vermehrt interessiert, sich an modernen Vitaleinrichtungen und neuen Zimmerkapazitäten zu beteiligen, um ihre ausgepowerten Manager therapieren zu lassen.
Während in Österreich das Zauberwort Wellness inflationär verwendet wird und in beinahe jedem Schriftzug und auf jeder Serviette auftaucht, steht in Deutschland das natürliche Wohlbefinden im Vordergrund. Selbst im Prunkstück der deutschen Ferienhotellerie, der «Traube Tonbach» in Baiersbronn im Schwarzwald, das neben vielen Superlativen mit über 4000 Quadratmetern Wellnessfläche auftrumpft, sucht man Wörter wie Wellnessoase oder Kuschelatmosphäre vergebens. In der Hotelbroschüre spricht man in erster Linie von Genuss und Wohlbehagen und bezieht das Kulinarische, das gepflegt ländliche Ambiente und die zahlreichen Freizeitmöglichkeiten mit ein.
Die Gastgeber Renate und Heiner Finkbeiner schaffen es, eine familiäre Atmosphäre mit weltgewandtem Glamour zu verbinden und immer neue Massstäbe zu setzen. Im September 2001 hat die «Traube Tonbach» weiter an Wettbewerbsvorsprung zugelegt – durch die schlicht gestaltete, zwölf Millionen Franken teure Erneuerung der Wellnesslandschaft. «Wir haben uns anderthalb Jahre Zeit genommen, um unseren eigenen Stil zu entwickeln», sagt Renate Finkbeiner. «Viele der immer zahlreicher werdenden Wellnessplaner fühlen sich als Messiasse, die den oft unsicheren Hoteliers ihre Religion aufschwatzen wollen. Was zur Folge hat, dass sich viele Spas wie ein Ei dem anderen gleichen. Wenn wir nun kopiert werden, liegen wir wohl richtig.»
Der wirtschaftlich florierende Familienbetrieb mit 175 Zimmern erfreute sich im letzten Jahr über 100 000 Übernachtungen und damit einer Auslastung von über 90 Prozent bei einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von sechseinhalb Tagen. Die Zimmerpreise liegen in derselben Grössenordnung wie im Bad-Ragazer «Quellenhof», die Nebenkosten für Therapien, Essen und Getränke sind jedoch spürbar tiefer.
Den Schweizer Hoteliers hat es inzwischen gedämmert, dass sie von der ausländischen Konkurrenz lernen sollten. Da die Tourismusexperten den qualitativ hoch stehenden Wellnessmarkt als grossen Wachstumssektor betrachten – erklärbar durch die kontinuierlichen Leistungskürzungen der Krankenkassen, den steigenden Leistungsstress am Arbeitsplatz, die zunehmende Ich-Orientierung und die wachsende Bedeutung des eigenen Körpergefühls –, rüsten auch bei uns zahlreiche Ferienhotels mit modernsten Spas auf.
Kurz vor der Neueröffnung steht das Hotel Panorama in Feusisberg. Paul Rüegg, der geschäftsführende Besitzer, investierte sechs Millionen Franken, um dem bisherigen Businesshotel ein neues Marktsegment zu erschliessen. Mit dem 2000 Quadratmeter grossen Spa Akari setzt er nun auf Zwei- bis Fünf-Tages-Gäste, die sich an atemberaubender Lage über dem Zürichsee von den Strapazen des Alltags erholen wollen. Das Einzugsgebiet des Naherholungsgebiets ist viel versprechend, die zehnprozentigen Preisaufschläge auf die Zimmer liegen im Rahmen.
Massiv höher als bisher werden die Zimmerpreise im Park Hotel Weggis ausfallen. Der Newcomer am Vierwaldstättersee, im August 2001 von «Gault Millau» zum «Hotel des Jahres» gekürt, hat soeben seine Pforten geschlossen, um im Juni 2002 eine für die Schweiz einmalige Wellnessanlage in schlichtem Zen-Design und mit japanischem Garten zu eröffnen. «Wir wollen ein Angebot schaffen, das es bisher in unseren Breitengraden nicht gibt», verspricht Gastgeber Peter Kämpfer. Dazu gehören sechs Spa-Cottages à 70 Quadratmeter, wo man sich allein, zu zweit oder mit der ganzen Familie in vollkommener Privacy erholen und massieren lassen kann. Neben der «Sparkling Wellness» wird auch die «Sparkling Cuisine» mit leichten und schonend zubereiteten Gerichten anspruchsvolle Bonvivants nach Weggis locken.
Auch das Parkhotel Bellevue in Adelboden will den Mief des Berner Oberlands beseitigen und Gesundheitsferien für jüngere Genussmenschen und Familien attraktiv machen. Der Wellnessbereich wird gerade mit einem Aufwand von 4,5 Millionen Franken verdoppelt und sich ab Dezember auf mehr als 1300 Quadratmeter erstrecken – mit Aussen-Solbad, römischen Thermen, Hallenbad, diversen Schönheits- und Massageangeboten, einem Serail-Schönheitsbad, Thalasso-Therapien, einem Kardio- und Fitnessbereich sowie Ruhepavillons im Garten.
Edith Nussbaumer, Lebenspartnerin des geschäftsführenden Besitzers Andreas Richard, will sich mit ihrem Angebot bewusst von der österreichischen Konkurrenz abheben: «Wir wollen auf keinen Fall Wellness nach Ballermann-Art, sondern Erholung mit Musse und Stil. Deshalb setzen wir auf Gäste, die sich Zeit nehmen für bleibende Eindrücke und sich den Luxus leisten, die Zeit zu vergessen. Gäste, die nicht unbedingt mit dieser in Österreich weit verbreiteten All-inclusive-Haltung anreisen und sich auf rund um die Uhr zugängliche Gratisbuffets stürzen.»
Auch der klassische Kurgast, der den ganzen Tag im weissen Bademantel umherschwirrt und in dieser Montur auch seine Tageszeitung in der Lobby zu lesen gedenkt, liegt in Parkhotel Bellevue falsch. Edith Nussbaumer, die lange Jahre als Marketingverantwortliche für die GrandHotels Bad Ragaz gearbeitet hat, weiss, dass ein Spa in ein Gesamtkonzept hineinpassen muss. «So wollten wir keine edelkitschigen Scheinwelten mit Saharasand und Sternenfunkelhimmel kreieren, sondern versuchten, unserer Umgebung treu zu bleiben und auf ein nachhaltiges Angebot zu setzen.» Die Gäste sollen ihre Regeneration mit allen Sinnen geniessen, dazu gehört neben starken Naturerlebnissen auch «das Laster puren Genusses» – mit Höhenflügen aus Küche und Keller.
Gehört ein Spa heute zur Basisausstattung eines guten Ferienhotels – so wie man vor 15 Jahren unbedingt ein Schwimmbad haben musste? Laurenz Schmid, Mitbesitzer der beiden Wellnesshotels Ermitage-Golf in Schönried und Beatus in Merligen, meint Ja. «Allerdings werden die Häuser, in denen auch eine wirkliche Wellnesskultur gelebt wird, so rar bleiben wie eine Perle in einer Auster.»
Eine gewaltige Infrastruktur nützt eben nichts, wenn ihr die personalintensive Soft-Seite nicht entspricht und beispielsweise ein Zettel vor dem Saunabereich klebt, dass man die Réception anrufen soll, wenn man das Dampfbad benutzen will. «Zur Wellnesskultur gehört auch, dass man keine Kompromisse hin zum Allerweltsbetrieb macht und etwa das Haus in der Nebensaison mit Heerscharen von Konferenzlern und Workshoppern füllt. Meiner Meinung nach verträgt sich ein Relax-Aufenthalt kaum mit Seminar-, Veranstaltungs- oder Bustourismus.» Mit rastlosem Perfektionsstreben und liebenswürdiger Natürlichkeit leben Laurenz Schmid und sein Partner, Heiner Lutz, in Schönried und Merligen vor, wie sich gesamtheitlich stimmige Wellnesshotels aus eigener Kraft rechnen können.
Das beste Vier-Sterne-Wellnesshotel der Schweiz? Vielleicht das «Ferienart Walliserhof» in Saas Fee. Seit im letzten Winter der grosse Erweiterungstrakt mit grosszügigem Spa (Investition: 4,5 Millionen Franken) hinzugekommen ist, stellt Gastgeber Beat Anthamatten eine gewisse Umschichtung der Gäste fest – mit Folgen für den ganzen Betrieb: «Je mehr Wellness man anbietet, desto feinfühliger werden die Gäste gegenüber die gesamten Ästhetik. Spezifische Wellnessgäste, die nun vermehrt den Weg zu uns finden, sind besonders sensibilisiert auf raffinierte Inszenierungen und Stimmungselemente wie Kerzen und Düfte im Zimmer, Cheminéefeuer in der Lobby, ein gepflegtes Frühstück und die vielen kleinen Dinge, die ein gutes Hotel von einem weniger guten unterscheiden.»
Viele Schweizer Hoteliers haben heute erkannt, dass ihr Wellnessbereich im Verhältnis zur Bettenzahl viel zu klein ist – und dass Wellness nicht einfach ein beständiger Megatrend, sondern ein neues Konsumverhalten ist, das den Namen der Ganzheitlichkeit trägt, aber auch unter Pseudonymen wie Ausgewogenheit und Gleichgewicht auftritt – in der Wirtschaft als vernetztes Denken. So werden im nächsten Jahr höhere Millionenbeträge in die Wellnessanlagen im «Lenkerhof» in Lenk fliessen, im Park Hotel Kempinski in St. Moritz, im Albergo Giardino in Ascona und im «Trois Couronnes» in Vevey. Bleibt zu hoffen, dass jeder Betrieb sein Profil herauszubilden vermag. «Je breiter das Angebot, desto gezielter müssen die Hoteliers vorgehen», warnt Wellnessplaner Heinz Schletterer. Emanuel Berger doppelt nach: «Ein Spa als Allerweltsheilmittel zur Hotelsanierung zu verstehen, wäre grundlegend falsch. Wichtig ist, dass man eine klare Ausrichtung hat und seine Nische im Markt findet. Jeder erfolgreiche Betrieb hat seine Eigenheiten – und demzufolge auch die Gäste, die er verdient.»
Wo es sich am schönsten erholen lässt
Im Winter wächst die Sehnsucht nach Wellness und Wärme. Auch in Weekend-Nähe gibt es aufregend schöne Spa-Hotels. Die 15 besten stellen wir vor.
GrandHotels Bad Ragaz*****/****
Die luxuriösen Hotels Quellenhof und Hof Ragaz sind die ideale Adresse für alle, die wenig Zeit haben und viel Erholung suchen.
7310 Bad Ragaz, Tel. 081/303 30 30, http://www.resortragaz.ch
Victoria-Jungfrau*****, Interlaken
Selten: Das Haus übetrifft in der Realität alle Erwartungen. Im nächsten Jahr wird das luxuriöse Spa massiv erweitert.
3800 Interlaken, Tel. 033/828 28 28, www.victoria-jungfrau.ch
Panorama****, Feusisberg
Der Horizont weitet sich an der phänomenalen Lage über dem Zürichsee. Ab Dezember verspricht das neue Spa Akari Erholung.
8835 Feusisberg, Tel. 01/786 00 00, www.hotelpanorama.ch
Parkhotel Bellevue****, Adelboden
Wohlbefinden und Savoir-vivre im Einklang mit der Natur. Im aufwändig erweiterten Spa kann man entspannen und neue Kräfte tanken.
3715 Adelboden, Tel. 033/673 80 00, www.parkhotel-bellevue.ch
Ermitage-Golf*****, Schönried-Gstaad Das Chalet- und Solbadhotel hat im Gegensatz zu den grossen Fünfsternhäusern in Gstaad einen bemerkenswerten Feriencharakter.
3778 Schönried-Gstaad, Tel. 033/744 27 27, www.ermitagegolf.ch
Beatus****, Merligen
Amerikaner nennen so eine Aussicht «one million dollar view». Das «Beatus» hat einen Logenplatz direkt am Thunersee.
3658 Merligen, Tel. 033/252 81 81, www.beatus.ch
Ferienart Walliserhof****, Saas Fee
Wer in diesem Jumbochalet eincheckt, kann sich auf einiges gefasst machen. Das neue Spa zählt zu den schönsten im Alpenraum. 3906 Saas Fee, Tel. 027/958 19 00, www.ferienart.ch
Les Sources des Alpes*****, Leukerbad
Die Wellnessfläche pro Gast ist die grösste in der Schweiz, und das Wohlfühlangebot ist riesig.
3954 Leukerbad, Tel. 027/472 20 00, www.relaischateaux.com/sources
Hotel Schwarz****, Mieming (Tirol)
Im Laufe der Zeit «natürlich» gewachsene und daher verwinkelte Hotelanlage auf einem Hochplateau westlich von Innsbruck.
A-6414 Mieming, Tel. 0043/5264/52120, www.schwarz.at
Posthotel****, Achenkirch (Tirol)
Auf den ersten Blick überbordender Kitsch, auf den zweiten eine Fülle von liebevoll platzierten Features, die das soeben renovierte Haus an die Spitze der österreichischen Wellnesshotels stellt.
A-6215 Achenkirch, Tel. 0043/5246/6522, www.posthotel.at
Jagdhof*****, Neustift (Tirol)
Allein schon die Tiroler Bergwelt um den «Jagdhof» lässt einen den Alltag vergessen und lädt zu endlosen Spaziergängen ein.
A-6167 Neustift, Tel. 0043/5226/2234, www.hotel-jagdhof.at
Traube Tonbach*****, Baiersbronn (Schwarzwald)
Das Nonplusultra eines deutschen Ferienhotels. Das frisch erneuerte Spa fasziniert durch optisch edles Understatement, das sich wohltuend vom verbreiteten Hang zu Schwülstigkeit in Bäderzonen abhebt.
D-72270 Baiersbronn, Tel. 0049/7442/4920, www.traube-tonbach.de
Bareiss*****, Baiersbronn (Schwarzwald)
Schon ein Kurztrip in diese Ferieninsel im Schwarzwald reicht, um die Akkus wieder aufzuladen. Die Zimmer sind mit viel Gespür für Farben und Formen eingerichtet.
72270 Baiersbronn, Tel. 0049/7442/470, www.relaischateaux.com/bareiss
Les Fermes de Marie****, Megève (Savoyen)
Die «Fermes» bestehen aus einer Kollektion alter Bauernhäuser, die hier Balken für Balken, Stein für Stein wieder aufgebaut wurden.
F-74120 Megève, Tel. 0033/450/93 03 10, www.fermesdemarie.com
Hôtel Royal*****, Evian (Genfersee)
Ein Abstecher im über dem Genfersee thronenden Hotelpalast aus dem Jahr 1907 belebt die Sinne und leert die Brieftasche.
F-74500 Evian, Tel. 0033/450/26 85 00, http://www.royalparcevian.com
So ungefähr könnte ein Tagesablauf in den GrandHotels Bad Ragaz aussehen. Berufs- und Alltagsgestresste, fast die Hälfte davon Männer, stellen hier die innere Harmonie wieder her, erholen sich von typischen Zivilisationserscheinungen und bringen den gesamten Organismus auf Trab. Viele Regenerationsmöglichkeiten sind im Zimmerpreis eingeschlossen. Einige Türen im Wellnesslabyrinth werden nur für den geöffnet, der die entsprechende Kabine gebucht hat.
Das Angebot ist riesig und dennoch kleiner als die Nachfrage: Während im verregneten September 2001 die Belegungszahlen der meisten Schweizer Ferienhotels in den Keller rasten, war im «Quellenhof» und im «Hof Ragaz» keines der insgesamt 286 Zimmer mehr zu bekommen. Hier gilt die Grundregel: je schlechter das Wetter, desto höher die Auslastung. «Tatsache ist, dass wir während vieler Monate winterliche Wetterverhältnisse haben und keinen Vertrag mit der Sonne abschliessen können», meint Peter Eggenberger, CEO des boomenden Health, Spa & Golf Resort. «Darauf haben wir uns eingestellt.»
Hoteldirektor Hans Geiger hat dazu gute Vorarbeit geleistet: 2000 war ein weiteres Rekordjahr in Folge. Die Zimmerbelegung erreichte stolze 87,4 Prozent, der Umsatz stieg auf 75,3 Millionen und der Cashflow auf 12,5 Millionen Franken. Die beiden Häuser arbeiteten so erfolgreich, dass die Schnupperwochenenden abgeschafft und die Weekend-Kurzaufenthalte kontingentiert werden mussten. Trotzdem: Bei einem Investitionsvolumen von 230 Millionen Franken in den letzten zehn Jahren ist von einer Rentabilität im klassischen Sinn – mit Verzinsung, Abschreibung und einer mindestens fünfprozentigen Dividende – noch lange nicht die Rede. Selbst die zum Jahreswechsel bevorstehende Erhöhung der Zimmerpreise um rund zehn Prozent ist nur ein Tropfen auf den heissen Stein.
«Geld verdient man in der Hotellerie mit den Zimmern», erklärt Geiger. «Eine gesunde Rentabilität, gegen die unsere Aktionäre zweifellos nichts einzuwenden hätten, ist in den GrandHotels Bad Ragaz nur durch einen Zuwachs der Zimmerzahl möglich.» Allerdings warnt Geiger: «Super-Cash-Cows wie manche Hightechunternehmen werden Schweizer Luxushotel nie sein.»
Vor einem Jahr ist Geigers Vorgesetzter, Peter Eggenberger, angetreten, um die Wirtschaftlichkeit des Resort massiv zu verbessern und mit einem «touch of crazyness» eine Verjüngung der Gästeschaft anzustreben. Zu seinem Masterplan gehören der Erweiterungsbau zum «Quellenhof» im Stil eines modernen Grandhotels mit 70 weiteren Luxuszimmern, die Errichtung eines zweiten Golfplatzes, der Ausbau des öffentlichen Thermalbades Tamina Therme sowie grössere Umbauten im medizinischen Zentrum. Ob das geplante Casino Bad Ragaz auf dem Hotelareal vom Bundesrat bewilligt wird, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Für den Ausbau, der im kommenden März in Angriff genommen wird, sind 80 Millionen Franken budgetiert, die voraussichtlich über eine Aktienkapitalerhöhung finanziert werden.
Mit der Erweiterung des hoteleigenen Wellnessbereichs, des «Leading Health Club to B.», um 400 auf insgesamt 2500 Quadratmeter konnte ein bemerkenswerter Umsatzzuwachs verbucht werden. Die vier neuen Luxuskabinen mit einem innovativen Angebot an fremdländischen Massagen sind praktisch durchgehend ausgebucht. «Die Leute wechseln immer mehr zu den Spezialmassagen», bestätigt Corinne Denzler, Wellnessverantwortliche der GrandHotels Bad Ragaz. Ihr Hauptproblem: der ausgetrocknete Arbeitsmarkt. «Profilierte Masseurinnen und Masseure, die in der Arbeitszeitgestaltung eine gewisse Flexibilität zeigen, zwei Fremdsprachen und auch noch ein bisschen smalltalken können, finden sich nur schwer.»
Vor zehn Jahren hatte nur einer die Zeichen der Zeit schneller erkannt als die Verantwortlichen der GrandHotels Bad Ragaz: Emanuel Berger, Vorreiter der Luxushotellerie seit drei Jahrzehnten, errichtete 1991 sein «Victoria-Jungfrau Spa» in Interlaken. Damals wusste kaum jemand in der Schweiz, was ein Spa ist. Die neue Energie- und Beauty-Auftankstation verströmte einen gewissen Sexappeal und wurde innert kurzer Zeit Opfer des eigenen Erfolgs. Es war von Anfang an schwer, kurzfristig eine bestimmte Behandlung zu buchen. Berger spricht vom «Fluch der guten Tat» und bedauert, den Gästewünschen nicht immer entsprechen zu können.
Für das «Victoria-Jungfrau» war das Spa eines der wichtigen Mittel, die Zimmerauslastung hochzuschrauben, einen besseren Zimmerdurchschnittspreis zu erzielen und das organisch gewachsene Haus in die wirtschaftliche Rentabilität nach amerikanischen Standards zu führen. Jetzt schreibt es Erfolgsziffern wie seit hundert Jahren nicht mehr.
Allerdings: «Einmal ein grosser Wurf reicht nicht in der Hotellerie», meint Berger. In seinem Innovationsstreben ist er bereits am spektakulären Ausbau des Therapie- und Beauty-Bereichs, der im Herbst 2002 abgeschlossen sein wird. Diese Investition von 16 Millionen Franken muss sich laut Berger durch die grössere Nachfrage für die angebotenen Spa-Dienstleistungen rechnen.
So wie die Vorzeige-Spas in Interlaken und Bad Ragaz die Wirtschaftlichkeit der beiden Luxushäuser drastisch verbessert haben, so wird der Faktor Wellness zur Überlebensfrage unserer gesamten Ferienhotellerie werden. «Die Schweizer haben einen enormen Nachholbedarf», bestätigt der international tätige Wellnessplaner Heinz Schletterer, der Hunderttausende von Quadratmetern Spa-Anlagen geplant und realisiert hat. «Die Schwierigkeit bei den Schweizer Hoteliers besteht oft darin, ihnen klar zu machen, dass es mit einer dritten Sauna oder einem Whirlpool im ehemaligen Luftschutzkeller nicht getan ist. Wer nur mit halbem Herzen und beschränkten Finanzmitteln ins Wellnessgeschäft einsteigen will, lässt es besser gleich bleiben.»
Am Anfang jeder Beratung durch Heinz Schletterer steht die Wirtschaftlichkeitsrechnung. Dabei macht er klar, dass eine attraktive Wellnessanlage als strategische Aufrüstung für den ganzen Betrieb zu verstehen ist. «Während die Ausgangslage vieler österreichischer Hotels zu Beginn der Neunzigerjahre bei 50 Prozent Auslastung und darunter lag, haben es diese Häuser – nach aufwändigen Umwandlungen zu Wellnesshotels – praktisch durchgehend zu 80- bis 90-prozentigen Auslastungen bei vergleichbaren Zimmerpreisen wie in der Schweiz gebracht.» Österreichische Betriebe wie die «Alpenrose» in Maurach, das Posthotel in Achenkirch, der «Jagdhof» in Neustift oder das Hotel Schwarz in Mieming sind Flaggschiffe der Wellnesskultur und können getrost daran denken, Millionen in den weiteren Ausbau zu investieren.
Der beispiellose Wellnessboom in Österreich wäre ohne den Schweizer Markt nicht denkbar: Über ein Drittel der Gäste in den Tiroler Wellnesshotels stammt aus der Schweiz. «Besonders jüngere Leute zwischen 25 und 45 Jahren, oft auch allein oder mit Freundin anreisende Damen aus normalen Büroberufen, gönnen sich bei uns einige Tage Wellness und Wärme, um in unkompliziert-lockerer Atmosphäre die Akkus aufzuladen», sagt Franz Pirktl, Gastgeber im Hotel Schwarz im Tiroler Mieming. Sein grosszügig angelegtes Vitalcenter mit einladender Sauna- und Bäderlandschaft, 14 Behandlungsräumen und einer Abteilung für ästhetische Chirurgie zählt zu den wegweisenden im Alpenraum, trotzdem sieht auch er einen Investitionsbedarf, um der wachsenden Nachfrage im Wellnessbereich entsprechen zu können.
Pirktls Erkenntnis deckt sich mit derjenigen seiner erfolgreichen Hotelierskollegen: «Mit Sauna und Dampfbad allein verdient man heute kein Geld mehr, sondern vielmehr mit Gesundheits- und Beauty-Behandlungen, Personal Training, medizinischer Kosmetik und Anti-Aging-Therapien.» So plant er eine Erweiterung seiner Wellnessfläche um über 1000 Quadratmeter und ist diesbezüglich mit einer grossen Versicherung als Partner im Gespräch. Dass Versicherungen ins österreichische Wellnessbusiness einsteigen, ist eine neue Entwicklung, die Pirktl als Chance für beide Seiten betrachtet. Auch grosse Unternehmen wie etwa BMW zeigen sich vermehrt interessiert, sich an modernen Vitaleinrichtungen und neuen Zimmerkapazitäten zu beteiligen, um ihre ausgepowerten Manager therapieren zu lassen.
Während in Österreich das Zauberwort Wellness inflationär verwendet wird und in beinahe jedem Schriftzug und auf jeder Serviette auftaucht, steht in Deutschland das natürliche Wohlbefinden im Vordergrund. Selbst im Prunkstück der deutschen Ferienhotellerie, der «Traube Tonbach» in Baiersbronn im Schwarzwald, das neben vielen Superlativen mit über 4000 Quadratmetern Wellnessfläche auftrumpft, sucht man Wörter wie Wellnessoase oder Kuschelatmosphäre vergebens. In der Hotelbroschüre spricht man in erster Linie von Genuss und Wohlbehagen und bezieht das Kulinarische, das gepflegt ländliche Ambiente und die zahlreichen Freizeitmöglichkeiten mit ein.
Die Gastgeber Renate und Heiner Finkbeiner schaffen es, eine familiäre Atmosphäre mit weltgewandtem Glamour zu verbinden und immer neue Massstäbe zu setzen. Im September 2001 hat die «Traube Tonbach» weiter an Wettbewerbsvorsprung zugelegt – durch die schlicht gestaltete, zwölf Millionen Franken teure Erneuerung der Wellnesslandschaft. «Wir haben uns anderthalb Jahre Zeit genommen, um unseren eigenen Stil zu entwickeln», sagt Renate Finkbeiner. «Viele der immer zahlreicher werdenden Wellnessplaner fühlen sich als Messiasse, die den oft unsicheren Hoteliers ihre Religion aufschwatzen wollen. Was zur Folge hat, dass sich viele Spas wie ein Ei dem anderen gleichen. Wenn wir nun kopiert werden, liegen wir wohl richtig.»
Der wirtschaftlich florierende Familienbetrieb mit 175 Zimmern erfreute sich im letzten Jahr über 100 000 Übernachtungen und damit einer Auslastung von über 90 Prozent bei einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von sechseinhalb Tagen. Die Zimmerpreise liegen in derselben Grössenordnung wie im Bad-Ragazer «Quellenhof», die Nebenkosten für Therapien, Essen und Getränke sind jedoch spürbar tiefer.
Den Schweizer Hoteliers hat es inzwischen gedämmert, dass sie von der ausländischen Konkurrenz lernen sollten. Da die Tourismusexperten den qualitativ hoch stehenden Wellnessmarkt als grossen Wachstumssektor betrachten – erklärbar durch die kontinuierlichen Leistungskürzungen der Krankenkassen, den steigenden Leistungsstress am Arbeitsplatz, die zunehmende Ich-Orientierung und die wachsende Bedeutung des eigenen Körpergefühls –, rüsten auch bei uns zahlreiche Ferienhotels mit modernsten Spas auf.
Kurz vor der Neueröffnung steht das Hotel Panorama in Feusisberg. Paul Rüegg, der geschäftsführende Besitzer, investierte sechs Millionen Franken, um dem bisherigen Businesshotel ein neues Marktsegment zu erschliessen. Mit dem 2000 Quadratmeter grossen Spa Akari setzt er nun auf Zwei- bis Fünf-Tages-Gäste, die sich an atemberaubender Lage über dem Zürichsee von den Strapazen des Alltags erholen wollen. Das Einzugsgebiet des Naherholungsgebiets ist viel versprechend, die zehnprozentigen Preisaufschläge auf die Zimmer liegen im Rahmen.
Massiv höher als bisher werden die Zimmerpreise im Park Hotel Weggis ausfallen. Der Newcomer am Vierwaldstättersee, im August 2001 von «Gault Millau» zum «Hotel des Jahres» gekürt, hat soeben seine Pforten geschlossen, um im Juni 2002 eine für die Schweiz einmalige Wellnessanlage in schlichtem Zen-Design und mit japanischem Garten zu eröffnen. «Wir wollen ein Angebot schaffen, das es bisher in unseren Breitengraden nicht gibt», verspricht Gastgeber Peter Kämpfer. Dazu gehören sechs Spa-Cottages à 70 Quadratmeter, wo man sich allein, zu zweit oder mit der ganzen Familie in vollkommener Privacy erholen und massieren lassen kann. Neben der «Sparkling Wellness» wird auch die «Sparkling Cuisine» mit leichten und schonend zubereiteten Gerichten anspruchsvolle Bonvivants nach Weggis locken.
Auch das Parkhotel Bellevue in Adelboden will den Mief des Berner Oberlands beseitigen und Gesundheitsferien für jüngere Genussmenschen und Familien attraktiv machen. Der Wellnessbereich wird gerade mit einem Aufwand von 4,5 Millionen Franken verdoppelt und sich ab Dezember auf mehr als 1300 Quadratmeter erstrecken – mit Aussen-Solbad, römischen Thermen, Hallenbad, diversen Schönheits- und Massageangeboten, einem Serail-Schönheitsbad, Thalasso-Therapien, einem Kardio- und Fitnessbereich sowie Ruhepavillons im Garten.
Edith Nussbaumer, Lebenspartnerin des geschäftsführenden Besitzers Andreas Richard, will sich mit ihrem Angebot bewusst von der österreichischen Konkurrenz abheben: «Wir wollen auf keinen Fall Wellness nach Ballermann-Art, sondern Erholung mit Musse und Stil. Deshalb setzen wir auf Gäste, die sich Zeit nehmen für bleibende Eindrücke und sich den Luxus leisten, die Zeit zu vergessen. Gäste, die nicht unbedingt mit dieser in Österreich weit verbreiteten All-inclusive-Haltung anreisen und sich auf rund um die Uhr zugängliche Gratisbuffets stürzen.»
Auch der klassische Kurgast, der den ganzen Tag im weissen Bademantel umherschwirrt und in dieser Montur auch seine Tageszeitung in der Lobby zu lesen gedenkt, liegt in Parkhotel Bellevue falsch. Edith Nussbaumer, die lange Jahre als Marketingverantwortliche für die GrandHotels Bad Ragaz gearbeitet hat, weiss, dass ein Spa in ein Gesamtkonzept hineinpassen muss. «So wollten wir keine edelkitschigen Scheinwelten mit Saharasand und Sternenfunkelhimmel kreieren, sondern versuchten, unserer Umgebung treu zu bleiben und auf ein nachhaltiges Angebot zu setzen.» Die Gäste sollen ihre Regeneration mit allen Sinnen geniessen, dazu gehört neben starken Naturerlebnissen auch «das Laster puren Genusses» – mit Höhenflügen aus Küche und Keller.
Gehört ein Spa heute zur Basisausstattung eines guten Ferienhotels – so wie man vor 15 Jahren unbedingt ein Schwimmbad haben musste? Laurenz Schmid, Mitbesitzer der beiden Wellnesshotels Ermitage-Golf in Schönried und Beatus in Merligen, meint Ja. «Allerdings werden die Häuser, in denen auch eine wirkliche Wellnesskultur gelebt wird, so rar bleiben wie eine Perle in einer Auster.»
Eine gewaltige Infrastruktur nützt eben nichts, wenn ihr die personalintensive Soft-Seite nicht entspricht und beispielsweise ein Zettel vor dem Saunabereich klebt, dass man die Réception anrufen soll, wenn man das Dampfbad benutzen will. «Zur Wellnesskultur gehört auch, dass man keine Kompromisse hin zum Allerweltsbetrieb macht und etwa das Haus in der Nebensaison mit Heerscharen von Konferenzlern und Workshoppern füllt. Meiner Meinung nach verträgt sich ein Relax-Aufenthalt kaum mit Seminar-, Veranstaltungs- oder Bustourismus.» Mit rastlosem Perfektionsstreben und liebenswürdiger Natürlichkeit leben Laurenz Schmid und sein Partner, Heiner Lutz, in Schönried und Merligen vor, wie sich gesamtheitlich stimmige Wellnesshotels aus eigener Kraft rechnen können.
Das beste Vier-Sterne-Wellnesshotel der Schweiz? Vielleicht das «Ferienart Walliserhof» in Saas Fee. Seit im letzten Winter der grosse Erweiterungstrakt mit grosszügigem Spa (Investition: 4,5 Millionen Franken) hinzugekommen ist, stellt Gastgeber Beat Anthamatten eine gewisse Umschichtung der Gäste fest – mit Folgen für den ganzen Betrieb: «Je mehr Wellness man anbietet, desto feinfühliger werden die Gäste gegenüber die gesamten Ästhetik. Spezifische Wellnessgäste, die nun vermehrt den Weg zu uns finden, sind besonders sensibilisiert auf raffinierte Inszenierungen und Stimmungselemente wie Kerzen und Düfte im Zimmer, Cheminéefeuer in der Lobby, ein gepflegtes Frühstück und die vielen kleinen Dinge, die ein gutes Hotel von einem weniger guten unterscheiden.»
Viele Schweizer Hoteliers haben heute erkannt, dass ihr Wellnessbereich im Verhältnis zur Bettenzahl viel zu klein ist – und dass Wellness nicht einfach ein beständiger Megatrend, sondern ein neues Konsumverhalten ist, das den Namen der Ganzheitlichkeit trägt, aber auch unter Pseudonymen wie Ausgewogenheit und Gleichgewicht auftritt – in der Wirtschaft als vernetztes Denken. So werden im nächsten Jahr höhere Millionenbeträge in die Wellnessanlagen im «Lenkerhof» in Lenk fliessen, im Park Hotel Kempinski in St. Moritz, im Albergo Giardino in Ascona und im «Trois Couronnes» in Vevey. Bleibt zu hoffen, dass jeder Betrieb sein Profil herauszubilden vermag. «Je breiter das Angebot, desto gezielter müssen die Hoteliers vorgehen», warnt Wellnessplaner Heinz Schletterer. Emanuel Berger doppelt nach: «Ein Spa als Allerweltsheilmittel zur Hotelsanierung zu verstehen, wäre grundlegend falsch. Wichtig ist, dass man eine klare Ausrichtung hat und seine Nische im Markt findet. Jeder erfolgreiche Betrieb hat seine Eigenheiten – und demzufolge auch die Gäste, die er verdient.»
Wo es sich am schönsten erholen lässt
Im Winter wächst die Sehnsucht nach Wellness und Wärme. Auch in Weekend-Nähe gibt es aufregend schöne Spa-Hotels. Die 15 besten stellen wir vor.
GrandHotels Bad Ragaz*****/****
Die luxuriösen Hotels Quellenhof und Hof Ragaz sind die ideale Adresse für alle, die wenig Zeit haben und viel Erholung suchen.
7310 Bad Ragaz, Tel. 081/303 30 30, http://www.resortragaz.ch
Victoria-Jungfrau*****, Interlaken
Selten: Das Haus übetrifft in der Realität alle Erwartungen. Im nächsten Jahr wird das luxuriöse Spa massiv erweitert.
3800 Interlaken, Tel. 033/828 28 28, www.victoria-jungfrau.ch
Panorama****, Feusisberg
Der Horizont weitet sich an der phänomenalen Lage über dem Zürichsee. Ab Dezember verspricht das neue Spa Akari Erholung.
8835 Feusisberg, Tel. 01/786 00 00, www.hotelpanorama.ch
Parkhotel Bellevue****, Adelboden
Wohlbefinden und Savoir-vivre im Einklang mit der Natur. Im aufwändig erweiterten Spa kann man entspannen und neue Kräfte tanken.
3715 Adelboden, Tel. 033/673 80 00, www.parkhotel-bellevue.ch
Ermitage-Golf*****, Schönried-Gstaad Das Chalet- und Solbadhotel hat im Gegensatz zu den grossen Fünfsternhäusern in Gstaad einen bemerkenswerten Feriencharakter.
3778 Schönried-Gstaad, Tel. 033/744 27 27, www.ermitagegolf.ch
Beatus****, Merligen
Amerikaner nennen so eine Aussicht «one million dollar view». Das «Beatus» hat einen Logenplatz direkt am Thunersee.
3658 Merligen, Tel. 033/252 81 81, www.beatus.ch
Ferienart Walliserhof****, Saas Fee
Wer in diesem Jumbochalet eincheckt, kann sich auf einiges gefasst machen. Das neue Spa zählt zu den schönsten im Alpenraum. 3906 Saas Fee, Tel. 027/958 19 00, www.ferienart.ch
Les Sources des Alpes*****, Leukerbad
Die Wellnessfläche pro Gast ist die grösste in der Schweiz, und das Wohlfühlangebot ist riesig.
3954 Leukerbad, Tel. 027/472 20 00, www.relaischateaux.com/sources
Hotel Schwarz****, Mieming (Tirol)
Im Laufe der Zeit «natürlich» gewachsene und daher verwinkelte Hotelanlage auf einem Hochplateau westlich von Innsbruck.
A-6414 Mieming, Tel. 0043/5264/52120, www.schwarz.at
Posthotel****, Achenkirch (Tirol)
Auf den ersten Blick überbordender Kitsch, auf den zweiten eine Fülle von liebevoll platzierten Features, die das soeben renovierte Haus an die Spitze der österreichischen Wellnesshotels stellt.
A-6215 Achenkirch, Tel. 0043/5246/6522, www.posthotel.at
Jagdhof*****, Neustift (Tirol)
Allein schon die Tiroler Bergwelt um den «Jagdhof» lässt einen den Alltag vergessen und lädt zu endlosen Spaziergängen ein.
A-6167 Neustift, Tel. 0043/5226/2234, www.hotel-jagdhof.at
Traube Tonbach*****, Baiersbronn (Schwarzwald)
Das Nonplusultra eines deutschen Ferienhotels. Das frisch erneuerte Spa fasziniert durch optisch edles Understatement, das sich wohltuend vom verbreiteten Hang zu Schwülstigkeit in Bäderzonen abhebt.
D-72270 Baiersbronn, Tel. 0049/7442/4920, www.traube-tonbach.de
Bareiss*****, Baiersbronn (Schwarzwald)
Schon ein Kurztrip in diese Ferieninsel im Schwarzwald reicht, um die Akkus wieder aufzuladen. Die Zimmer sind mit viel Gespür für Farben und Formen eingerichtet.
72270 Baiersbronn, Tel. 0049/7442/470, www.relaischateaux.com/bareiss
Les Fermes de Marie****, Megève (Savoyen)
Die «Fermes» bestehen aus einer Kollektion alter Bauernhäuser, die hier Balken für Balken, Stein für Stein wieder aufgebaut wurden.
F-74120 Megève, Tel. 0033/450/93 03 10, www.fermesdemarie.com
Hôtel Royal*****, Evian (Genfersee)
Ein Abstecher im über dem Genfersee thronenden Hotelpalast aus dem Jahr 1907 belebt die Sinne und leert die Brieftasche.
F-74500 Evian, Tel. 0033/450/26 85 00, http://www.royalparcevian.com
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