BILANZ: Herr Danuser, Tausenden von Schweizer Bankern wird derzeit davon abgeraten, ins Ausland zu reisen. Ferien machen diese Menschen aber trotzdem. Eine Chance für den Schweizer Tourismus?
Danuser: Absolut. Genau solche Chancen gilt es zu packen in schwierigen Zeiten wie diesen.
Wie?
Man muss sich aktiv darum bemühen, denn die Banker fliegen vielleicht nicht mehr in die USA, aber ins benachbarte Ausland – zum Beispiel ins Südtirol – fahren sie noch immer. Nur zweifle ich daran, dass die Schweizer Destinationen aktiv etwas daraus machen. Manchmal habe ich das Gefühl, als hätten viele Touristiker den Markt aufgrund des starken Frankens aufgegeben. Es herrscht Lethargie.
Wer müsste konkret etwas machen?
Die Situation ist sicherlich für Direktanbieter wie Luxushotels am interessantesten. Hier habe ich auch Hoffnung, denn es gibt in der Schweiz viele innovative Hoteliers, die auch in schwierigen Zeiten sehr gut arbeiten. Die könnten jetzt zum Beispiel ein «Banker’s Paradise»-Paket schnüren, das auf diese Klientel zugeschnitten ist. Das müsste man dann in Fachmedien platzieren und mit Social-Media-Massnahmen flankieren, man könnte auch direkt mit einer Bank zusammenarbeiten. So etwas bringt Logiernächte, aber auch Publizität und Goodwill.
Wie bitte? Goodwill?
Natürlich. Die Banker werden ja überall nur gescholten im Moment. Wenn da jetzt eine Hotelkette oder eine Destination kommt und etwas für diese Kundschaft tut, dann kommt das sicher gut an. Das ist ein sehr dankbarer Markt.
Der Schuss kann aber auch nach hinten losgehen. Müsste man als Profiteur nicht mit negativen Reaktionen rechnen?
Das glaube ich nicht, nein. Unserer Hotellerie geht es so schlecht, da ist aktives Handeln grundsätzlich positiv. Und wenn man sich um eine so zahlungskräftige Klientel bemüht, dann erst recht.
Wenn Sie noch Kurdirektor von St. Moritz wären, würden Sie nun alle Hebel in Bewegung setzen?
Wir hatten ja nie Geld für solche Kampagnen, wir waren aus der Not heraus innovativ. So ist die Idee entstanden, auf Schnee Polo zu spielen. Heute machen es sich die Destinationen einfacher. Sie planen grosse Kampagnen, dann ist das Geld weg. Leider werden viele Konzepte geschrieben und nur wenige umgesetzt.
Hanspeter Danuser (65) war während 30 Jahren Kurdirektor von St. Moritz. Er berät unter anderem die Repräsentanz der Deutschen Bank in St. Moritz.